Reiter benutzen neben Fachvokabular ein Sammelsurium an Plattitüden und dämlichen Aussprüchen, da wird einem schon mal schlecht (ja, auch als Reiter). Heute befassen wir uns mit einem Großteil davon und schauen uns mal an, was eigentlich dahinter steckt, wenn Reiter ihre Floskeln austauschen. Denn manche sind ein Code, andere eine Lüge, und wieder andere werden nur deswegen benutzt, weil es gut klingt oder Likes gibt. Tja … so traurig ist die Reiterwelt manchmal. Können die nicht einfach bei ihren Fachbegriffen bleiben?
1. „Seelenpferd“
Das ist dann so lange Seelenpferd, bis es krank wird und nicht mehr geritten werden kann. Schon komisch, je mehr man reiten kann, desto mehr Seelenpferde hat der Reiter.
2. „Der würde alles für mich tun!“
Was eine Lüge ist. Wann hat er je Kaffee gebracht oder mal die Zeitung geholt?
3. „Mein Pferd vertraut mir.“
Bis zum nächsten Grashalm und wieder zurück. Und vielleicht rennt es auch nicht kopflos auf die Straße, wenn ein Panzer vorbeifährt.
4. “ … mit Herz.“
Es wäre auch irgendwie blöd, wenn das Pferd keins hätte. Wie wäre es mal, wenn Leute ihre Seite: „Harald, der Haflinger mit der großen Lunge“ nennen würden? Das wäre deutlich cooler als immer nur dieses olle Herz. Hirn wird scheinbar auch unterschätzt.
5. „Herzenspferd“
Ist für die Leute, die Seelenpferd doof finden, aber trotzdem eins haben wollen. Siehe eins drüber. Wenn das Pferd kein Herz hätte, wäre es tot. Sonst nix. Ich sage ja auch nicht Schweifpferd, oder Vierbeinpferd.
6. “ … nur für mich getan“
Ständig (vor allem auf Turnieren) tun Pferde ja nur für speziell ihren Reiter was. Was primär daran liegt, das nicht mehr Personen auf einem Pferd Platz finden und es also gar nicht die Möglichkeit hätte für irgendwen anders was zu tun, selbst wenn es wollte.
7. „… hat mir ein Geschenk gemacht/ etwas geschenkt“
Welches? Nen Haufen in die Tränke? (solche Geschenke habe ich auch öfter im Stall). Ich weiß schon, was die Leute damit meinen. Aber für mich ist das ein: „Mensch, heute war’s aber richtig gut.“ Und nicht: Ein Geschenk. Vor allem ist bei Leuten, die diese Phrase nutzen, so gut wie alles ein Geschenk. Pferd liegt: Geschenk. Pferd steht: Geschenk. Und so weiter …
8. “ … fair“
Fair heißt, dass man am besten alles weglässt. Vor allem böses Metall im Maul. Aber auch Sporen und Gerten gehören dazu. Ist irgendetwas nicht dabei, kommen manche Reiter an und schreien: „Du bist nicht fair zu deinem Pferd!“
9. „Ach Gott, es lebt doch noch!“
Wird immer dann gesagt, wenn alles gut gegangen ist, aber die vorangegangene Aktion trotzdem scheiße war. Nur weil das Pferd noch lebt, wird die Aktion halt nicht weniger scheiße – klingt komisch, ist aber so.
10. „Eigentlich unreitbar, bis ich kam/ lässt sich nur von mir reiten“
Primär ist das auch so ein: weil niemand anderes es macht – oder … noch wahrscheinlicher: Es ist Blödsinn. Habe ich mit 12 auch gerne erzählt. ZWÖLF! NICHT 35!!!!!!!
11. „Mein Baby/Pferdemutti“
Finde das nur ich creepy? Mein Pferd ist kein Baby, sondern ein brauner Klops von 500 Kilo, der weder auf mein Sofa darf, noch in mein Bett, noch muss ich ihn zur Schule bringen, oder mit ihm zum Kinderturnen fahren. Ich bin keine Mutti. Weder für Pferd noch Katze. Brrr …
Foto: Wenn Morwen ihn fotografiert, sieht er immer aus wie so ein richtig geiles Pferd. Wenn ich ihn fotografiere, sieht er immer aus wie ein richtig blödes Lama. Sorry an alle Lamas.