In den letzten zwei Tagen machen mal wieder Meldungen die Runde, die mich wirklich verärgern. Zunächst einmal: Reiter stehen voll auf Fake News, es wird ständig etwas dazugedichtet. Fakt ist lediglich, dass ein Stall in Pinneberg wohl gepostet hat, dass das Ordnungsamt ihnen gegenüber ein Reitverbot ausgesprochen hätte. Der Kreis Pinneberg teilt jedoch mit – es gibt kein generelles Reitverbot dort. Woanders übrigens auch nicht (Stand jetzt – in Deutschland). Das heißt eigentlich nur mal wieder: Drama, Baby, Drama.
Dennoch sucht jetzt die halbe Reiterwelt Schlupflöcher für den Fall der Fälle. Sind ja Sportpferde, die kann man plötzlich alle nicht mehr auf der Koppel belassen, wenn einem wirklich das Reiten verboten werden könnte. Ich kann mich irren, aber der Durchschnitt meiner Leser ist wahrscheinlich zu 90% Freizeitreiter mit Turnierambitionen. All diese Pferde MÜSSEN nicht wirklich jeden Tag geritten werden. Kranke außen vor, die wirklich mit kontrollierter Bewegung bespaßt werden müssen (aber angeblich sind jetzt plötzlich auch mindestens 60% aller Pferde derartig krank … das ist ja auch schon mysteriös). Vorher wurde immer geplärrt, dass man Freizeitreiter ist, und ganz sicher kein fieser Sportreiter, jetzt möchte man Trainingszustände erhalten und sagt: “Jaja, ganz wichtig, ist ja ein Sportpferd”. Wollte man vorher nie haben. Da hatte man immer nur ein Freizeitpferd.
Soll ich euch mal sagen, wie es denn wirklich im Sport aussieht? Da bangen die Leute um ihre Jobs. Die haben Angst. In Gestüten, in Rennställen, in Berittställen, in Verkaufsställen. Weil niemand kommt und Pferde kauft, weil keine Rennen gelaufen werden und weil Leute ihr Pferd nicht mehr in Beritt geben. Und wir wissen auch, für welche Löhne die einfachen Angestellten dort ackern. Und, dass die 40 Stunden Woche für die eine lustige Erfindung ist, die so unmöglich zu halten ist. DENEN wird es schlecht gehen. Nicht Lieschen Müller, die Haflinger Hans aber noch schön weiter reiten will, weil sie sich das nicht nehmen lassen möchte.
In Newmarket bangen sie um den riesigen Trainingsbetrieb (wie viele Jobs stehen da auf dem Spiel? Die Zahl ist riesig …), quasi das Herz des englischen Rennsports, weil die medizinischen Kapazitäten abgezogen werden und damit der Betrieb kaum noch aufrecht erhalten werden kann, aber wenn das Ordnungsamt Stall X kontrolliert, dann krakeelen sie alle über den ominösen Trainingszustand des Rollschinkens.
Und mit welch hahnebüchenden Geschichten. Dass das Pferd nicht einfach nur auf der Koppel stehen kann, weil es sich da unkontrolliert verletzen könnte. Da frag ich mich dann schon, wie die sonst ihre Pferde halten, wenn jetzt plötzliches und überraschendes “auf der Koppel stehen” zu sofortigem Exitus führt.
Es geht nicht darum ob jemand reitet. Es geht darum, dass die Leute jetzt plötzlich alle angeblich Sportpferde haben – was eben lächerlich ist. Es verbietet ja auch keiner das Reiten. Das müssen die Reiter einfach mit sich ausmachen. Aber dann mit den Argumenten zu kommen, die man seit Jahr und Tag angeblich verurteilt (“Wenn das Pferd nicht kontrolliert bewegt wird, hat es nicht genug Bewegung” oder: “Das Pferd kann nicht den ganzen Tag nur rumstehen, es ist ja ein Turnierpferd”) – das ist schon paradox. Jeder Turnierreiter, der das sagt, der bekommt seine Haltungsformen um die Ohren geklatscht und die Steine werden auch schon mal parat gelegt.
Foto: Ist kein Sportpferd.