Wenn es juckt und brennt, vergessen sich viele Pferde vollkommen. Da ist nichts mehr mit dem netten Kinderreitpferd oder Pony, nein, da steht ein Monster, das man zwar irgendwo verstehen kann, einen aber trotzdem vollkommen fertig macht.
Denn man kann ja schon Kinder kaum davon abhalten, sich Mückenstiche aufzukratzen, oder an ihren Windpocken herum zu schubbeln. Aber Pferde … also da bekommt man schon mal Zuckungen im Auge.

Da hat also ein Pferd ein paar fiese Stiche, die jetzt gemein jucken. Nachdem der Reiter diverse Stellen gewaschen und eingeschmiert hat, wird auch noch eine Salbe aufgetragen und dann sollte es ja wohl gut sein. Oder? Denkste!
Am nächsten Tag ist plötzlich die halbe Brust offen, weil die meisten Pferde nie wissen, wann es mal gut ist. Man sagt ja schon pubertierenden Jungs: „Wenn es wehtut, besser aufhören.“ Pubertierende Jungs verstehen das. Pferde nicht.

Da sitzt man also, sieht sich das Unheil an und muss dann jetzt noch mal waschen. Großflächig, das ganze Pferd. Anschließend wird die Desinfektion ein Affentanz. Neben dem Theater, den das Pferd eh schon macht, weil es doch so juckt. Danach wird noch mal überlegt, die jucklindernde Salbe draufzutun, das aber verworfen, weil die nicht auf offene Wunden soll. Blöd. Anschließend werden Stall oder Offenstall akribisch sauber gemacht, damit nicht mehr so viel Viehzeugs herumschwirrt. Jetzt aber!

Am nächsten Tag ist der Reiter ratlos. Jetzt ist da nicht nur eine offene Wunde, sondern gleich eine zweite Schubberstelle, dieses Mal nicht an der Brust, sondern an der Mähne. Das ist … faszinierend. Wie geht das? Also noch mal die Schritte vom Tag davor wiederholen und dann schnell an den Computer. Jetzt muss doch eine Decke her. Ganzkörperkondom, wenn es sein muss, Hauptsache der Mist geht jetzt endlich mal weg. Mit Expresslieferung, denn das Elend ist kaum noch mitanzusehen. Und so langsam hasst der Reiter auch sein Pferd. Ganz heimlich und still, denn es ist unausstehlich. Auch wenn es nichts dafür kann.

Die Decke kommt, olé, olé. Nach neuer Salbe und spontaner Waschung kommt die auch drauf und der Reiter stellt sein Pferd zufrieden dahin zurück, wo er es herhat. Jetzt muss das aber heilen. Ganz ganz sicher. Zusätzlich wird noch ein Abstecher in den Reitladen gemacht und alles Anti-Insektenspray, das die haben, gekauft, womit anschließend das Pferd so sehr eingenebelt wird, dass keiner mehr in seiner Nähe sein will.

Das stinkende Monster mit Decke wird also am nächsten Tag wieder hervorgeholt. Juchhee! Die Wunde ist verkrustet und sieht aus, als wenn sie denn endlich mal heilen möchte. Es wird gewaschen, geschmiert, desinfiziert und ab zurück auf die Weide. Pferd ist auch nicht mehr ganz so unerträglich, die Gesundung kann kommen.

Am nächsten Tag kommt der Reiter also gutgelaunt in den Stall. Und was sieht er da? Die Decke ist ein adretter Kranz in fetzigem Stoff um den Hals des Pferdes, während es sich gerade genüsslich an der Heuraufe schubbelt, weil doch alles so doll juckt. Nach Herzkasper wird die nächste Decke per Smartphone geordert, das Pferd in luftdichte Folie verpackt und nicht mehr angerührt, bis diese verdammten Stechviecher alle tot sind.

Scheiß Insekten!

Foto: Das Beste am Winter – keine Insekten.