Heute müssen wir doch noch mal über Schlachtpferde reden. Oder vielmehr “Schlachtpferde”, denn in letzter Zeit sprießen sogenannte “Rettungsorganisationen” wie Pilze aus dem Boden und nehmen 2000 Tacken dafür, dass man ein Schlachtpferd rettet. Nun haben die aber nicht sonderlich fette Monster von drei Metern Größe, die diesen Preis rechtfertigen würden (Gelle? Schlachtpreis ist immer noch eine Kilofrage …), sondern mickrige Jährlinge, vollschlanke Ponys und Tinker. Die sehen zwar plüschig aus, kosten aber beim aktuellen Kilopreis keine 2000 Euro.
Tja … jeden Tag steht ein Dummer auf, oder wie war das? Sobald das Wort “Schlachter” zu hören ist, klinkt etwas im Reiterhirn aus, er ignoriert Zahlen und Eurozeichen, er will nur eins: Retten. Wobei ich das nicht verstehen kann, weil ich wirklich NIEMANDEN kenne, der so bescheuert ist darauf reinzufallen. Wirklich nicht. Jeder gute Menschenverstand muss einem doch sagen: Das geht hier nicht mit rechten Dingen zu, wenn Organisationen zu Hauf solche Anzeigen schalten: “Muss bis Dienstag weg, sonst Schlachter – 2000€.”
Jetzt soll man ja sagen: Na, ja … die Leute stellen das Pferd ja auch unter und so und das kostet was … ne! Das steht sogar schon bei dem “bösen” Schlachter. Also hat der ominöse Verein fünf Minuten Arbeit eine Anzeige einzustellen. Ein Stundenlohn von 1500€ für effektive zehn Minuten Arbeit? Euer Ernst?
Da kann doch etwas nicht stimmen. Ein gesundes Rennpferd kriegt man günstiger nach seiner Karriere, als den Tinkerjährling, der ohne Papiere, nur mit Pass beim Schlachter steht. Warum? Und wie kann man da nicht misstrauisch werden? Da stimmt doch etwas nicht. Es muss einem doch in den Sinn kommen, dass sich da jemand mit den Rettungsgefühlen der Reiter bereichert. Bei 800 Euro sag ich nix. Aber 2000? Manchmal sogar mehr? Ihr wollt mich doch auf den Arm nehmen.
Die Masche ist übrigens immer gleich. Es wird eine knappe Frist gesetzt, dazu ein paar traurige Worte wie: “Will mich denn niemand?” oder: “Wunderschöne Stute grundlos beim Schlachter” und voila! Länder sind variabel, mal stehen die Biester im Rumänien, mal in Holland, mal in Arschnasenhausen. Außer Fotos hat man nichts und falls das Pferd wirklich von akuter Schlachtung bedroht sein könnte, dann weiß man nicht, ob das Pferd nicht zurecht beim Schlachter steht. Überhaupt … welcher Schlachter hält sich denn einen ganzen Stall voll Tiere permanent, wenn er nicht die Absicht hätte weiterzuverkaufen, genau aus dem Grund, dass jeden Tag ein Doofer aufsteht?
Das Wort ist halt einfach böse. Und macht im Reiterkopf “Aua” und “Hilfe, hilfe!” Scheinbar scheint es den Körper außerdem mit komischen Hormonen zu überschütten und es finden sich Leute, die für teuer Geld Reste kaufen. Retten ist ja immer erstmal nett.
Nicht so nett ist aber die Tatsache, dass man damit genau dieses System unterstützt. Bald finden wir in allen Anzeigen, dass Pferde, wenn sie nicht verkauft werden, sofort zum Schlachter müssen, wahrscheinlich auch bei namhaften Züchtern, weil die anders ihre Pferde nicht mehr unters Volk bekommen.
Außerdem wird natürlich munter für die Retter produziert. Günstige Rassen wie Tinker und Haflinger, aber auch sinnlose Hinterhofvermehrungen werden damit gefördert, wenn man damit so viel Kohle machen kann. Möchte man das?
Ich frage mich, was den Reiz macht. Das Retten? Oder aber die Tatsache, dass man ein Pferd will, aber den Kaufpreis nicht aufbringen kann? Dafür sind die natürlich relativ günstig. Und dann hat man noch gratis einen Heiligenschein dazu.
Dass die Pferde als sinnlose Vermehrungen Fehler und Probleme haben, aus dubiosen Zuchten stammen, wo es durchaus traumatisierend zugehen kann – das ist egal. Hauptsache das Pferd wurde gerettet. Ob man dann hinterher damit Spaß hat, steht in den Sternen. Aber man fühlt sich doch so gut. Wer braucht da noch so was ungebührliches wie Spaß?
Foto: Hat auch keinen Spaß. Bei der Doppellongenarbeit muss man sich immer so doof anstrengen.