Wer sagt’s meinem Pferd? Sein Haltbarkeitsdatum ist schon längst überschritten. Zumindest, wenn man manchen Leuten glaubt, die diesen Unfug mit dem: Sportpferde werden nur maximal acht Jahre alt, propagieren. Letztens erst in ner Pferdegruppe mit einigen Leuten diskutiert. Wie kommen die Leute auf diesen Schwachsinn? Na, da gibt’s doch ne Studie! Und Studien sind immer richtig und daher kann man das wunderbar herunterbeten. Wann immer man irgendwo ein bisschen über Sport redet, so wird irgendwann irgendwer mit dieser Studie ins Haus fallen und dafür mindestens Beifall wollen. Denn BÄM! Hab ich’s den blöden Sportfutzis gegeben! Gegen Studien kann NIEMAND was sagen. Ha! Habe ich sie endlich überführt, die bösen Pferdemörder? Nein. Weil die Leute alle die Studie nicht gelesen haben. Und die Schlussfolgerung aus ihr – um ein Alter von Sportpferden auszumachen, ist schlichtweg falsch.

Dummerweise sagt die Studie von 1985, auf die sich bezogen wird, überhaupt nichts über das Alter von Sportpferden aus. Sondern auf das Schlachtalter von Pferden. Betrachten wir, dass es viele Fohlenschlachtungen gibt (1985 noch mehr als heutzutage), wissen wir schon gleich – die ziehen den Durchschnittswert runter. Aber was sagt das über Sportpferde? Denn die Fohlen waren ja schon mal keine. Ja, richtig, nichts. Das ist, als wenn die im Mathebuch die Frage stellen: Mozart hat drei Äpfel und vier Birnen. Nika legt drei Schlangen dazu. Berechne, wann der Zug nach Köln kommt und wann er in Taka Tuka Land hält. So. Schön, dass wir drüber gesprochen haben. Gibt es jetzt was Neues? Was Besseres, um das Alter von Sportpferden im Durchschnitt zu erklären? Nicht wirklich.

Warum? Weil niemand melden muss, wann sein Pferd stirbt. Also klar, man meldet das der Versicherung (jedes Pferd ist ja irgendwie versichert). Die hätten eventuell passende Statistiken, doch einem Verband muss man das nicht wirklich melden. Ist ja auch klar, ich nehme mein Pferd jetzt aus dem großen Sport, dann steht es noch zehn Jahre auf der Weide, taucht also in den Turnierstatistiken nicht mehr auf, wird auch nicht mehr als Turnierpferd fortgeschrieben, aber lebt eben noch. Es ist nur aus dem Sport verschwunden. Tot ist es deswegen aber nicht. Fohlensterblichkeit da noch gar nicht inkludiert, denn die ist nun mal immer da – Zucht ist immer ein Risiko, man kann auch Stute und Fohlen verlieren, wenn es ganz blöd läuft. Aber in einer Statistik, wie alt Sportpferde werden, hat das eigentlich auch nichts zu suchen. Denn sie will ja aussagen, wie alt das Pferd bei sportlichem GEBRAUCH wird. Und das Fohlen wurde noch nicht gebraucht.

Und wenn man sich wirklich auch mal harten Sport ansieht, wie zum Beispiel National Hunt, dann kann man doch einfach nicht zu dem Schluss kommen, dass alle mit 8 tot sind. Da fangen die doch gerade erst an die wichtigen Rennen zu laufen, wie soll das gehen, wenn die alle tot sind? Und die verunfallen statistisch gesehen häufiger als zum Beispiel in einem Flacherennen. Aber wenn sie schon nicht mit acht tot sind, sondern ihre richtige Karriere gerade erst anfängt, wie will man dann diese ewigen acht Jahre erhalten? Das geht einfach nicht? Eine statistische Erfassung, wann ein Pferd bei sportlichem Gebrauch sterben muss oder gar einen Durchschnittswert, kann man so einfach nicht berechnen. Wenn ich mit meinem Pferd als Amateur trotzdem jedes Wochenende unterwegs bin, dann habe ich ja auch ein Sportpferd. Vielleicht springe ich sogar bis S – also schon eine größere Belastung, als wenn ich jeden Reiterwettbewerb mitnehme. Aber auf mich würde in einer Statistik keine Sau schauen. Es ist zu viel – zu breit gefächert, was nimmt man mit, was zählt nicht rein. So ist es auch ganz schöner Quatsch zu behaupten, dass ein Sportpferd durchschnittlich nur acht wird und alle, die älter sind, einfach nur die Ausnahmen.