Reiter lieben es zu putzen. Vornehmlich ihre Pferde – nicht so sehr ihr Auto (obwohl das bei einem DNA Test vermutlich auch bald als Pferd durchgeht). Dabei ist aber das WIE wichtig. Denn einfach nur unmotiviert eine Bürste durchs Fell ziehen ist nicht. Da sind zehn Bürsten im Putzkoffer und die kann der Reiter nicht nur benennen, er weiß auch, wo er sie einsetzen muss! Denn einfach nur drüber und ab? Nein – so geht das aber nicht. Wenn der Reiter was Putzen will, dann wird geputzt. Und zwar richtig! Vor allem, wenn er am Anfang ihrer Reiterkarriere steht.

Als Kind in der Reitschule gab es für uns nichts Schöneres als putzen. Dafür war man mindestens eine Stunde früher da, damit das Pferd anschließend so richtig schön glänzte. Und wie sauer die Kinder waren, die nichts zum Putzen hatten, weil das Pferd vielleicht vorher die Stunde schon mitging. Boah! Konnte einem schon mal den Nachmittag versauen. Und wie gerne hätten wir das als Kinder jeden Tag gemacht, wenn es das eigene Pferd wäre. Jeden Tag mindestens eine Stunde putzen. Reitkinder sehen da nicht wirklich ein Problem drin. Nun schlummert dieses Reiterkind in vielen Reitern bis zu dem Tag, an dem sie ihr erstes eigenes Pferd kaufen. Und vielleicht ziehen sie die “eine Stunde Putzen”-Nummer auch mal zwei Wochen durch. Danach stellen sie fest: Wow … das können auch nur Leute mit zu viel Zeit und Sugardaddy oder Mommy, sowie Putzfrau daheim, leisten. Der Rest nicht. Der hat nämlich auch noch was anderes zu tun, als jedes Schweifhaar einzeln zu begrüßen.

Aber im Prinzip wollen wir trotzdem Superduperpferdewellness machen. Ist ja auch simpel – man sieht sofort ein Resultat und das macht Reiter einfach glücklich. Denn vieles, was sie sonst tun, sieht man ja kaum. Dass sie die ganze Woche richtig gut auf dem Pferd gesessen haben, das sehen sie ja nicht. Dass das Pferd von “dreckig” zu “sauber” wechselt aber sehr wohl. Irgendwas setzt dann da im Hirn aus und es muss hin und wieder doch die ganz große Putzaktion werden. Besonders gerne im Sommer, wenn man auch noch mit Shampoo und Co. arbeiten kann. Niemand kann meckern, dass man nichts getan hat – trotzdem hat man es nicht, denn dreckig wird das Pferd sowieso, sobald man vom Hof stiefelt, von allein.

Früher war der Traum des Reiterkindes ein richtig dreckiges Pferd, was man stundenlang wieder blitzeblank bürsten kann. Der erwachsene Reiter resigniert hin und wieder aber und macht dann mal die grobe Kruste ab, bevor er ein bisschen reitet. “Was soll’s, wird morgen eh dreckig …”. Pferd denkt sich dabei übrigens auch: “Da leg ich noch mal ne Schippe drauf.” Und ist am nächsten Tag NOCH dreckiger als vorher. Dementsprechend hat der Reiter schnell die Nase voll und zuckt nur noch mit den Schultern. Kruste aufsprengen – bisschen reiten, in den Matsch zurück schicken.

Doch hin und wieder ist das Pferdekind in einem trotzig und sagt: NEIN, heute wird anständig geputzt. Und dann sieht man Reiter stundenlang ums Pferd wuseln, da werden sogar helle Hufe weiß geschrubbt und plötzlich finden die auch noch irgendwo Huffett (das gehört einfach dazu, obwohl der Reiter weiß, dass es voll für den Allerwertesten ist), das Glanzspray wird draufgesprüht und das Ergebnis liebevoll angegafft. Vielleicht noch ein Foto – so sauber ist’s ja selten.

Foto: nicht sauber.
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