Der Springreiter ist sportlich und das muss auch jeder sehen. Er steht auf Action und Höhe, Nervenkitzel und fliegende Hufe, selbst wenn er niemals höher als Springreiterwettbewerb geht. Das betont er auch gerne, indem er alles, wo die Beine am Boden bleiben, für langweilig deklariert. Das ist doch nur was für Schnarchnasen! Und dieses Dressurgehampel … brauchen wir nicht. Es reicht, wenn das Pferd im Galopp wechselt und den Parcours so schnell wie möglich und so fehlerfrei wie möglich abliefert.
Abstammung interessiert ihn nicht so sehr wie den Dressurreiter, da er zu oft auf die Nase gefallen ist. Da springt das Pferd mit dem Superpapier höchstens über Hüpfekästchen, nicht aber über den L-Sprung. Dafür zieht der dressurbetonte Youngster plötzlich über dem M-Sprung richtig an.
Er weiß also: Die Natur spielt viel zu oft Lotto beim Genpool und er mag nicht immer sinnlos einen Schein kaufen, um dann festzustellen, dass es auch heute mal wieder nichts gab.
Kritik an seinem Pferd wird meist mit: Das ist ein Springpferd abgewehrt. Das braucht keine Bewegungen und keinen Hals. Darf sogar wie eine Giraffe laufen, Hauptsache es springt. Nicht schön, aber selten. Das braucht ja schließlich auch andere Muskeln zum Springen.
Der gemeine Springreiter bewegt sich übrigens völlig anders als der Dressurreiter. Während der oft die Hände in den Taschen und eine stramme Haltung bewahrt, läuft der Springreiter gerne wie John Wayne, denn jeder soll sehen, wie seine leicht nach vorne geneigte Haltung, ähnlich der eines Ninjas, dafür spricht, dass er der beste Springreiter ist. Mehrere Springreiter im Rudel sehen daher aus wie eine Horde breitbeiniger Ninjas im Krieg. Nur ohne Waffen.
Obwohl Springreiter natürlich Waffen haben. Lustige Klatschen in allen Formen und Farben, die sie ständig neu kaufen. Aus Gründen. Meist verlegen sie die Springgerten einfach nur oder sie vergessen, dass sie je eine besessen haben. Liegt wohl am Alkoholkonsum des Springreiters, denn der ist nicht ohne. Ähnlich wie die Dressurreiter findet man sie nach der erfolgreichen Springstunde im Stübchen beim kollektiven Gruppentrinken. Außerdem pflegen sie die Tradition des Gesundtrinkens, falls mal einer von ihnen abstürzt. Nichts, was man mit einem Gläschen Jägermeister nicht wieder hinbekommt. Auch wenn der Fuß merkwürdig absteht.
Im Rudel auf dem Platz hat der Springreiter jedoch ein Problem. Niemand verlässt den Hufschlag, es sei denn, man stellt den Sprung abseits davon hin. Und auf dem Abreiteplatz balgen sie sich alle um den einen blöden Sprung, der von den TTs sämtlicher Springreiter ständig neu aufgebaut werden will. Denn auf dem Abreiteplatz ist Kegeln angesagt, nicht springen. Rechts und Links können sie auch nicht unterscheiden und Handwechsel sagt man nicht an, weil es sonst keinen Spaß macht. Überhaupt machen sie den Mund nur auf, um dem TT Anweisungen zu geben, das Pferd zu maßregeln, oder die Mitreiter zu beschimpfen. Ja, auf den Abreiteplätzen dieser Welt geht es rau zu.
Nach dem erfolgreich oder weniger erfolgreich gemeisterten Parcours, haben Springreiter ein Hassobjekt: Den bekifften Parcoursbauer. Wer hat DEM denn gesagt, dass er das SO machen darf? Der Hass vereint, vielleicht ist noch jemand runtergefallen – ein Grund zu trinken ist schnell gefunden.
Außerdem müssen sie ja noch ein bisschen über die Dressurreiter lästern, wenn die in der Halle ihre Kringel reiten. Bäh, wie langweilig.
Foto: Manchmal ein Springpferd.