ist sicher für viele sehr spannend. Oder aufregend. Oder auch unangenehm. Ich kann euch aber sagen: Es ist alles drei zusammen, wenn man mit dem Todesstern springt. Meine erste Springstunde war nämlich mit dem Todesstern. Und nicht nur meine: Ihre gleich mit! Offensichtlich fand sich mal wieder kein Idiot, der ihr mal die Hindernisse zeigt, außer mir. Vielleicht hat man auch von vornherein keinen gefragt. Jedenfalls bin ich also da. Und der Todesstern auch. Und ein paar Sprünge in der Halle. Und meine Reitlehrerin: „Komm, geh mal rein, du machst die Springstunde mit.“
„Ich kann aber doch gar nicht springen.“
„Macht nichts, kann der Todesstern ja auch nicht.“

Ich weiß nicht ob ich das gutfinden soll. Ich möchte außerdem betonen: Ich habe ein gewisses Selbstbewusstsein, was den Todesstern betrifft. Denn losgeworden ist die mich noch nie (und sie ist auch das einzige Pferd auf der Welt, das mich zweimal insgesamt runtergeschmissen hat, normalerweise falle ich nie zweimal vom selben Pferd). Was soll da also schon passieren?
Wir machen uns warm, der Todesstern guckt. Was ist denn das hier? Sieht aus für Mikado für sehr große Tiere. Ich habe sie überhaupt noch nie so guckig erlebt, denn die guckt ja generell nicht, die buckelt einfach so los, wahrscheinlich, weil sie beim Reinkommen schon die schlimme Ecke gefunden hat.

Aber heute nicht. Heute wird geguckt. Ich lasse sie gar anhalten und mal an den Stangen schnuffeln (immerhin war die Kutschpferd, die kennt die Mikado Stäbchen doch gar nicht). Gucke kurz mal prüfend, ob ich nicht doch das falsche Pferd habe … hinten Rechts weiß … okay. Doch, ist Todesstern. Hm … Meine Reitlehrerin steht da und lacht. „Was ist denn mit der los?“
„Weiß nicht. Ich glaube, die ist verliebt in die Stangen.“ Todesstern will da gar nicht mehr weg. Und ist auch etwas empört, als ich sie schließlich nötige, wirklich wieder zurück auf den Hufschlag zu gehen. Empörung drückt die übrigens mit einem unmotivierten Kick in irgendeine Richtung aus. Böh! Haut alle ab. Lasst mich bei den Stangen.

Die Gruppe trabt jetzt über erste Stangen und ganz hinten, da steht das winzigste Kreuz der Welt. Ich darf mich zum Schluss anhängen und dem treudoofen Springpferd, das man auch als Bremsklotz missbrauchen kann, anschließen. Brauche ich gar nicht, der Todesstern der versteht das mit den Stangen ganz schnell. Kann man drüber laufen. Man kann allerdings auch drüber springen und so wird aus der dritten Stange ein Sprung und aus dem Kreuz ein Steil. Außerdem wendet der Todesstern nicht ab (weil ich da oben ja auch nicht springen kann) und wir poltern einmal kurz gegen die Bande. Gefühlt alle Pferde sind jetzt wirklich und in echt wach und sehen es überhaupt nicht mehr ein, irgendetwas ruhig zu tun. Sondern schnell und hysterisch. Haben jetzt wohl auch geschnallt, dass der Todesstern dabei ist.

Meine Reitlehrerin hat dafür kein Auge, die ist ganz fasziniert vom Todesstern. „Wieso ist die denn so nett?“
„Ich glaub, die mag das.“
Der Todesstern ist in der Tat wie ausgewechselt. Vielleicht sind auch nur LSD Rückstände an den Stangen gewesen, die sie inbrünstig abgeschleckt hat. Oder sie und die Stangen haben eine Shining Beziehung. Ich weiß es nicht. Den Rest der Stunde verbringen jedenfalls alle Pferde damit, dem Todesstern aus dem Weg zu gehen und der Todesstern, vom neuen Bewegungsablauf ganz entzückt, verbringt seine Zeit damit, zu erkunden, wie hoch man eigentlich springen kann. Ich verbringe meine Zeit damit, irgendwie zu erahnen, wann die abspringt. Da sie und ich das beide nicht wissen, sieht das eventuell komisch aus. Aber nur ein bisschen.

Und dann … wenn alle sich in Sicherheit wägen, dann kommt eben doch noch mal das Zuchtgebiet Mordor raus, ruft sämtliche Nazgûl im Umkreis an und fragt: Ey, kommt ihr Party machen? Party macht sie … Todesstern beschließt, dass sie genug gesprungen ist, parkt, geht rückwärts … nur ist da was. Ein Ständer. Was hat sie da so unsittlich am Poppes berührt? Ein beherzter Kick und sie mäht den gesamten Oxer nieder. Das knallt so doll, dass erstmal drei von fünf Pferden aus der Halle flüchten.
Meine Reitlehrerin ist trotzdem erleichtert, als sie mich nach draußen zum Trockenreiten schickt. „War ja schon fast unheimlich, dass die nichts gemacht hat. Ich wollte schon den Tierarzt kommen lassen.“

Foto: Hat ungefähr dieselbe kindliche Freude an Sprüngen, wie der Todesstern.