Entgegen der Meinungen über die wilden 90er bin ich Abteilungsreiten gar nicht gewohnt. Das wurde manchmal in den letzten 15 Minuten der Reitstunde gemacht, um mal eine E oder A-Dressur zu simulieren, mehr aber auch nicht. Und da ich ja immer auf einem ausgewiesenen Arschlochpferd saß, hat meine Reitlehrerin auch nur ein einziges Mal die Idee durchgesetzt, dass ich vorne gehe.

Wie endet so was, wenn das Pferd aus dem Zuchtgebiet Mordor kommt? Obwohl sie Rückwärtsrichten richtig blöd findet, macht sie das mit einem eleganten Trab-Halt-Rückwärtsübergang ganz selbstständig und zwar so drohend und grunzend, dass der Rest der Abteilung das Weite sucht.

Anschließend musste ich mein Abteilungsdasein immer ganz hinten fristen. Und das Mordorpferd hatte eh schon Probleme das Tempo mitzugehen, das war nicht so wirklich ihrs.
Aber ich ritt ja nicht immer nur dieses eine Arschlochpferd. Manchmal saß ich auch auf dem schimmeligen Springmonster. Und der muss vorne gehen, sonst spielt der Bulldozer und bügelt die ganze Abteilung um.
Leider leide ich an Rechts-Links Schwäche, muss sowieso auf meine Hände gucken (Daumen links und rechts und so … ).

Wie sieht das dann aus?

„Auf der rechten Hand im Mittelschritt Abteilung bilden.“
Ich brülle: „Anfang hier“ und wechsle lieber mal schnell die Hand. War goldrichtig, meine Reitlehrerin wartet nämlich, denn der Rest muss sich ja noch auffädeln.
„Anfang rechts dreht, links marschiert auf – MARSCH!“
Leider bin ich nicht ein ganz so linksdrehender Joghurt und mache das lieber von rechts.
„LINKS! Ach, egal …“
Ich wende zwar anschließend korrekt ab, aber zwei hinter mir reitet noch so ein Rechts-Links-Krüppel und die wendet in die andere Richtung ab. Verwirrung, zwei Teten … ähm …
„RECHTS!“ Die Stimme meiner Reitlehrerin überschlägt sich fast.
Die Letzte in der Abteilung – eine Ponyreiterin, ist außerdem noch gar nicht losgeritten, denn ihr Pony ist mit Äppeln beschäftigt und kratzt sich nicht daran, dass die anderen Pferde schon mal losgedüst sind.
Meine Reitlehrerin sortiert Händefuchtelnd die Abteilung neu und da kann es ja auch fast wieder losgehen.
„Durch die Länge der Bahn …“ Ich hörte „wechseln“, sie sagt in Wahrheit aber geritten. Wieder falsche Hand. Auf welcher ich bin? Keine Ahnung. Der Schimmel legt aber leider gerade den Kippschalter im Hirn um (wir erinnern uns, der kann nur Berserker oder Aus) und buckelt los.
Abteilung hinterher. Auch buckelnd, denn man muss ja alles machen, was die Tete macht.
Meine Reitlehrerin geht sich einen Grog holen. Anders hält das ja keiner aus. Weihnachtsreiten … Oh, man. Wer hat sich diesen Unsinn ausgedacht?
Als sie wiederkommt, gehe ich Schritt, das Pony parkt an der Tür, zwei Reiterinnen befinden sich auf der falschen Hand. Und wo ist eigentlich das Kind zum Pony?
Es wird eine neue Abteilung gebildet, als die Ponyreiterin vom Klo wiederkommt. Leider bin ich immer noch die Tete, was zwei Handwechsel und eine Rodeoeinlage nach sich zieht, denn auf dem Dach ist gerade scheinbar eine fette Taube abgestürzt.
„Abteilung rechts dreht, links marschiert auf – MARSCH!“ – „LINKS!“
Kreuz und quer stehen da nun vier Pferde in der Halle. Shit!

Foto: Garantiert abteilungsfrei gerittenes Pferd.