Wenn man manchen Leuten zuschaut, kommen Pferde ja perfekt zur Welt. Denn für ihre Besitzer sind die Pferde angeblich ja immer perfekt, weil man sie ja so liebt, wie sie sind. Wie kommt es nur, dass die Leute, die genau das immer propagieren, dann in Gruppen so Dinge fragen wie: „Wie bekommt mein Pferd denn einen dickeren Schweif?“
„Was kann ich gegen einen dünnen Schopf machen?“
„Was mach ich, wenn der Behang so hässlich aussieht?“

Ach … das Pferd ist perfekt? Also ich hab kein perfektes Pferd. Weder zum Reiten, noch vom Aussehen her. Der hat auch so seine Makel, die ich gerne ändern würde. Geht aber natürlich nicht. Dinge wie blöde Hufe … ja, da kann man noch begrenzt was gegen machen. Aber ein zu langes Pferd? Da kann ich ja schlecht mit der Axt drangehen und ein Stück wegschneiden … obwohl … nein.
So ist das eben, wenn man sich ein Pferd holt. Man schaut sich das an und überlegt: Ist das später mal gesundheitsschädlich? Sicher, von einem hässlichen Dreihaarschopf kann man nicht auf einen späteren Pflegefall schließen.

Bei anderen Dingen geht das sehr wohl – Durchtrittigkeit, komische Stellungsfehler, Hängerücken, schlechter Hals, usw. Da ist es deutlich wahrscheinlicher, dass es irgendwann mal bergab geht mit der Gesundheit und die Frührente eventuell recht schnell erreicht wird. Aber auch hier gilt ja: Es muss nicht. Manche kommen damit ewig klar. Unserer Stallomma braucht man die Hufe jetzt auch nicht mehr hübscher hinstellen, da fällt die ja um. Sie ist 32 Jahre damit herumgewackelt, da braucht man jetzt nicht mehr anfangen, an den Bockhufen herumzudoktorn.

Man muss also abwägen, wie viel Unperfektion einen glücklich macht. Manche Leute sind glücklich mit der absoluten Unperfektion, andere wollen Näher dran. Beides ist okay – solange sie nicht ständig dieses Märchen vom perfekten Pferd herumerzählen und dann uns ein Kotelett ans Ohr jammern, weil das Pferd eine hässliche Farbe hat, drei Haare schief sind oder ein Glubschauge rausguckt.
Während sie uns dann gerne in anderen Posts erzählen, wie perfekt das Pferd ist. Geil … kennt man ja.

Rein körperlich gesehen, saß ich noch nie auf dem perfekten Pferd. Jedes Pferd hat so seine Makel und Mängel, die einen mehr, die anderen weniger. Bei den Galoppern sagt man ja eh: sie laufen in allen Gestalten. Da sind schon manchmal kuriose Dackel dabei. Manche sehen auch richtig schmuck aus. Wir hatten einen, wo ich mir sicher bin, dass die Mutter eine Liebschaft mit einem Spanier hatte. Sogar der Kopf war sehr spanisch. Dicke Mähne, kompakt, viel Hals. Hach, der war schon schön. Perfekt nicht … ich finde das Wort sowieso ermüdend. Aber schön war er. Und so langsam …

Dennoch propagieren uns viele Mädchen die Mär vom perfekten Pferd. Oder sagen, für mich perfekt. Mein Pferd ist nicht mal für mich selbst perfekt. Und darauf kommt es auch gar nicht an. Wichtig ist doch nur, dass man sein Pferd so liebt, wie es ist. Mit all seinen Fehlern. Oder gerade wegen denen …

Foto: Alternativ kann man das Pferd auch einfach anmalen, wenn man die Farbe hässlich findet.