Jeder Reiter kennt dieses Problem und es tritt auch immer ein: Pferde werden grundsätzlich immer dann krank, wenn man nicht da ist, oder gerade weg will. Bei mir war das zuletzt natürlich auch der Fall, ich wollte in den bayrischen Wald runter und das Pferd beschloss am Vortag mich so richtig zu erschrecken. Er stand also in seiner Box und war unfähig sich überhaupt umzudrehen.
Alarmglocken an: Kolik, Kreislaufkollaps, Aortenabriss, kurzum Exitus. Stand auch ganz komisch.

Bewegen? Nur über seine Leiche – und von Leiche war er, seiner Meinung nach, auch gar nicht weit entfernt. Guck, wie ich leide. Bei meinem Pferd muss man das, was er hat Mal drei nehmen, denn er ist wirklich einer, der die Dramatik beherrscht, in allen Lebenslagen. Auch beim Krankwerden.
Pferd also mit Drohungen aus der Box bewegt. Stockelahm. Auauauauaua! Guck doch, Frauchen. Lass mich zurück, ich sterbe eh. Ach, ja, auf dem Platz sind wir aber nicht lahm, da springen wir herum.

Klickedicklick – das kennen wir schon. Der Schmied war da. Und irgendwie war er da schon komisch, rumgesprungen, voll aufgedreht, aber nach dem Beschlag nicht lahm. Danach schon. Okay, wahrscheinlich wieder irgendwo ein Hufgeschwür, das hatten wir letztes Jahr ja schon. Schmied für den nächsten Tag bestellt, mit Zusatz, dass ich nicht da bin und am nächsten Morgen in den ICE gestiegen. Was ich nicht bedacht hatte: Ich fahre in das weltgrößte Funkloch, sodass ich auf jeden Fall NICHTS, aber auch GAR NICHTS mitbekomme. Es bimmelte mal, aber ich verstand nichts, WhatsApp Nachrichten kommen nur halb an, kurzum: Nix Vernünftiges, was natürlich bei mir für Instant schlechtes Gewissen und Panik ums Pferd sorgt. Und wenn es gar nicht von den Hufen kommt?

Als ich wiederkam war der Huf noch warm, aber das Pferd nicht mehr lahm. Dafür war ich aber ständig mit Handy Beifuß, in jede Ecke kriechend im bayrischen Wald auf der Suche nach Netz, damit ich ja mitbekomme, falls es ihm schlecht geht und ich ja nach Hause fahren kann, falls was ist. Danke auch!

Auch beim letzten Mal war es natürlich an einem solchen Tag. Wir wollten zu Schwiegereltern fahren, das ist ein bisschen Wegstrecke. Pferd geht ja in die Obhut des Stallbesitzers, also gar kein Problem, der weiß was zu tun ist (und macht das auch). Da hatte er sich beim Ponyjagen auf die Nase gelegt. Und auaaaaaaa! Ganz doll! Eigentlich hatte er eine winzige Prellung am Knie (ja, echt jetzt, das richtige Knie!), aber meine Dramaqueen machte daraus das Schaulaufen der Meister und die Tierärztin war gefühlt schon kurz vor der Not-OP. Oder Notschlachtung. Beim Abtasten war es dann aber doch nicht so schlimm.
Ergo – ich fahre. Natürlich wieder mit permanentem Handymitschleppen und Rucksack griffbereit, falls ich sofort herkommen muss.
Paar Tage Equi – und es galoppierte über die Wiese. War ein sehr entspanntes Wochenende. NICHT!

Beim Hufgeschwür übrigens, also da hat er sich dann noch richtig doof gestellt. Auch da war ich nicht anwesend – erst nach der großen Show. Schmied – Beschlag – Lahm. Hm … Pad drunter – immer noch lahm. Hingefahren … ja, ist lahm. Noch mal Schmied, Hufgeschwür gefunden – aufgemacht – lahm. Ja, gut, tut ja auch weh, aber deutlich besser ist es schon.
Am nächsten Tag kam seine RB – ne, also der geht ganz schlimm. Abends noch hingefahren … Pferd aus der Box geholt, wo er mir quietschend entgegensprang und auf die Weide rannte. Ja, ja … die Nummer kauf ich ihm auch nicht mehr ab.

Foto: In dem Winter hat er auch spannende Sachen gemacht – sich ständig am Huf geleckt. Hatte einen winzigen Katsch im Saum, der tat weh. Bis ich den gefunden hab … man da sind Tage vergangen. Beim Abtasten spielt er nämlich gern Betonmauer.