… leider finden die dummerweise a) nach Hause und b) kann man die so schnell am Chip identifizieren und dann werden die zurückgebracht, was zu noch mehr Peinlichkeiten führt. Willkommen zu einer neuen Runde: Das Pferd ist ja auch nicht immer nett. Das kann verschiedene Gründe haben. Fühlt sich nicht gut, Wetter ist doof, Reiter ist doof und dazu noch allgemeine Nullbockigkeit. Wenn die (jetzt gerade in der kalten Jahreszeit) noch auf alle Unzulänglichkeiten und Jammergründe des Reiters trifft, dann trennen sich Pferd und Reiter schon mal kurzfristig. Oder sind zwischendurch sehr sauer aufeinander. Aber das ist voll okay. Liebt man sein Pferd eigentlich überhaupt richtig, wenn man nicht mindestens einmal liebevoll Salami zu ihm sagt? Weiß man nicht.
Viele Leute sind sehr schockiert, wenn man gerade Streit mit seinem Pferd hat. Ist schon lustig, denn wenn man mit seinem Partner Streit hat, dann fragen sie wenigstens mal nach, warum das so ist und während man ihnen das erzählt, ergreifen sie dann Partei für einen (kann nachher anders aussehen). Aber zumindest werden sie so was sagen wie: “Puh, da wäre ich auch sauer.” Wenn man sauer aufs Pferd ist, dann nicht. Dann ist man ein Unmensch. Das Pferd ist schließlich heilig. Ja, sicher, es lohnt sich überhaupt nicht auf sein Pferd sauer zu sein oder gar von ihm eine Entschuldigung zu fordern, das Pferd versteht das Konzept nicht und es hat uns sowieso schon längst vergessen, während es auf dem Paddock rumdüst oder sein Heu mampft. Da können wir noch so bockig im Reiterstübchen sitzen und uns wünschen, dass der Schlachter auch Hausbesuche macht.
Wirklich tricky wird es, wenn das Pferd längere Zeit schlechte Laune hat. Meiner zum Beispiel immer Fellwechsel von Winterfell auf Sommerfell. Dann hat das Pferd einfach schlechte Laune, die Zündschnur ist kurz, alles juckt. Ja, natürlich kratze ich ihm die juckenden Stellen und ich schmirgle ihm das nervige Fell runter, aber das Pferd hat trotzdem blöde Laune und lässt die dann an mir aus. Und reagiert mit absolutem Unverständnis, wenn ich dann auch mal irgendwann sage: “Jetzt reicht’s mir!” Nee, das versteht er dann nicht und wir streiten uns. Wir wissen ja, Mozart handelt grundsätzlich nach dem Prinzip: Das muss jetzt, danach bin ich wieder lieb. Geht nur nicht immer alles “jetzt”. Schon mal gar nicht “jetzt” an mir herum kratzen, weil es so juckt. Da werde ich schnell böse. Eigentlich weiß er das. Uneigentlich probiert er es im Fellwechsel doch so mindestens drei Mal und wundert sich über meine Reaktion.
Das Pferd weiß allerdings nachher gar nicht mehr, dass wir uns gezankt haben. Das macht es auch so schwierig, dauerhaft sauer auf die Fellnasen zu sein. Selbst wenn die einen gerade in die nächste Modderpfütze geschmissen, getreten oder gebissen haben. Sie wissen es einfach nicht mehr und begrüßen einen am nächsten Tag, als wäre überhaupt nichts passiert. Sie brummeln uns an und strecken uns die Nase entgegen und fordern die übliche Begrüßung ein. Da steht man dann schnell und sagt: “Boah … okay, ich würde dich niemals aussetzen. Du bist das beste Pferd der Welt.”