So ein Pferd ist eine super Vorbereitung darauf, wenn man mal Kinder haben möchte. Wenn man ein Pferd hat, dann überlegt man sich das eventuell noch mal – denn Pferde können sehr fordernd und anstrengend sein – wie echte Kinder. Leider sind sie, zu ihrem Kindskopf (egal welches reale Alter sie haben) auch noch sehr schwer und sehr groß. Ausnahmen gibt es aber natürlich auch. Shettys zum Beispiel.

Shettys sind mehr so kleine, dicke Teenager, die grundsätzlich dagegen sind. Halt in dem Alter, wo man seine Eltern (respektive Besitzer) so richtig doof findet. Shettys kommen allerdings leider aus dem Alter nicht raus. Longe? Ne, doof. Weide? Doof. Also natürlich nur dann, wenn der Besitzer fragt – sonst ist Weide nämlich prima. Futter? Nein, da bin ich mäkelig, was du servierst ist sowieso immer scheiße. Das, was rumliegt und das was ich nicht fressen darf – das ist aber richtig gut! Mehr davon. Grundsätzlich haben Shettys dazu noch kriminelle Teenager Tendenzen, denn sie brechen aus und ein. Sie brechen aus, weil ihnen langweilig ist und ein, wenn sie hungrig sind. Aber was Mutti kocht ist doof. Wenn sie könnten, würden sie ständig den Pizzalieferservice rufen, weil das in jedem Fall schmeckt.

Warmblüter sind dann mehr die Kleinkinder unter den Pferden. Da muss man schließlich auch noch unterm Bett – Pardon, in der Hallenecke – nach dem Monster gucken. Außerdem möchten sie bitte Geschichten vorgelesen bekommen, oder zumindest die Gebrauchsanleitung vom Trockner, Hauptsache Frauchen quatscht was mit denen. Nicht wie bei den Shetty-Teenagern, da geht das ja an einem Ohr rein und am anderen wieder raus.
Dann sind sie außerdem, wie Kindergartenkinder beim Fototermin – garantiert nicht sauber und plärren tun se auf den Fotos auch noch. Und wenn nicht, machen sie fratzen. Schöne Fotos vom Pferd sind schließlich auch nicht so einfach. Schonmal gar nicht mit einem stampfenden und schimpfenden Warmblut, das jetzt bockig verkündet: Aber die anderen Kinder dürfen schon raus spielen. Mamaaaaaa!

Dann ist da auch noch das Bubu. Wenn die Kleinkinder unter den Pferden ein Aua haben, ist das Geschrei groß. Manch ein Pferd tut so, als wäre mindestens ein Bein ab. Oh, Moment, außer es gibt Ninja Turtles und Pizza … oder eben Weidegang und Leckerlie, das Pendant für Pferde. Plötzlich können die stockelahmen Krücken problemlos galoppieren. Nicht wenn Frauchen (oder Mama) das will, aber immerhin. Bubu verarzten ist auch nicht so einfach. Denn wie gesagt: Groß und fett – wenn Kinder auf den Schoß wollen, geht das ja noch, wenn Pferde auf den Schoß wollen ist das irgendwie blöd. Außerdem wehren sie sich massiv gegen alle Arten von Sprühpflaster (was Kinder auch überhaupt nicht so gut finden) und wehe die müssen zum Arzt.
Ohne Lolli (Leckerlie) geht da nämlich oft auch gar nichts.

Und dann ist da ja noch die Sache mit dem unbeaufsichtigt lassen. Eltern haften für ihre Kinder, Reiter für ihre Pferde. Was die alles machen können, während man nicht da ist … gucken, wie viel Zaun eigentlich kaputtgeht, wenn man selbst die Bowlingkugel ist, wie viel Hafer passt eigentlich in so ein Pferd, wenn irgendein Idiot die Futterkammer auflässt, was passiert eigentlich, wenn ich in eine Decke beiße, was wird wohl passieren, wenn ich meinen Paddocknachbarn die ganze Zeit ärgere und am Ende stehen sie da und wissen von gar nichts, wenn man mal genauer nachfragt. Sie sind immer unschuldig: „Diese Deckenreste um den Hals hast du mir schon so angezogen, ich kann ja auch nichts dafür, dass du mir so ranzige Sachen raussuchst.“

Anziehen ist eh so ein Ding. Man will ja, dass sein Pferd (und auch Kind) nicht rumläuft wie der letzte Schlör. Eventuell kann man einem Kind noch sagen: Mit dem Kleid wird jetzt nicht im Matsch gespielt. Da sind Pferde dann halt noch etwas zurück, die haben nämlich keinerlei Verständnis für menschliche Sprache und sind der Meinung: Wenn du mir das anziehst, musst du auch damit rechnen, dass es dreckig wird. Da kannst du dich noch so sehr auf den Kopf stellen. Zieh es mir eben nicht an, wenn es für „gut“ ist.

Last but not least: Pferde möchten natürlich auch Zuwendung. Ganz wie echte Kinder. Aber auch da sind sich Kinder und Pferde ähnlich – manche möchten ein Minimum, andere ein Maximum. Während man dem Kind aber sagen kann: „Die Mama kann jetzt gerade nicht, weil sie mit drei Kerzen, einem Schneidemesser und dem Spül der letzten Woche jongliert.“ – geht das bei Pferden so gar nicht. Da kommt man, behängt mit Sattel, Trense und Putzzeug um die Ecke und einem wird erst Mal der Pferdearsch ins Gesicht gehalten. „Frauchen, Kraul!“ Vehement, wenn es sein muss.
Naja … auch wenn einem dann der ganze Klumpatsch hinfällt … wir stehen dann ja doch da und kraulen unserem Minimonster den Hintern. Muss ja irgendwer machen.

Foto: Der launische Schmuser. Mal ja, mal ganz doll nein.