Unsere Reitlehrer meinen es ja gut. Die erzählen uns was von Paraden, Gewichtshilfen und anderen Hilfen, damit wir mit unserem Pferd gut zurecht kommen. Und in ihrem Unterricht – ja, da brauchen wir auch immer nur die Hilfen, die sie uns vorbeten. Spätestens dann, wenn unser Reitlehrer nicht da ist, dann lernen wir (manchmal auf die harte Tour), welche Hilfen es sonst noch so gibt. Vor allem dann, wenn wir vermehrt ohne unseren Reitlehrer reiten. Im Parcours … da gibt es plötzlich auch ganz andere Hilfen als vorher. Doch, doch, jetzt sagt ihr erst Mal: Benutze ich aber gar nicht. Wetten?
Die rippenhohe Hilfe
Was? Was soll das sein? Oh, die kommt spätestens dann zum Einsatz, wenn wir super flauschigen Reiter mit dem Elan unseres Pferdes kollidieren und plötzlich die Fäuse auf Rippenhöhe haben, damit das Pferd nicht in die nächste Hallenbande rumpelt. Tritt, wie oben beschrieben, vor allem dann auf, wenn man die besagten Fahrleinen benutzt. Lernen wir was draus? Nein!
Die kniehohe Hilfe
… müssen vor allem die Leute verwenden, die immer gucken, ob das Pferd noch da ist, aber garantiert nicht nach vorne schauen. Da tauchen dann manchmal total überraschend andere Pferde, Banden, Reitlehrer und Sprungständer auf. Schnell den Zügel irgendwo zum Knie nehmen und irgendwie abwenden. Sehr schnell. Das macht man zurecht nur ohne Reitlehrer, weil das ganz viel Ärger gibt (auch völlig zurecht).
Die besondere Handhaltung
Ist nicht etwa eine ausgefuchste Taktik, sondern für Reiter, die blöde neue Zügel haben, oder ein Pferd, das einem gerne die Arme lahm zieht. Wenn also alles schon Blasen wirft, dann muss man die Zügel irgendwie anders halten. Nur wie? Vor allem, wenn so langsam alles blutig wird. Da kommen schon spannende Sachen bei rum. Und natürlich vergisst man das, da kann man am nächsten Tag wunderbar ein anderes Pferd reiten, oder das eigene, was plötzlich nicht mehr die Arme langzieht – und man hat trotzdem noch was davon.
Die Zangenhilfe
Die Zange kommt dann, wenn man im Begriff ist, mit dem Boden Bekanntschaft zu schließen. Leute, die unempfindliche Pferde haben, können sich so noch äußerst häufig retten. Leute mit empfindlichen Pferden küssen bei der Zangenhilfe erst recht den Boden. Und Leute, die ein empfindliches, aber buckliges Pferd haben und das neuen Reitern nicht sagen, damit sie mal die Zangenhilfe testen – die gehören erschossen!
Die Sockenhilfe
… braucht ein Reiter immer dann, wenn sein Sockenbund ausleiert und die Socken langsam in Stiefeln und Reitschuhen verschwinden. Da sieht man ständig Reiter durchparieren und an ihren Schuhen herummachen. Noch unangenehmer wird es, wenn der Reiter mit verbissenem Gesicht stumpf weiterreitet. Dann ist der Sockenrand so auf halber Höhe der Fußunterseite und nervt so richtig. Nicht ansprechen, könnte Mord und Totschlag geben.
Die Schinkenhilfe
Ist die, bei der man dem Pferd den Arsch nachträgt. Wenns Pferd mal wieder so gar nicht vorwärts geht, dann drückt jede Phase des Reiterkörpers ein: „JETZT ABER! KSCHHHHH!“ aus. Am Ende ist das Pferd zwar kein bisschen schneller geworden, der Reiter aber umso mehr davon angestrengt, den dicken Pferdeschinken (äußerst häufig bei Haflingern und abgeklärten Warmblutrassen zu beobachten) vorwärts zu bewegen. Wusste auch bis dahin nicht, wie man Zügel hält und dabei noch versucht das Pferd zu beschleunigen. Geht aber. Mit einer simplen Zügelhaltung, die es nur bei der Schinkenhilfe gibt.
Husten, Kratzen, Jackenausziehen
Nervöse Pferde verstehen all diese Dinge als Hilfe. Als Hilfe unkontrolliert loszurennen, einen fliegenden Wechsel zu springen, oder sonst irgendwas Komisches zu machen. Bei meinem darf man übrigens auch nicht im Galopp husten, sonst springt der um. Auch nicht bei der Bodenarbeit, dann geht er Schritt. Fragt nicht … ich weiß auch nicht, wie er sich das angeeignet hat.
Foto: Ja, genau der.