… ist nicht das Beste. Das müssen wir wohl mal alle kurz zugeben. Der Partner gibt schon ne Vermisstenanzeige auf, weil der Reiter geschrieben hat: “Bin nur mal kurz im Stall”. Daraus wurde dann ein ganzer Tag und eine halbe Nacht und der Reiter ist sich auch irgendwie keiner Schuld bewusst. Hier noch ein Schwätzchen, da noch Fohlenbilder gucken (oder direkt Fohlen live) und Puff – zehn Stunden später. Uhren scheinen im Stall eben einfach anders zu funktionieren. Und das Zeitmanagement des Reiters auch.
Dabei frage ich mich manchmal schon, wie ineffektiv man seine Zeit nutzen kann. Fünf Stunden im Stall und das Pferd ist immer noch nicht bespaßt. Früher konnte ich das auch ganz wunderbar. Dann war ich beruflich gezwungen, Dinge zu erledigen, und zwar in einer Zeit, die bedeutet, dass nicht alle bis 18 Uhr im Stall arbeiten müssen, weil Klein-Nika noch hier Pferdenasen streichelt, dort noch mal den Eichhörnchen hinterherschaut, etc. Misten, Reiten, Zackzack! Seitdem kann ich mich mit vielen Dingen gar nicht so aufhalten. Deswegen weiß ich manchmal auch gar nicht, was andere Leute im Stall so lange machen.
In der heutigen Zeit – Top. Keine Zeit verschwenden, Stall wieder verlassen, damit man einfach nicht mit Leuten in Kontakt kommt. Sonst eher … wie, du warst nur so kurz da? Offenbar wird den Reitern gerne suggeriert, dass man ja eine Rabenmutter ist, wenn man nicht mindestens X Stunden im Stall ist. Aber wie viel Zeit vergeht da wirklich effektiv mit dem Pferd? Nicht mal die Hälfte – das kann ich euch aber flüstern. Da wird alles gemacht, aber nicht trainiert. Die meiste Zeit ist man damit beschäftigt zu Quatschen. Oder man geht so Aufgaben nach, die nice to have aber nicht unbedingt gerade notwendig sind (Sattelpflege, Spind aufräumen, Dinge nach Farbe sortieren). Oder man mistet, obwohl man in Vollpension steht. Das sind alles so feine Dinge, die man fürs eigene Wellness macht. Keine Ahnung, wer entschieden hat, dass Trensen waschen Wellness ist – aber irgendwie denkt man sich an manchen Tagen: Wow, da hab ich jetzt Bock drauf.
Beim Selbstversorger sieht das häufig anders aus. Der kommt dann gerne mal gar nicht zum Reiten, war aber den ganzen Tag mit wichtigeren Maßnahmen beschäftigt. Zäune reparieren ist da wohl ein Highlight. Aber auch hier was auf der Wiese tun, da muss das Dach vom Stall geflickt werden und … was? Ich saß schon drei Wochen nicht mehr auf dem Pferd?
Aber wir haben uns das nun mal alle so ausgesucht und jeder macht das, worauf er Lust hat.
Reiten ist halt nicht nur das im Sattel sitzen und das ganze drumherum. Nur ist es natürlich nicht allgemeingültig. Was der eine macht und wie er es handhabt, geht für den nächsten gar nicht und umgekehrt. Der eine möchte nicht Zackzack machen, sondern sein gepflegtes Kaffeekränzchen im Stall, der andere will heimwerken und Pferde halten und der Übernächste möchte vielleicht einen Tantrastall gründen, wo alle nackig rumreiten. Sei es ihnen gegönnt. Jeder muss ja mit seinem eigenen Tagesrhythmus glücklich werden. Und solang man das ist, kann man ja seine Zeit im Stall verbringen wie man will. Außer jetzt gerade.
Foto: Nachbarschaftswache.