Ein gutes Exterieur … ist nicht wie ein Wein. Ach, mir fällt auch gar kein passender Vergleich ein. Halten wir also fest, ein gutes Exterieur ist schweinegeil. Leider hab ich so was nicht. Ich hab schöne Beine mit halber Wanderdüne, problematische Sattelfäche, viel Widerrist und irgendwie … blöd. Aber das geht schon, der ist ja kein laufender Makel. Hat einfach Baustellen, an denen man arbeiten muss.
Reiter lernen heute scheinbar nicht mehr, sich dem Exterieur ihres Pferdes irgendwo anzupassen, oder es gar zu beurteilen, denn dauernd sind Pferde nur schön. Egal wie die aussehen. Sicher richtig, aber auf schön kann man manchmal nicht einmal reiten.
Also gucken wir uns heute mal die Exterieurtypen an:

Modell Rittersport:
Quadratisch, praktisch, gut. Alles was kompakt ist, freut mich immer, die mag ich. Andere nicht so, vor allem, weil man gar nicht weiß, wo der Sattel hinsoll. Widerrist oder Kruppe? Dazwischen ist nämlich nicht viel, wenn richtig kompakt (und nicht Pseudokompakt wie Quarter).

Modell Wanderdüne:
Lang. Die schwenken aus. Wenn man nach hinten guckt, sieht man keinen Schweif. Man kann die Wäsche einer Großfamilie zum Trocknen am Pferd aufhängen und es können immer noch drei Kinder drauf reiten. Jedenfalls hat man Platz mit der Wanderdüne. Wanderdünen tun sich allerdings mit dem Hufschlag schon schwer, wie soll man so viel Pferd auf eine Linie verteilen?

Modell Tonne:
Ja, Tonne gilt als Exterieurtyp. Weil der Widerrist und die Schulter mit der Kugel ein Dreieck bilden. Tonnenpferde sind eine wahre Freude für Mathematiker. Tonnen haben keinen Hals und konkave Extremitäten, weil sie entsprechend ihrer Körperbeschaffenheit auch einfach ein paar Kilo zu viel haben. Sättel rutschen lustig an denen runter. Huiiii! Nachgurten nicht vergessen.

Modell Langer Lulatsch mit großem Kopf:
Können Rennpferde sehr gut. Manche von denen bestehen nur aus Spaghetti und einem riesigen Schädel. Halsansatz? Jaja, irgendwo. Dazu sieht man gerne Rippen und Knochen, sodass jeder einem sagt, dass man sein Pferd endlich füttern muss, sonst fällt es noch um. Sättel sehen ganz verloren darauf aus und irgendwie ist der Unterhals auch ständig zu sehen.

Modell Kopffüßler:
Gerne aus Unfällen mit sehr ungleich großen Pferden gezogen, ist der Dackel ein Phänomen für sich mit seinen kurzen Beinen (die durchaus Mängel haben können und wenn nicht, kommt das über kurz oder lang) und langem, dickem Körper. Die laufende Fleischwurst hat gerne einen großen Kopf und einen dicken Hals, der auch echt schön ist … bis man den Rest vom Pferd sieht.

Modell „Da fehlt was“
Kennt ihr auch diese Pferde, wo ihr denkt: Wo ist der Rest? Manchmal fehlt es am Hinterteil, manchmal scheint die vordere Hälfte nicht zum Rest zu gehören. Manchmal passen die Extremitäten nicht mal in den drei Gangarten zusammen. Und manchmal war da ein Traber oder Isi involviert und es gurkt sich durch vier Gänge.

Modell Hängematte:
Damit man gut von seiner Hängematte aus sieht, ist die Hängematte groß. Und sein Rücken Kilometerweit von Widerrist und Kruppe entfernt, und zwar nach unten hänged. Dazu steht die Hängematte auf sehr langen, staksigen Beinen und hat einen Halsansatz, der ihr ermöglicht, Giraffengleich durch die Gegend zu gondeln.

Modell Rollschuh:
Die X-Beine sind ein Phänomen, meist paddeln die sich selber gegen sämtliche Beine und noch gegen andere Pferdebeine, die sich in der Halle befinden. Schmiede weinen und reißen sich die Haare aus. Während das Pferd erstaunlich trittsicher dahingleitet, die sind schon faszinierend.

Modell Schulterfrei:
Wenn sie auch sonst nix haben, die Schulter ist frei. Dafür ist das Pferd dann hinten kurz und irgendwie komisch verlagert, als müsse die Schulter einfach noch ein bisschen mehr betont werden. Aber wenn hinten alles eh schon tiefer gelagert ist, dann muss der sich gut versammeln können. Modell Schulterfrei hat ganz viel Hals. Aus Gründen. Und einen viel zu kleinen Kopf dafür.

Modell Hähnchenbrust:
Brust haben die einfach keine, egal was man anstellt. Der Rest vom Pferd kann relativ normal aussehen, nur die schmächtige Brust ist ein Trauerspiel. Zu der Hühnerbrust haben sie dann auch noch keinen Knackpo sondern ein in sich zusammenfallendes Gebäude, das ein paar betrunkene Russen versucht haben zu sprengen. Mit Silvesterböllern aus der Ukraine. Daher werden Hähnchenbrustpferde auch nie aus diesem Winkel fotografiert.

Foto: Tonne, Hähnchenbrust und undefinierbar mit Wanderdünentendenzen.