Sang ja schon einst Zarah Leander. Und sie hat recht mit dem, was sie singt. So schnell geht ja die Welt wirklich nicht unter. Bei Reitern allerdings schon, die stehen auf konstantes Drama, in und um den Stall herum, das Pferd wird direkt miteinbezogen. Und alle anderen Einsteller auch, denn das macht gleich viel mehr Spaß. Und es ist eine traurige Tatsache, dass Reiter sich damit fast mehr beschäftigen, als zu reiten. Daher sollte man eigentlich von der Bezeichnung Reiter absehen. Heulbojen vielleicht. Oder Jammerer. Oder Dramalamas.
Wie man möglichst viel Drama macht:

1) Sachen überanalysieren
Ich sage ja nicht, dass einem alles am Arsch vorbei gehen sollte, aber es verwundert mich schon, wenn ich Posts sehe, wo Leute darüber klagen, dass das Pferd heute lustlos war. Sie selbst hatten schon den Tierarzt da, die Tussi mit dem Pendel, vielleicht noch eine Tiekühlkommunikatorin und außerdem haben sie einen neuen Futterplan erstellt und den Stallbesitzer auf sämtliche Mängel hingewiesen, die behoben werden müssen, damit das Pferd künftig nicht mehr lustlos geht. Dass es einfach nur keine Lust hatte – ne, das kann nicht sein.
Und bei Facebook bekommt das Dramalama auch gleich Bestätigung: Selenmangel, Beinbruch und Cushing. Cushing geht immer.

2) Dinge suchen, die stören
Dramalamas suchen sich gerne Dinge, die stören und klagen dann ausführlich das Leid. Auch wenn das eigentlich vom Pferd gar nicht wahrgenommen wurde. Die Frau an der Bande hat fünf Minuten zugeguckt. Die ist böse. Und eine Woche drauf, war die schon wieder kurz da. IMMER starrt die unser Dramalama an.
Aber auch andere Dinge wie: „Neben der Halle steht jetzt eine Tonne. Sie stört niemanden, aber sie könnte total stören!“
Oder: Im Winter werden die Weiden neu gemacht! Ich will Mietminderung. Dass das Pferd eh sonst im Winter nur auf dem Paddock und nicht auf der Weide steht, ist dabei nur sekundär wichtig …

3) Wunden dramatisieren
Dramalamas finden jede Schramme. Und sie lieben es, diese völlig dramatisch hinzustellen, das gibt bestimmt Folgeschäden, Bein ab, oder Cushing. Sagte ich schon, dass Cushing immer geht? Jedenfalls im Internet. Bei jedem f…ing Foto steht: „Hat das Pferd Cushing?“.
Nun, zurück zu unseren Dramalamas. Die haben gerade drei Hautschuppen gefunden und zwei davon bereits zur Probe eingeschickt. Bei der Kripo. Um zu testen, ob es ein Ripper war. Vorsorglich haben sie auch auf allen Weiden Fingerabdrücke genommen und warnen bereits sämtliche Einsteller. Und falls wirklich kein Ripper dabei war, kauft sie sich schon mal Blutegel, dreihundert Kilo Verbandszeug und jammert allen was vor, weil sie angeblich nicht reiten kann. Immerhin hat das arme Pferd quasi ein Loch im Bein. Es fehlen ja Haare an einer Stelle.

4) Alles auf die Umstände schieben
Gestern war ja auch der Schmied da, da kann das ja nicht klappen. Und heute, heute scheint die Sonne, da kann das arme Pferd auch nicht arbeiten, ist doch warm. Und vorgestern war der Tierarzt da, da konnte es ja gar nicht gut laufen.
Dramalamas lieben es, den äußeren Umständen die Schuld zu geben, wenn irgendetwas nicht läuft, vor allem das Pferd nicht. Ist doch so schön einfach.
Die Reitlehrerin war zu laut, die anderen Pferde in der Halle total aufgedreht, es liegt ja alles nicht in ihrer Hand. Da war das Pferd so wuschig, dass an Reiten nicht mehr zu denken war. So ist das eben. Merke: Dramalamas sind nie um Ausreden verlegen.

Foto: Ist ja auch Winter, kein Wunder, dass er dreckig ist. Das ist nicht meine Schuld!