Interviewer: „Es freut mich sehr, dass sie Zeit gefunden haben mit uns zu sprechen, Herr Mozart. Sie sind ja seit einiger Zeit nun recht bekannt im Internet. Wie ist das so im Alltag?“
Mozart: „Nützt ja nix. Im Nachbarstall haben die Stuten schlechten WLAN Empfang und bekommen daher gar nicht mit, dass es sich bei mir um eine waschechte Berühmtheit handelt. Daher hab ich nichts davon.“
Interviewer: „Und außerhalb der Stuten? Hat sich da etwas für sie verändert?“
Mozart: „Manchmal schleppt die Frau Mash an. Das gab’s früher nicht so oft. Und ich habe eine hässliche blaue Schibbi-Schabbi bekommen. Sie schmeckt grässlich und ich muss auch immer noch die alte Decke mit dem Loch tragen, das ich höchstselbst da reingemacht habe.“
Interviewer: „Ist es also nicht von Vorteil berühmt zu sein?“
Mozart: „Also mir schleppt keiner handgeschnittenes Heu in mundgerechten Portionen heran, falls sie das meinen.“
Interviewer: „Und wie gestaltet sich ihr Alltag sonst so?“
Mozart: „Och, ich stalke an der S-Bahn den Leuten hinterher, gehe mit meinen Kumpels raus und abends kommt die Frau und macht was mit mir. Manchmal auch nicht, das ist mir sowieso ganz recht. Abends ist nicht so meine Uhrzeit.“
Interviewer: „Lieber morgens?“
Mozart: „Nö.“
Interviewer: „Hm … Was machen sie denn an ihren freien Tagen.“
Mozart: „Ich stalke dann ganz besonders Leute an der S-Bahn, gehe mit meinen Kumpels besonders gut raus und fresse gerne die Blumenkästen leer, wenn man mich zwei Sekunden loslässt. Ich würde wirklich gerne mehr Blumen geschenkt bekommen. Die schmecken super. Die Frau mault dann zwar immer, weil sie die ersetzen muss, aber sie verwaltet ja auch das Geld. Würde sie mich das machen lassen, hätten wir das Problem gar nicht erst.“
Interviewer. „Sie wünschen sich also von ihrer Partnerin mehr Mittbestimmungsrecht?“
Mozart: „Unbedingt. Haben Sie das hässliche grüne Halfter gesehen, das sie da hat? Hat ihr eine Freundin geschenkt. Sie liebt es. Scheusslich. Ich bin doch kein Wichtel. Warum muss ich Grün tragen.“
Interviewer: „Sie möchten sich modischer kleiden?“
Mozart: „Genau. Was ist aus dem guten alten Schwarz geworden? Was ist daran verkehrt? Ich meine, wir sind nicht mehr in den 90ern, wo alles Neonfarben haben muss. Wieso muss ich dann welche tragen? Und auch diese hässlichen lilanen Gamaschen. Was hat sie sich dabei gedacht? Ich habe nichts, was dazu passt.“
Interviewer: „Aber sonst kommen Sie gut mit Ihrer Partnerin klar?“
Mozart: „Joa. Ach, ja … kann man schon so sagen. Mir fehlt nichts, sie motzt nur selten und lässt mir auch mal Sachen durchgehen, wenn ich keine Lust habe. Und sie setzt nicht alles auf Teufel komm raus durch. Nur eifersüchtig ist sie. Wie die Sau. Wenn ich mal eine hübsche Stute anflirte, ist sie ganz schön zickig. Sagt immer so was wie: Lass das Ding drin.“
Interviewer: „Und tun Sie das dann auch?“
Mozart: „Ich will ihr ja gar nicht widersprechen. Aber wenn sie nicht dabei ist, erfährt sie ja auch gar nichts. Da kann man dann schon mal den Stuten vom Nachbarn zuzwinkern.“
Interviewer: „Gibt es etwas, das Ihnen in der Reiterwelt tierisch auf die Nerven geht? Oder etwas, das sie den Reitern sagen wollen?“
Mozart: „Abgesehen von den modischen Verfehlungen? Ja, doch. Gut gemeint ist manchmal trotzdem scheiße. Was nützt der superduper Offenstall, wenn ich mich darin nicht wohlfühle. Was nützt der geile Reitstall mit Sauna, wenn die für Pferde verboten ist? Ich will damit sagen: Individualität ist heutzutage leider sehr out. Das finde ich nicht richtig.“
Interviewer: „VIelen Dank für dieses ehrliche Interview.“
Mozart: „Entschuldigen Sie mich, ich habe da eine sehr attraktive Stute gesehen, die meinen Lümmel noch nicht kennt. Ich muss ihn ihr zeigen.“
Foto: Der Fünfbeiner