Manche Pferde haben schon Fettaugen und hinterlassen glibschige Stellen, wenn sie irgendwo dran vorbei laufen, als hätte man einen Hamburger gegen eine Wand gerieben. Die Rede ist natürlich von den Verfressenen – die, die alles fressen.
Viele Reiter haben solche Fettaugen und sie können es ihnen meistens niemals ganz abgewöhnen, denn das ist meist auch wirklich schwer. Schließlich gehört eine große Portion Fettaugentum zum Charakter des Pferdes und der lässt sich nicht mal eben so unterbinden. So wie man auch die Futterneidischen niemals ganz ändert.
So ein gefräßiges Pferd (oder Pony – es sind gerne Ponys), ist kreativ. Es kann Türen öffnen, solange sich dahinter etwas zu futtern verbirgt, es kann Putzkoffer und Spinde knacken um daraus das Pausenbrot des Reiters zu klauen (und natürlich auch die Salamischeibe darauf zu futtern). Und der Reiter steht dem oft hilflos gegenüber. Fettaugenreiter sind meist ständig mit ihrem Pferd am schimpfen, denn es nimmt einfach alles in die Schnüss: Hufkratzer (war orange, muss eine Möhre sein), Stricke (kann man sicher auch irgendwie essen), alle Stücke der Trense, inklusive Zügel (es kommt ins Maul, es muss Futter sein) und auch mal die vorbeiwackelnde Stallkatze (könnte essbar sein).
Auch beim Reiten soll man ja nicht meinen, dass das Fettauge nicht wachsam ist, denn die Gefräßigen schaffen es alle, auch bei der Arbeit zu naschen. In der Halle wird es schwer, aber auf dem Platz gibt es ja meist Gras in der Nähe. Da setzen sie entweder zum Sprint an, oder naschen im Vorbeigehen. Hier ein Blatt vom Baum, da ein Grashalm. Und der Reiter? Der schimpft und flucht, aber am Ende setzt sich meist das Fettauge durch.
Führen ist die Königsdiziplin der Fettaugen. Ab da wird es dann richtig respektlos, denn man sieht ständig irgendwo Leute, die hinter einem verfetteten Pferd hängen, wie ein Fähnchen im Wind, weil das Dicktier unbedingt noch mehr vom Heu der Boxennachbarin naschen möchte – die das auch irgendwie nur so semi gut findet.
Und dann immer die Schlaumeier: „Ja, das muss man nur richtig trainieren.“ „Dem muss man nur mal eine hauen.“
Ein echtes Fettaugen Pferd lässt sich nicht einfach vom Fressen abhalten. Mit absoluter Vehemenz verteidigt er jeden Zentimeter, den er zu seinem Futter braucht und wird dabei zum Büffel im absoluten Panzermodus. Nachdem er sein Futter erreicht hat, versteht sich.
Das ist also wirklich gar nicht so einfach. Und so unfair, denn die Gefräßigen haben fast alle einige Kilos zu viel. Ständig muss der Reiter sich also anhören, dass sein armes Tier demnächst stirbt. Was macht man da? Maulkorb – zumindest bei den ganz harten Fällen. Und was passiert dann? Die Heulsusen aus dem Absatz davor kommen, und machen den ab. Weil das doch ganz fies ist. So wie die Heulsusen, die sonst immer den Reiter des Fettauges belächeln, das Dicktier nebenher füttern. Weil das doch so niedlich bettelt. Und überhaupt, der kriegt ja gar nix.
Da ist der Fettaugenreiter dann richtig angeschmiert, denn so, wie sein halber Stall sich ständig darüber lustig macht, dass man selbst das Pferd nicht vom futtern abhalten kann, so absolut ignorant füttern sie dann auch alle weiter Leckerlie, weil der Gaul eben immer Hunger hat. Na, so kann man das ja auch keinem abgewöhnen.
Foto: Bisschen Rollkur am Abend.