Wenn man mit Pferden unterwegs ist, kommt man unweigerlich über Wege, die dem Autofahrer verschlossen sind. Daher kennen sie auch ganz komische Orte, wie Schafweiden, Ziegenställe oder eben Kuhweiden, die sonst keiner kennt. Und sie wissen garantiert auch, welcher Nachbar sich Gänse hält.
Denn mit Pferden auf andere Tiere treffen, ist so eine Sache. Es soll ja Hardcore Pferde geben, die kein Problem mit sämtlichen anderen Lebewesen haben – dafür aber bei unbewegten Objekten heulend davonrennen, aber ein Großteil der Pferde hat nun mal Schiss vor irgendwelchen Vierbeinern, die keine Pferde sind.
Zum Beispiel Schafe. Die sind laufende Tampons und viel zu fluffig. Außerdem muffeln die komisch. Und diese Geräusche. Mein Pferd findet Schafe unheimlich aber noch ertragenswert. So gerade noch. Wenn man ihn aber schön nach links biegen will, muss man nur an der Schafsweide vorbeireiten. Kein Problem, Pferd macht sich krumm wie eine Banane. Hauptsache, es ist nich so viel von ihm in Schafsnähe.Davon abgesehen, interessieren die sich auch nicht so sehr für ihn. Schafe sind offensichtlich nicht daran interessiert, Pferde zu reißen und ihre Knochen abzunagen.
Schlimmer sind schon Gänse. Denn die kommen angesprintet und flattern auch noch herum. Tiere, die spontan breiter werden, als sie eigentlich sind, sind schon eine große Herausforderung, die mein Pferd gerne mit Hüpfern in Richtung Autos quittiert. Allerdings sorgen Gänse auch für Hirnschwund, denn er vergisst sie auch wirklich regelmäßig, während er bei anderen Tieren schon im Vorfeld weiß, wo die wohnen.
Gänse töten auf jeden Fall kleine, doofe Rennpferde, die da nur harmlos vorbeiwackeln.
Dafür sind Esel gänzlich uninteressant. Ganz egal, was die für eine Geräuschkulisse bieten. Da guckt man mal, sagt: “Hallo, wie geht’s” und dann ist es auch gut. Nicht so bei unserem Oldie. Der wurde spontan drei Nummern kleiner und mutierte zum hysterischen Tänzelmonster, wenn wir den Eselweg geritten sind. Schnell hinter dem Galopper verstecken, vielleicht fressen die Monster den, und man selbst kommt mit heiler Haut davon.
Andersherum ist mein Pferd dann das Tänzelmonster, wenn wir zu den Kühen kommen. Denn die Kühe bei uns im Dorf … die sind ein bisschen wie die Hell’s Angels. Kommen in der Gruppe, haben bestimmt Klappmesser versteckt und schauen, wer sich da auf ihrem Grundstück herumtreibt. Und dann machen die doch glatt manchmal: “Muhhhhh!” Sobald das erste “Muh” kommt, steht mein Pferd halb im Feld und guckt immer wieder abwechselnd von den Kühen auf den Weg, den er dann gerne sehr schnell nehmen würde.
Eigentlich sind die Kühe sehr freundlich und neugierig. Die freuen sich über Passanten aller Art. Auch über Reiter. Leider hat mein Pferd noch nicht verstanden, dass die auch nur guten Tag sagen wollen und versteckt sich schon mal vorsorglich. Früher hinter dem Opi. Wie meine Geländesaison dieses Jahr wird … kann ich nicht sagen. Bisher hab ich die Kühe gemieden. Haben ja keinen Opi mehr.
Wirklich abgefahren wird es, wenn Nachbarn Exoten haben. Oder Schweine. Oder exotische Schweine. Schweine riechen für die meisten Pferde einfach zu streng. Oder sie sind von Dämonen besessen. Warum auch immer, aber bei Schweinen hört bei vielen Pferden der Spaß auf. Wie schnell die plötzlich rückwärts oder vorwärts laufen können … huiii! Ganz egal, wie schwer und gemütlich.
Ganz arg werden dann Tiere, die das Pferd nicht hinter einem Weidezaun trifft, sondern eher in der Natur. Vor allem Igel. Igel haben die Angewohnheit sehr laute Geräusche zu machen. Spontan hatte mal einer davon beschlossen, bei uns im Stall zu wohnen.
Und ich wundere mich wie der letzte Idiot, warum das Pferd plötzlich einen Höllenterz am Eingang macht: Na, richtig: Da sitzt ein Igel. Erst, als ich den einkassiert und zur Igelauffangsstation gebracht habe, hat mein Pferd mir so langsam abgenommen, dass wirklich kein bösartiger Igel mit Blasrohr im Gebüsch sitzt und seine Stacheln auf ihn schießt.
Im Gelände, am Waldrand, trifft man auch gerne auf Igel. Die sitzten ganz nah im Unterholz und meckern, wenn harmlose Pferde da entlangkommen. Das Meckergeräusch ist meinem Pferd aber definitiv zu laut. Und Igel sind auch sonst nicht sehr lautlos … Oh Gott … die Apokalypse droht. Im Kreis drehen, Augenrollen, HILFE!
Viel lieber hat er Kaninchen. Wir haben eins, das im Stall wohnt. Halb wild – war einfach da. Wenn ich wieder beide Pferde wie Trüffelschweine über die Wiese laufen sehe, weiß ich genau: Ach, die gehen wieder mit ihrem Kaninchen Gassi. Ich glaube manchmal sogar, dass das Kaninchen das sehr witzig findet. Die Karawane zieht weiter!
Foto: Ja, wir reden über dich, du Streifenhörnchen!