Damit man nicht völlig durchdreht, sollte man in der Pferdehaltung ein paar goldene Regeln beherzigen, weil man ansonsten nach ca. drei Jahren von den Männern in den weißen Kitteln abgeholt wird. Das ist nicht einfach nur dahingesagt, Pferde können einen wahnsinnig machen. Und das, obwohl man sie wohlmöglich gar nicht reitet, sondern nur zum angucken auf der Wiese stehen hat.
Es ist also wirklich zum Haare raufen. Habe mir sagen lassen, dass diverse Leute zu grauen Haaren tendieren, seitdem sie Pferde haben (gilt bei mir nicht ganz, aber seitdem ich explizit Mozart habe, habe ich auch welche …) Wer also künftig ein stinknormales Leben führen will, verkauft jetzt sein Pferd. Der Rest hält sich an diese Regeln, damit er wenigstens halbwegs normal bleibt.

1) Pferde sind groß und dumm und sie verletzen sich auf die unmöglichsten Weisen. Also hör auf „Ripper!“ zu schreien, das war zu 99% dein Pferd ganz allein oder in Beteiligung eines anderen Pferdes. Selbst wenn die Schramme total gerade ist. Das platzt, wenn da ein Huf draufknüppelt. Und die können sich auch astreine Narben an Weidezäunen oder ein Piercing am Tor machen.

2) Pferde sind immer noch groß und dumm. Gewöhn dich dran, dass dir mal was wehtut, du Mimi. Spätestens dann, wenn du ne Augenentzündung hast, weil dir ein Schweif ins Gesicht geklatscht wurde, bist du auf dem richtigen Dampfer. So ist das mit Pferden! Also heul leise.

3) Habe die Nummer des Schmieds, des Tierarztes, oder anderer Notfallpersonen IMMER dabei. Pferde werden immer dann krank, wenn du nicht da bist, weg willst oder Wochenende ist. Sei vorher unbedingt nett zu all diesen Personen, damit du nicht dreihundert Jahre auf den Termin warten musst. Habe Verständnis, wenn andere Notfälle vorgehen, sonst hat auch keiner Verständnis für dich, falls du mal den Notfall hast.

4) Dein Auto wird dreckig. Also kenne eine gute Waschstraße mit Innenreinigung. Spätestens, wenn du das erste Mal Schabracken und Decken waschen willst, sieht dein Auto aus wie Sau. Die Schuhe sind dein kleinstes Problem, die Pferdehaare und das viele Heu … DAS ist ein Problem.

5) Deine Taschen könnten eklig sein. Na? Mal ein Möhrenstück in die Jackentasche gesteckt und es dort vergessen? Zehn Kilo Kleinstroh in der winzigen Reithosentasche? Gewöhn dich dran. Du weißt künftig, warum hier überall Stroh herumliegt. Weil du etwas aus deiner Tasche holen wolltest!

6) Größen sind eine nette Richtlinie. Aber effektiv passen sie nie. Gilt für Reitbekleidung (Schuhgröße 38 in allem – nur bei den Reitschuhen dann plötzlich 44), aber auch für Pferdebekleidung (Full … haha! Wem soll das passen? Einer Maus?). Dein Pferd kommt nicht von der Stange und es passt ihm also künftig auch kaum was von der Stange. Führt zu komischen Bastelorgien. Lerne basteln.

7) Apropros: Lerne basteln! Das musst du können, sonst kannst du nie etwas reparieren, denn Pferde (wir erinnern uns) sind groß und dumm und machen ständig was kaputt. Neben sich selbst auch die direkte Umgebung. Strohbänder sind das Panzertape des Reiters, damit fixt man ALLES.

8) Gewöhne dich daran, dass etwas nicht gut aussieht. Pferde im Winterfell wirken schon gleich weniger schön und imposant, mehr kuschelig und flauschig. Du selbst sieht im Winterpelz, der im Frühling runtergebürstet wird, richtig kacke aus und eventuell könnte man dich für die bärtige Dame von der Kirmes halten. Außerdem macht gerade Winterkleidung nicht schlank und Stallkleidung auch nicht schön. Wir sind ja hier auch nicht im Ritz, ne?

9) Sprich nicht mit den Schmuddelkindern. Lass es einfach. Sprich nicht mit Leuten, die ständig lästern, einfach nicht mit dir auf einer Wellenlänge sind und mit der Wünschelrute durch den Stall rennen um ne Wasserader am Schiepi deines Pferdes zu suchen. Sag nichts, geh weiter, hoff, dass hinter dir sich der Boden auftut und Leute, die dir einfach nicht guttun, verschlungen werden.

Foto: Omnomnom