Draußen ist immer noch alles doof. Zeit, dass wir uns mal wieder woanders hin verkrümeln. In unseren Traumstall. Den haben wir uns als Kind zurechtgelegt und hin und wieder als Erwachsener noch mal ergänzt. Natürlich haben wir das dann ein bisschen realistischer nachgebessert. Da wohnen jetzt vielleicht doch nicht nur wunderschöne Friesen, sondern vielleicht auch mal normalere Pferde. Oder wir finden schwarze Hengste einfach nicht mehr so schweinegeil wie vorher (was haben die Medien damals nur mit uns gemacht, dass es immer der schwarze Hengst ist? Da sind manche echt drauf pappen geblieben).
In unserem Stall gibt es natürlich Koppeln, so weit das Auge blickt. Wir züchten natürlich. Nur so zum Spaß, weil das so schön ist. In unserem eigenen Traumkonstrukt gibt es keine teuren Deckgebühren, hohen Aufzuchtkosten, keine Geburtskomplikationen, nein wir züchten unsere Liebesfohlen, rein zum Spaß für uns. Je nach Ausrichtung und Alter des Träumers haben wir da natürlich ganz eigene Spezialisierungen. Die einen haben fancy Reiner, die nächsten erhalten die Kinsky-Zucht aufrecht, weil die so schön gülden glitzern (würde ich übrigens auch nehmen, das ist mal ein Sonderlack, den ich mag). Der Übernächste gründet eine große Dressurdynastie, wiederum andere begründen eine Galopperzucht (ich!).
Unsere Pferde wohnen luxuriös. Im niemals schlammigen Offenstall, in einem Prinzessinnenpalast, der steten Ausgang ermöglicht und wo alles sauber ist und es glänzt. Wir gucken schließlich in unseren Träumen nicht aufs Geld.
Wir wohnen natürlich dran. In unserem eigenen wunderbaren Haus. Mit Blick auf die Koppel unserer Lieblingspferde. Die galoppieren da wunderbar frei hin. Ohne Sorgen. Da gibt es keine Montagspferde, kein zu alt, zu krank. Die sind genauso glücklich wie wir hier und werden hundert Jahre alt.
Unser Ausreitgelände gehört uns selbst. Wir haben einen eigenen Park, der führt um die Koppeln herum. Dort stört niemand. Da wirft keiner Müll hin. Nur für uns. Und wenn wir den ganzen Weg im Galopp nehmen wollen, können wir das. Galoppstrecken hören nie auf. Und der Boden ist immer dafür geeignet. Wir winken den anderen Pferden auf der Koppel. Wir haben natürlich auch einen wunderbaren Parcours für Natursprünge, sofern das unsere Präferenz ist. Wenn nicht, dann haben wir mehr Garten. Hier ist nie etwas für Pferde giftig.
Früher hatte ich meinen Traumstall für all unsere Schulpferde, weil ich die alle so mochte. Okay, vielleicht nicht für das garstige Pony, aber die hätte ich aus Kulanz hoheitsvoll doch genommen. Es waren halt die Pferde, die ich kannte und mochte. Später spinnen wir uns aber auch mal eigene Pferde zusammen. Wenn wir uns ganz unbeobachtet mit unseren Gedanken fühlen. Wie wäre das, den nächsten Kracher fürs CHIO im Stall zu haben? Macht nichts, die haben ALLE Platz in unserem Prinzessinnenschloss. Wir sind nicht kleinlich, wir denken Großzügig und das wollen wir sein. Wir nehmen natürlich auch alte und kranke Pferde auf, die keiner wollte. Bei uns gibt es keine ansteckenden Seuchen oder Pferde, die lieber gestern als heute euthanasiert gehören. Bei uns wird jeder gesund. Und das ist okay.
Manchmal darf man ins Prinzessinnenschloss zurückkehren. Wichtig ist nur, aufzuwachen, wenn es um die knallharte Realität geht. Ja, wir wissen, manche sind nie aus dem Barbietraumhaus zurückgekehrt und haben eine merkwürdige Sicht auf die Welt. Aber ein bisschen Prinzessin muss sein. Gerade jetzt …
Foto: Weide im Prinzessinnenschloss. Ja, wir sprechen noch drüber.