Bei Gymnastik sind sich fast alle Reiter einig: Braucht man. Fürs Pferd natürlich, nicht für sich selber, da ist man mehr Marke: Schlaffer Sack mit Haaren obendrauf. Körperspannung wird nämlich überbewertet bei einigen Reitern. Und dann wird es entschuldigt mit: Der hat ja so viel Schwung.
Und dann ist da ja noch die Minderheit, die meint, Muskeln kommen, wenn man was mit dem Pferd macht. Ganz egal was. Auch wenn man es drei Stunden auf dem Platz anschaut, dann wachsen die ganz von selbst ganz richtig.
Oder es reicht doch völlig, wenn das Pferd im Offenstall steht, da bewegt es sich ja von selbst und trainiert sich auch ganz von selber. Da kann man dann ruhig mal nach drei Wochen nicht reiten fünf Stunden ins Gelände stehen. Die, die dagegen argumentieren, haben natürlich keine Ahnung, und das mag ja alles bei ihnen so sein, weil sie Tierquäler sind, die ihr Pferd in der Box halten, aber HALLO? Das Pferd steht im Offenstall. Das ist ja Training pur. Alle fitter als die Rennpferde auf der Bahn. Vielleicht auch ein Tippfehler und sie sind fetter. Weiß man nicht.
Auch die Reiter, die sich einig sind, dass das Pferd richtige Gymnastik braucht, streitet sich ja ständig darum, was man wie machen soll. Zusammenspiel von Muskelpartien ist scheinbar wissenschaftlich noch etwas total Unbekanntes und Dinge, die die Hinterhand animieren? Nein, die will man doch nicht. Man will was für den Rücken.
Erklärt man den Leuten geduldig, dass sie damit etwas für den Rücken tun, werden sie frech: „Ich hab doch RÜCKEN gesagt!“ …
Derzeit kursieren ständig neue Erkenntnisse, die die alten regelrecht überfahren. So ist es jetzt hip das Körperband zu benutzen und Equikinetic zu machen – nur wer das macht, macht es auch richtig. Leute, die gar auf die Idee kommen, beim REITEN! Herr, im Himmel … REITEN!!!111einself Muskulatur aufzubauen, oder zu fördern, die werden niedergebrüllt. Das Pferd kann doch noch gar nichts tragen, das muss alles erst mal am Boden gemacht werden.
Hält man dagegen, dass man nur gerne ein bisschen unterstützende Übungen unterm Sattel machen möchte, wird man trotzdem von den Vehementen Richtung Boden befördert, weil das eigene Pferd, sobald man nach Gymnastik fragt, auf jeden fall vollkommen unbemuskelt sein wird. Das spüren die nämlich im Internet. Es muss ja auch unbemuskelt sein, sonst würde der Fragesteller gar nicht fragen.
Zum Glück ist die Gmynastikdiskussion nicht so eine Nullrunde wie zum Beispiel pro und contra Wolf – in der Regel wissen die meisten, wie sie sich zu benehmen haben – es sei denn natürlich jemand reitet. Es wird gefälligst nicht geritten!
Irgendwer ist immer dabei, der dann das Profil des Fragestellers stalkt, ihn aller Verbrechen der Menschheit bezichtigt und anhand einer Pferdenase diagnostizieren kann, was alles falsch läuft.
Bleibt man am Boden können die verschiedenen Gurugymnastikexperten schon fast manierlich diskutieren. Natürlich nur so lang, bis einer der Extremvertreter aus der Reihe tanzen muss. Oder jemand mit: Offenstall = Trainingsquartier dazukommt. Dann geht das Theater nämlich von vorne los.
Foto: Nein, ich hab das nicht runtergeschmissen!