… und manchmal will der raus zum spielen. Übrigens steckt der “echte” Hengst auch in Hengsten. Denn die stehen ja auch nicht den ganzen Tag dauergeil herum und machen nen Kragen (auch wenn Prestigehengstkäufer sich das wünschen, so sind Hengste auch nur Pferde mit Eiern, wo man hin und wieder bisschen auf den Piephahn und dessen Befindlichkeiten achtgeben muss). Und im Frühling, da sind sie alle Hengst. Auch die Stuten. Pferde haben es da nicht so mit Unterscheidungen. Ihnen ist weder bewusst, welchem Geschlecht sie angehören, noch interessiert sie ihre Größe oder andere Hindernisse.
Zum Beispiel das Pony. Das hat auch einen inneren Hengst. Manchmal. Dann wird mit den Vorderbeinen geschlagen und ein bisschen gequietscht. Außerdem kann der mit seinen Knubbelbeinen sogar steigen und wirft dabei schön den Kopf. Mit Wallamähne kann er auch punkten. Da wirkt mein mickriger Möchtegernhengst nur deswegen cooler, weil er größer ist. Sonst bietet das Pony eigentlich die spektakulärere Show – schon, weil er viel auf zwei Beinen steht (das Größenproblem wird so auch geschickt umgangen und wenn man dem frechen Mozart schon ins Gesicht beißen will, muss man ja auch irgendwie drankommen).
Auch mein Pferd ist gerne in seinem Kopf ein Hengst. Vor allem, wenn die Damen ihn locken. Ihm hat keiner erzählt, dass ihm die Eier fehlen und möchte von mir zu dem Thema auch nicht belehrt werden. So richtig weiß er nicht, was er er mit den Ladies soll, aber er mag es schon sehr, angebaggert zu werden. Und wenn keiner baggert, dann baggert halt er. Dabei ist er allerdings sehr wahllos. Kühe aus der Ferne zum Beispiel. “Oh, lala, Ladies, ich zeig Euch mal wer den größten … Gott im Himmel, was ist das denn? HILFÄÄÄÄÄ!”. Eben noch die Schecken begatten wollen, feststellen, dass sie muhen und dann schnell verpissen. Das haben wir ja gern.
Geräusche sind außerdem immens wichtig, um den Hengst zu markieren. Drachenschnauben, markerschütterndes Gequäke und wildes: “HUÄHAÄHÜÜÜHÄÄÄ!” In so einer ganz heiseren Tonlage. Ihr wisst schon, was ich meine und habt das jetzt im Ohr. Klingt bescheppert, ist furchtbar laut und wird gerne mit einem Aufstampfen unterstrichen. Muss möglichst weit sein, als wär’s was Spanisches. Dann wird die Hengstshow richtig toll. Dazu muss der Hals plötzlich eklatant voluminöser werden. So wie bei Kragenechsen. Sind bestimmt verwandt. Denn jeder weiß – man kriegt die Damen nur rum, wenn der Hals schön dick ist und der Hengst besonders laut kreischt, sodass mindestens ein Pferdehalter im näheren Umfeld Tinitus bekommt.
Ob da jetzt wirklich ein Hengst steht? Spoiler – meistens nicht. Das ist nur eine Stute, die in ihrer Intimsphäre verletzt wurde. Oder ein Wallach, der die eine Faser Selbstbewusstsein in sich selbst gefunden hat, um dem fremden Pferd zu sagen: “Hau ab, ich bin hier der Hengst!”. Oder eine Pferdegruppe mit viel zu vielen Frühlingsgefühlen und Hormonen. Was aber wirklich zieht, um die alle von ihren Hengstallüren zu heilen? Na, ganz einfach. Kleine, weiße Shetties. Die haben mir ein ganzes Rudel zweijähriger Hengste in den Busch gescheucht. Auch solche, die vorher trompetend in den Ring tanzen, nach dem Motto: “Hier bin ich!” Aber keiner will ein Hengst sein, wenn kleine bunte Ponys durch die Lande ziehen.
Foto: Wäre so gerne mal ein richtiger Hengst. Aber nur, bis jemand dann auch von ihm was „hengstiges“ will.