Und andere Reiter so: Aha, ich nicht!
Das ist eigentlich der Tenor heutzutage, wenn man sich erdreistet, Leute um Rat zu fragen. Also Leute, von denen man denken könnte, sie müssten das Problem verstehen. So erwarte ich, z.B. in einer Galoppergruppe, dass die Leute so grob die Fragen beantworten können, die so auftreten, wenn sie galopperspezifisch sind. Warum bremst das Pferd, wenn der Stallbursche ein Lied pfeift, warum hustet es mir was, wenn ich mich im Sattel schwer mache … so was.
Aber das klappt nicht immer. Also das Beantworten dieser Fragen. Klar, hätten die Leute sich besser informieren sollen. Aber hilft das jetzt dem Pferd? Würde ja fast sagen: Nein. Aber was weiß ich schon? Ich könnte ja auch einfach jede Frage mit: “Also ICH habe das Problem ja gar nicht!” beantworten.

Machen schließlich auch sonst genug Leute. Frage mich immer, ob die Angst haben, dass ihr Wissen weggeht, wenn sie es mit anderen teilen. Ist es vielleicht begrenzt? Wandert es mit meiner Motivation ins Ausland? Wohin geht das Wissen, wenn alle sich so fürchten, es weiterzugeben? Vermutlich geradewegs in die Hölle. Anders kann ich mir die Furcht davor, es weiterzugeben, nicht verstehen.
Und wir reden hier mal ausnahmsweise nicht von Dingen die man googlen kann wie: “Was ist das?” oder … “Wofür benutzt man einen Halsverlängerer?”. Sondern von Dingen, die vielleicht spezifischer sind, eine gewisse Erfahrung voraussetzen, damit man das Problem überhaupt nachvollziehen kann. Und zwar mit einem bestimmten Schlag von Pferd. Oder mit besonderem Equip, das nicht jeder hat.

Gestern wollte ich übrigens wissen, was man machen kann, um den Lammfellsattel vor Motten und Mäusen zu schützen. Ihr möchtet gar nicht wissen, wie viele Leute meinten: Ich lasse den so hängen, da passiert nix. Ja schön. Mir ist allerdings schon ein ganzes Pad zerbröselt worden von dem Viehzeugs. Muss ich nicht haben. Ich würde doch sonst die verdammte Frage nicht stellen, oder?

Auch kurios zu beobachten: Bei Kleinscheiß mit dem Reitlehrer kommen. “Mein Pferd ist am Weidetor nicht zu halten.”
-”Also ich hab das Problem nicht!”
-”Such dir halt mal einen guten Reitlehrer, da können wir dir alle nichts zu sagen!”
Moment … warum sollte da niemand was zu sagen können? Wir reden hier nicht von groben reiterlichen Problemen. Meinetwegen auch nicht von feinen reiterlichen Problemen, wo ein Trainer weiterhilft. Sondern von einer Situation, in der eine einzige, schnelle Reaktion gefragt ist. Auf welche Lösung man im Endeffekt zurückgreift, ist doch Wurscht. Es geht darum, sein Problem zu lösen. Und das wäre schnell gelöst, wenn man schlimmstenfalls einfach schreibt: “Mach mal den Strick durchs Maul.” – oder: “Nimm Leckerlies mit und bestech das Pferd, wenn es lieb bleibt.”

Oft sind es auch wirklich kleine Fragen. Mit was wascht ihr die Schabracken, damit die in Form bleiben? – Ich hab das Problem nicht!!!111einself … Aha. Wächst du deine Schabracken nicht, oder was ist des Rätsels Lösung?
Oder auch: “Wer kann mir denn sagen, wie man das Trensenleder etwas weicher bekommt?” – “Ich hab das Problem nicht!” – wahrscheinlich hast du keine Trense, oder? Anders kann ich mir so antworten nicht erklären.

Aber doch nicht: “Mein Pferd macht das nicht!” Das ist schön! Nur hat das auch keiner behauptet! Es ist ja kein rassespezifisches Problem. Sondern dieses eine, konkrete Ding. Das man doch nur irgendwie beantwortet haben möchte. Kein Wunder, dass viele Leute einfach rumwurschteln. Wenn erst mal alle erzählen, dass SIE das Problem ja nicht haben. Da könnte man sich schon für einen Sonderling halten. Oder für total unfähig. Denn die Leute, die bei dem Problem helfen könnten, sind gerade dabei, sich darin zu ergehen, dass es total gut ist, dass sie es nicht haben. Danke für das Gespräch, liebe Mitreiter.

Foto: Hat auch manchmal Probleme. Bespricht sie immer mit seinem Ponykumpel.