Wir Reiter haben unser Pferd zu lieben und natürlich auch etwas damit zu machen, sonst sind wir Tierquäler. Entsprechend harsch wird man angegangen, wenn man beschließt, das Pferd einfach mal einen Monat oder mehr Pferd sein zu lassen, weil es gerade eindeutig beiden keinen Spaß mehr macht. Oder weil es nicht weitergeht. Bevor sich die Frustration total aufstaut, ist das oft der letzte Weg.
Nicht für die anderen, nein, nein. Die raten zu Gurus („Hast du schon den Trallala-Kurs gemacht?“), zur Sportaufgabe („Kannst du ja direkt verkaufen, du liebst es doch eh nicht mehr!“), zu Bodenarbeit („Was machst du denn überhaupt am Boden?“ – „Nix? Ich hab doch ein Problem beim Reiten …“ – „Ja, daran liegt das“), oder zum Tierarztcheck („Wenns nicht geht, tut dem was weh!“).
Stehenlassen darf man ein Pferd nicht. Es darf nicht sinnlos mit seinen Kumpels rumblödeln und dann kommt ja auch immer: „So ein Pferd will gefordert werden.“ Sicher trifft das auf manche Pferde zu. Aber wenn man ein Pferd fragen könnte, dann würde es trotzdem eher die Kumpels und die Weide vermissen, als die Arbeit mit Frauchen. Und wir reden hier auch nicht von wegstellen als permanente Lösung. Wir reden hier von einem klar definierten Zeitraum.
Man darf es also nicht. Oder nicht zugeben. Dabei sind doch Ruhepausen, oder Urlaub etwas, das klar in unserem eigenen Leben definiert ist und da auch seinen unantastbaren Platz hat. Darf das Pferd das nicht? Muss das sieben Tage die Woche mit uns Arbeiten? Ohne je frei zu haben?
Ich selbst kann das sowieso nicht gewährleisten. Kann ich einfach nicht, bin berufstätig, ich kann mich nicht jeden Tag drei Stunden in den Sattel schwingen und das Pferd permanent bespaßen. Der ist auch schon groß und soll das bitte mit seinen Kumpels klarmachen.
Ich frage mich ja, wer das noch nie gemacht hat. Haben die echt so viel Zeit? einen Halbtagsjob, jemanden für den Haushalt, natürlich keine Kinder und auch immer ein williges Pferd, das jeden Tag mitmachen will, das jeden Tag neues lernt, und das motiviert?
Nun … der Normalsterbliche hat das nicht. Der hat eben auch mal Stress auf der Arbeit, den er nicht mit in den Stall schleppen will – keinen Elan sein Pferd zu motivieren, oder ein Pferd, das sich nicht von ein bisschen „Prüüüma“ Gegrunze einlullen lässt, und dann für seinen Reiter ein bisschen Handstand macht, nur um das noch mal zu hören.
Ja, dann freut euch darüber. Andere haben das halt leider nicht so.
Aber wieso muss man immer den anderen Leuten auf den Keks gehen, die sagen: Nö, mein Pferd hat grad Pause.
„Wieso? Ist es krank?“
„Nein.“
„Habt ihr keinen Platz? Ist alles gefroren?“
„Nein.“
„Wieso hat es dann Pause?“
„Weil es eben Pause hat …“
Ich meine, was ist so schwer daran, das zu verstehen? Warum muss es dafür immer einen konkreten Grund geben? Warum muss es erst von der Reitergesellschaft akzeptieren, wenn mein Pferd mal einen Monat blöd auf der Weide steht und mich nur zum Putzen und Misten sieht? Wieso darf ein Springpferd nach einer erfolgreichen Saison nicht auch mal Ruhepause haben und die Seele mit den Kumpels baumeln lassen? Wieso muss der Dressurcrack weiter in der Halle seine Runden drehen, statt ein paar Spaziergänge in die Natur zu unternehmen und ansonsten mal nichts machen?
Versteh ich nicht. Echt nicht … Gibt es da eine DIN-Norm für? Pferd muss vom Besitzer bespaßt werden, sonst böse? Ich meine, mein Pferd ist schon groß und so. Der kann das auch ganz alleine. Wenn er sich nicht genug entertained fühlt, weil er bei Frost nicht mit mir arbeiten kann, dann muss er halt selbst dafür sorgen. So ist das eben. Ist ja nicht so, als hätte er keine Pferdekumpels. Die werden den schon bespaßen.
Foto: Tüftelt gerade an einem Rezept für Kekse, die den Hunger der Welt beenden. Bitte nicht stören.