Es ist eigentlich unangenehm, dass ich noch mal darüber schreiben muss, aber es wird ja nicht besser. Fette Pferde sind ein Thema, mit dem ich mich ständig konfrontiert sehe. Überhaupt nehmen verfettete Tiere Überhand, seitdem der Mensch plötzlich die dick ist schick Nummer entdeckt hat. Da ist das doch totaaaaal niedlich, wenn das Pony von der Hangweide bis ins Dorf rollt, weil ein Windstoß es umgeworfen hat.

Ich habe kein fettes Pferd – liegt an der Rasse (obwohl ich da auch ein paar Vertreter kenne, die jegliche Startbox sprengen, weil sie garantiert mit einem schweren Warmblutfohlen vertauscht worden sind. Einem sehr schweren … sehr fetten Warmblutfohlen). Daher habe ich einen recht normalen Blick auf Pferde. Ich schrei nicht so schnell: Das ist viel zu dünn, wenn man Rippenbögen bei einem Vollblut im Sommer sehen kann, ich brülle auch nicht: Fett, nur weil es ein Kaltblut ist. Aber wie ignorant die Leute auch bei ihren eigenen Pferden (und Tieren generell) sind, ist schon ein starkes Stück.

„Das muss so!“ Ist hier die beliebteste Aussage. Weil der Maulkorb Quälerei ist und das Pferd halt auf einer fetten Wiese steht. Die Leute verwechseln gerne, dass kräftig gebaute Rassen nicht automatisch fett sein müssen. Und dass Fett schon mal gar kein Fettträger ist – denn das ist die beliebteste Kombi: Dicker Reiter, dickes Pferd. Das kann so ein Pferd ab, wiegt doch auch viel. Generell neigen barocke Pferde eher zur Fettleibigkeit (vom Menschen gemacht) oder eben die besagten Ponys. Weil man es nicht übers Herz bringt, denen einen Futterstopp reinzuhauen. Oder überhaupt mal über Fütterung nachdenkt. Da wird kiloweise das Müsli reingekippt und Heu? Ach, Heu ist doch doof. Das macht fett (kein Witz, schon gelesen).

Die mit den ultra fetten Pferden und der 0 Reflektionsnummer sind auch die, die andere Leute gern beschimpfen, weil ihre Pferde angeblich hungern. Meiner zum Beispiel. Manchmal sieht man da ja Rippen. Oder bei unserer 32 Jahre alten Omma – da sieht man auch Rippen. Allerdings sieht man eher seltener ein so altes, so großes Pferd. Aber was erzähl ich euch das, ich wette, fast jeder, der ein ganz stinknormal befettetes Pferd hat, der musste diese Diskussion mit einem Wuchtbrummenreiter schon führen.

Meist haben die Reiter mit den Schwabbelpferden noch andere Tiere. Einen Rollbegleithund zum Beispiel. Der rollt dann mit. Nur bergab, mehr kann das Pferd nicht (und der Hund auch nicht), wegen der kaputten Gelenke. Dass die Fettleibigkeit Tiere krank macht, darüber denken viele Reiter gar nicht nach. Fettdepots sind immer nur Haut und das kann man ja eh nicht anhand eines Fotos beurteilen (auch wenn das Pferd so aussieht, als hätte man ihm Wiener Würste unter die Haut implantiert).

Am schlimmsten wird es mit den Schwabbelpferdreitern, wenn sie auf vermeintliche Kollegen treffen, die fiesen Reiter, die WISSEN, dass ihr Pferd zu fett ist und aktiv daran arbeiten. Die es bewegen und entsprechend füttern, gar den Stall wechseln, weil es bei ihnen keine Möglichkeit gibt, das Pferd auf Abspeckkur zu schicken. Ne, das wollen die gar nicht gerne hören, da wird geschimpft. Dem Pferd soll es doch gutgehen. Man selber hat ja auch ein paar Pfunde zu viel und fühlt sich wohl.

Und überhaupt, da müsste man ja was machen. Wollen viele nicht. Das ist wie mit der Bestrafung bei schlechtem Benehmen – wollen die gerne auch nicht. Da müsste man ja etwas tun. Auch an sich selber, an der Einstellung, die man zu seinem Pferd hat. Und an seinem eigenen Verantwortungsbewusstsein. Das ist natürlich anstrengend und da haben manche Leute keine Lust drauf. Habe aber einen Tipp für die: Holzpferd kaufen. Die verfetten auch nicht.

Foto: Die drei von der Tankstelle.