Immer, wenn ich Reitern bei der Dressurkür oder bei Vorführungen zuschaue, möchte ich schreien. Die Musik ist ständig gleichbleibend und langweilig. Das hat mehrere Gründe. Zum einen, dass die Richter das so sehen wollen und zum anderen, weil Reiter irgendwie einen miserablen Musikgeschmack nach außen pflegen. Dabei kann das doch gar nicht sein, es haben schon Leute hier Songtexte von VNV Nation erkannt!

Da schwebt das Pferd mal wieder zur zigtausendsten Karaokeversion von Michael Jackson ein. Natürlich ist das kein Instrumentalstück wo einfach nur der Gesang fehlt, nein, die Hauptmelodie wird von einem bessoffenen Peruaner in Fransenponcho dazugeschmettert und macht mir Brechreiz.
Warum kann man nicht direkt ein vernünftiges klassisches Stück nehmen? Warum muss es IMMER dieses nervtötende Midi-Gedüdel sein das Anfang 2000 überall am Computer zu hören war? Selbst das gottverdammte Modemgeräusch wäre besser als das! Es klingt immer scheiße. Ich habe mir mal so eine Kürmusik CD … runter … geborgt!

Konnte mir das aber keine fünf Minuten anhören. Die Stücke sind wohl mit einem Kassettenrekorder geschnitten worden – an, aus – Tempowechsel, Ohrenkrebs! Sorry, aber das bekomme selbst ich mit meinen eher rudimentären Kenntnissen am PC besser hin, um das geschickter ineinanderzuschneiden. Braucht aber kein Dressurreiter, der leiert weiter zu ABBA mit Flötenlegastheniker durchs Viereck. ABBA! Ausgerechnet. Wieso darf’s dann nicht wenigstens die Originalversion statt der akustischen Vergewaltigung sein? Gibt es die bekloppte Regelung noch, dass kein Gesang zu hören sein darf, weil es sonst Abzug gibt wie bei den Eiskunstläufern? Warum ist die überhaupt da? Kann ich nicht gleichzeitig ein Pferd bewerten und Wörter hören? Oder die Zuschauer, können die nicht gleichzeitig gucken und hören? Nein, müssen wohl alles Amöben sein. Oder es stört den Reiter. Kann ja nicht Mamma Mia mitsingen und reiten. Oder das Pferd … was weiß ich, wen es stört.

In den letzten Jahren ist dann noch Hans Zimmer dazugekommen. Fluch der Karibik. BIS ZUM OHRENBLUTEN! Ich kann kein Stück davon überhaupt noch hören. Es mogelt sich so durch, es ist ständig da, wenn es mal episch werden muss und es ist überhaupt nicht cool! Wäre es wenigstens Interstellar oder Inception – das wäre mal was. Nein – maximal gehen wir noch zurück und nehmen ein älteres Stück von Hans Zimmer, das mir tatsächlich mal unbekannt ist. Aber auch keins der coolen wie „The Rock“.

Überhaupt bieten sich doch Filmmusiken an. Aber in der Kür und beim Auftritt plätschert ständig nur belangloser Scheiß daher. Da könnte auch einer 7 Minuten ins Mikro pupsen, wahrscheinlich bekommt es keiner mit, denn alle sind so eingelullt und blenden die Musik eh schon aus.
Das haben die Eiskunstläufer den Reitern immerhin voraus – sie nutzen Filmmusik. Wirkt auch besser. Wenn die nicht ALLE und STÄNDIG auf Schindlers Liste laufen würden. Das kommt mir auch bald aus den Ohren raus.

Und dann nehmen sie in Shows ständig diese Kitschlieder – da dann auch mal mit Gesang – aber so oft gehört, dass das Lied nicht einmal mehr cool wirkt. Aber seht her, ich bin die 438753453ste die mit „Music“ auftritt, schaut mich an! Wie romantisch, wie frei, wie Keks!

Ich feiere denjenigen, der mit dem Credo aus der Cäcilienmesse einreitet. Oder mit Awaking the Centuries von Haggard. Oder Cradle of Filth! Ach, es ist mir scheiß egal … Hauptsache ich muss nicht noch mehr Panflötenterror von den Peruanern ertragen. Und Piraten gehören auch nicht ins Dressurviereck. Jedenfalls nicht, wenn sie aus der Karibik sind.

Foto: Sollte ich jemals eine Kür reiten, dann würde ich Bobby Brown von Frank Zappa wählen. „Oh god, oh god, I’m so fantastic …“