… klingt immer ein bisschen dumm. Wer kein Tier hat, versteht vermutlich eh nicht, warum man mit eben diesem spricht, aber alle Tierhalter brabbeln. Kann man ruhig in Stein meißeln, sie sind einfach nicht glücklich, wenn sie nicht mit ihren Tieren sprechen. Außerdem geben die günstigerweise auch keine Widerworte: win-win Situation. Zuhause zum Beispiel halte ich mittlerweile tagsüber die Fresse, wenn ich alleine bin, weil niemand hier ist. Mein Kater ist ja schon drei Jahre tot. Aber im Stall? Ja, da labere ich das Pferd auch an.

Zum Beispiel sage ich artig “danke”, wenn ich einen Huf ohne Trara entgegengestreckt bekomme (nach Aufforderung). Auch viermal. Kein Problem. Oder ihn irgendwo hin dirigiere, oder mal den Kopf unten brauche. Hin und wieder fällt mir auf: Okay, das ist sehr dumm, aber dann denke ich: Wieso, das Pferd versteht’s eh nur als Stimmlob – passt schon. Soll ja gelobt werden, wenn er was nett macht. Mache ich auch mit anderen Pferden. Ich sage: “Entschuldigung”, wenn ich mich an ihnen vorbei schlängle und sie dafür weichen müssen. Das ist nun ganz und gar Quatsch, was sollen die mit meinem Stimmlob?

“Entschuldigung” sagt man eh häufig zum Pferd. Oder auch mal ein langgezogenes: “Ohhhh, sorrrrrry!”, wenn man das Pferd irgendwie, ausversehen, mit ner Bürste am Kopf erwischt oder ihm ins Auge piekt. Weil mein Pferd ein Talent dafür hat, empfindliche Stellen so hinzuhalten, dass sie einen überraschen, sage ich häufiger Entschuldigung. Vor allem, wenn man ihm unterm Bauch rumbürstet und plötzlich ein wilder Lörres einem entgegen schwingt. “Huch, sorry!”, sag ich dann. Denke aber eigentlich … komm, dir hätte einfallen können, dass es keine gute Idee ist den rauszuholen, wenn ich da rumputze. Aber entschuldigen tu ich mich trotzdem immer, man will ja höflich bleiben.

Viele Reiter sagen auch “bitte”, bei ihren Kommandos. Wirkt manchmal albern, wenn jemand durch die Halle blökt: “JETZT BENIMM DICH DOCH MAL BITTE!”, aber war wenigstens höflich. Die Steigerung ist übrigens: “JETZT BENIMM DICH BITTE ENDLICH, DU SACKGESICHT!”. Oder auch verzweifelt. “JETZT GEH DOCH BITTE ENDLICH AUF DEN HÄNGER, DU SAUTIER!”. Höflichkeit wurde gewahrt, Aufforderung trotzdem unterstrichen. So sind wir eben – die Reiter. Wobei die Benutzung von Bitte und Danke häufig bei denen zu wünschen übrig lässt, die es auch sonst nie in den Mund nehmen – oder zu fein sind um andere Reiter zu grüßen. Gut, wenn sie es schon nicht zu ihren Mitmenschen sagen (die ihre Worte verstehen), dann sagen sie es sehr wahrscheinlich auch nicht zum Pferd.

Apropros Grüßen. Das macht man auch. Ich sage jedem verdammten Pferd “Hallo”, das mich als Person wahrnimmt und seinen Kopf aus der Box streckt, mir eine Nase entgegen reckt oder auf mich zu kommt. Immer. Lange Boxenreihe? Huldvolles winken, “Hallöchen” sagen, anderweitige Grußbereitschaft demonstrieren. Immer. Als wäre ich die Queen und müsse jeden Untertan begrüßen. Aber ich kann doch nicht ein ungegrüßtes Pferd zurücklassen, das mich ja auch begrüßen wollte. Voll unhöflich. Mein Pferd wird ja auch jeden Tag begrüßt. Meine Tonlage wechselt nur hin und wieder, das kommt nämlich ganz darauf an, was er gerade treibt. Erwische ich ihn dabei, dass er gerade irgendetwas massakriert (Pony, Zaun, Tor, Eimer, Boxentür), dann ist mein Gruß nicht ganz so freundlich, wie wenn ich ihn friedlich grasend oder schlafend antreffe. Da wird dann schon mal geträllert: “Haaaaaalllo, Dickieeeeee!”

Foto: Hört mir immerhin aufmerksam zu.