Reiter kennen ihre Pappenheimer und können sich nicht im Traum vorstellen, dass jemand aus dem Muster, das sie ihnen auf den Leib geschneidert haben, abweicht. Das geht nicht, passt nicht ins Weltbild und ist eigentlich sehr rassistisch. Und das, obwohl die Dinge, die sie anderen zuordnen, dann doch eher lustig sind.

Ich zum Beispiel. Ich stehe als Einstellerin bei zwei älteren Herren. Und ich habe zwei grüne Halfter. Ergo müssen alle Dinge, die bunt sind, mir gehören. Da sind die beiden absolut überzeugt von und hängen mir ständig bunte Stricke an die Tür. Von denen mir kein einziger gehört, denn die beiden Herren haben ihre Reitmädels und die bringen auch mal was mit. Ich habe überhaupt in meinem Leben nur 3 Stricke besessen und gekauft. Aber ständig häufen sich lustig bunte Stricke und Halfter dort, wo mein Pferd steht. Dabei brauche ich die Sachen auch nie. Ich hab ja alles.
Letztens wollten sie mir auch Schuhe andrehen. Das wären sicher meine. Nein, ich hab gar keine Schuhe im Stall, aber vielen Dank.

Auch hier erlebe ich das manchmal – nicht mal bös gemeint. Ich werde ganz oft gefragt, ob ich diesen oder jenen Galopper kenne. Oder Traber. Weil Rennpferd – das ist der Oberbegriff, da kennt sich Frau Arschlochpferd doch irgendwie aus. Ich kann super vielen Leuten nicht helfen (und sorry, bei Trabern 0, ich dachte, ich hätte mit meinem Bericht über Trabrennen in MG bewiesen, WIE wenig ich über Traber weiß). Ich versuche es zwar immer, aber manchmal bekomme ich auch echt freche Anfragen, so nach dem Motto: Wie du kennst das Pferd nicht, das musst du aber kennen, was weißt du überhaupt? Ist ein bisschen, wie wenn man den Türken von nebenan fragt, ob er die Türken in der Innenstadt kennt. Weil alle Türken sich immer kennen …
Oh, aber ihr dürft mich trotzdem weiterhin fragen. Ich frag dann nämlich einfach andere Leute, die es wissen könnten.

Aber zurück zum Stall. Dieses Mal zu einem Größeren. Da ist das teilweise anstrengend. Vor allem, wenn man mal einen Fehler gemacht hat. Da lässt man doch glatt eine Bandage liegen? Künftig wird einem jeder mitteilen, dass deine Bandage noch irgendwo liegt. Scheißegal, ob es deine ist. Denn EINMAL warst DU der Übeltäter! Immerhin: Man kommt an sehr viele Bandagen, wenn man dieser Aufforderung ständig nachgeht und herrenlose Bandagen einsammelt. Passen dann halt nicht so gut zusammen. Kann man nur hoffen, dass der ursprüngliche Besitzer die dazu gehörenden auch mal liegenlässt.

Oder man hat einen besonderen Gegenstand – vielleicht einen bunten Helm. Nur meist ist der gar nicht so besonders und es haben mehrere einen. Dann wird man ständig auf Helmsuche geschickt, denn der liegt noch irgendwo dahinten rum. Ist zwar blau, statt rot, aber egal! Es ist bunt, das gehört dir.
So wie auch immer das dunkelbraune Pferd auf der Weide in der großen Herde Schuld ist. Neben dem Todesstern waren da aber gefühlt vierhundert Pferde ohne Abzeichen mit schwarzbrauner Färbung. Wie kommen die darauf, dass es immer ausgerechnet dieses eine Pferd war? Die will doch gar nicht mit den anderen kommunizieren. Und solange die ihr nicht auf den Keks gehen, meidet die eh alles.

Auch scheiße: Wenn andere Reiter sich daneben benehmen und man mit einem markanten Schimmel vom Bauern nebenan angesprungen wird, der jetzt sofort eine Wiedergutmachung von dir will, weil du sein Rübenfeld verwüstet hast. Dem bin ich übrigens nur entgangen, weil ich ihm glaubhaft versichert habe, dass ich am fraglichen Datum im Urlaub war. Hatte wohl irgendein Schimmelreiter gedacht, so ein Rübenfeld wäre ein super Reitplatz.

Oder es geht allgemein um deine Gattung. „Ja, du kommst bestimmt mit dem Pferd klar.“
„Wieso?“
„Ja, du magst doch solche Pferde.“
„Was für Pferde?“
„Ja, die was schwierig sind.“
„Ne. Ich mag genau DAS Pferd. Nicht ALLE schwierigen Pferde …“
Keine Fragen mehr, euer Ehren.

Foto: Pony vom Gras verschluckt.