Reiter im Urlaub sehnen sich meistens nur nach einem: Nach einem Strandritt. Das muss traumhaft sein, ein schniekes Vollblut (hier werden sie oft zum Vollblutreiter und das dann gern), das einen in den Sonnenuntergang trägt. Aber am Ende trägt der Reiter nur dazu bei, tierschutzrechtlich sehr bedenkliche Dinge zu tun.
Denn es ist ja so:

Viele Reiter nehmen im Urlaub die erstbeste Reitklitsche, nur weil jemand ein Schild mit einem Pferd an den Zaun geklebt hat. Wir wissen ja, Reiter werden von Pferden angelockt und sehen die auch auf mindestens 10 Kilometer gegen den Wind. Ergo wird in den Urlaubszielen der Welt natürlich alles mit Pferdchen ausgeschildert, Hauptsache die Reiter kommen.
Und diese Reiter … nun die sind seltsam. Gewiss gibt es eine große Mehrheit, die nicht reitet, wenn man schon auf die oben genannten 10 Kilometer sieht, dass diese Pferde krank und nicht reitbar sind – aber dann gibt es eben noch unsere Facebook Girls. Die, die in hübsche Urlaubsziele fahren und ums Verrecken am Strand reiten möchten. Scheißegal was das kostet (also das Pferd – sie selbst zahlen auch völlig utopische Preise, Hauptsache Strand).

Ich wollte auch zuletzt am Strand reiten. Ging aber nicht – bzw. nur im Schritt – weil dort zu viel Zeugs angeschwemmt worden war. Da bin ich lieber in die Berge mitgeritten, da kann man wenigstens auch cantern. Schöne Erfahrung, schöne Pferde. Ich wäre aber trotzdem nicht geritten, wenn die Pferde scheiße ausgesehen hätten.
Aber kommen wir zurück zu unserer Urlaubstussi – denn meine Erfahrung ist hier so … langweilig.
Die Urlaubstussi hat eigentlich keine Reitschuhe dabei, nur hochhackige Schuhe und Sandalen, maximal Flipflops. Und eine kurze Hose. Als Oberteil gibt es auch nur trägerlosen Kram. Aber damit kann man doch reiten – im Urlaub kein Thema!
Hier bei Facebook macht sie uns alle Runde, wenn wir mal ein Bildchen ohne Helm oder korrekte Reitkleidung tragen, aber auf Mallotze reitet sie in Hot Pants und Flipflops. Kein Thema!

Und weil es ihr zu anstrengend war, zu gucken, ob es noch irgendwo einen Stall gibt, wo die Hufe der Pferde sich nicht schon ringeln, nimmt sie halt den, der nah dran ist. Warum auch suchen? Das ist anstrengend. Und im Urlaub will sich ja keiner anstrengen. Sonst ist die Urlaubstussi natürlich auch die erste, die weint, wenn jemand eine Kandare in seiner M-Dressur nimmt: Aber hier im Urlaub darf es Stacheldraht oder die blanke Kandare sein. Hauptsache das Selfie am Strand ist nachher gut.

So schwingt sie sich dann auf das klapperdürre Pferd, reitet cool einhändig, während das Pferd sich langsam in sich selbst zusammenrollt. Muss ja auf den Urlaubsfotos gut aussehen. Natürlich ohne Helm! Was ist denn schon ein Strandgalopp mit Helm? Das ist ja grauenhaft!
Steigerung der ganzen Story ist dann übrigens die Urlaubstussi, die ewig nicht mehr geritten ist, aber jetzt unbedingt will. Reiten ist doch wie Fahrrad fahren, niemand verlernt das! Bis zum ersten Galopp, wo sie dann weinend abspringt und jammert, dass sie sich da nicht mehr draufsetzt.

Anschließend verwöhnen beide uns mit grässlichen Bildern auf Facebook. Die sie natürlich verteidigen: „Momentaufnahme“, „Das wirkt nur auf dem Foto so“, „Der Stacheldraht war aber ganz stumpf“.
Jippie. Dann kann der nächste Urlaub ja kommen!

Foto: Eingeschlafen.