Manchmal kommen Reiter an Feiertagen auf bescheuerte Ideen. Spaßturniere, Reiterspiele, Wanderritte, Gruppensaufen … Pardon … Gruppenausritt, Schnitzeljagd, Gruppenhula, Lesezirkel oder irgendetwas, das man zusammen mit Pferden und Reitern machen kann.
Ich bin da keine Ausnahme, ich geh auch gern gesellig raus, oder mach Reiterspiele mit.
Meist mit der Omma, die hat mich da immer bestens getragen – auch wenn die nicht so ganz weiß, dass nicht alles ein Turnier ist und man auch nicht zwingend erster werden muss.
Unsere Schnitzeljagd startet an einem schönen Maimorgen, so gegen 11:00 Uhr nach dem Frühschoppen. Ergo bekommt ihr hier die Chronologie eines chaotischen Ereignisses, das sicherlich ein paar teilnehmende Leute traumatisiert hat.
11:00 Uhr
Der „Fuchs“ reitet los. Das sind die Omma und ich, meine Bekannte mit der ungarischen Salami (irgendwas Scharfes halt … klein, schwarz und ungarisch), und die Dame mit dem Hengst, der keiner ist.
11:05 Uhr
Die Kreide fällt runter. Ein Phänomen, das nicht zum letzten Mal hier erwähnt wird. Ich steige ab und hebe sie auf. Omma macht Blitzstart.
11:10 Uhr
Der erste Pfeil zeigt nach Pusemuckel und der zweite in einen Baum. Na, hoffentlich verstehen die, dass sie drumherum reiten sollen.
11:30 Uhr
Wir sind im Galöppchen unterwegs, schön flott, nachdem wir alles mögliche mit Pfeilen versehen haben. Bäume, Steine, Wege, Kinder – was da eben so rumsteht.
11:45 Uhr
Die Meute reitet los. Das sind ungefähr sieben Leute, mit mehr oder minder geländesicheren Pferden. Betonung liegt auf minder.
11:50 Uhr
Die Kreide fällt runter. Wer steigt ab?
11:55 Uhr
Wir kreuzen den ersten Weg, um zu sehen, wie die Meute klarkommt. Sieht doch gut aus. Ein Fuchs rast durch ein Rapsfeld und der dicke Freiberger hat den Baum entdeckt, auf dem der eine Pfeil ist. Vielleicht auch nicht, aber er büffelt zielsicher ins Unterholz.
12:10 Uhr
Wir malen weiter Pfeile, damit die sich ärgern, weil sie im Kreis gehen. Allerdings vergisst die Reiterin der ungarischen Salami die Kreide auf dem Boden. Wer darf absteigen? Omma findet das nicht witzig.
12:15 Uhr
EIne Horde Frischlinge kreuzt unseren Weg. Alle rufen verzückt: „Awwwwwwwwwww …“ Es dauert einen kurzen Moment bis alle die richtigen Rückschlüsse ziehen. Ein spontaner Renngalopp folgt. Mama Wildschwein könnte böse werden.
12:30 Uhr
Wir verstecken uns im Wäldchen, von wo aus wir die anderen beobachten können, wenn wir nur ein Stück parallel gehen. Ob man das beobachten möchte, ist fraglich. Der Freiberger hat sich eine Ration für unterwegs mitgenommen, während unser Hengst, der keiner ist, die Pferde in der Ferne erspäht hat und brüllt wie am Spieß. Nützt nix, dass wir ihn anpschten. Dabei fällt nur wieder die Kreide runter. Und wer muss absteigen?
13:00 Uhr
Wir erreichen den Gasthof, den wir als Ziel haben. Also ich erreiche den. Der Rest braucht ein bisschen, denn die Omma hat den Raketenstart gefunden, nachdem ein böses Reh sie angeschaut hat. Es hat geguckt! HALLO!
13:15 Uhr
Wir warten. Mit Bier. Da wird das Warten gleich spannender. Die Omma zankt sich unterdessen mit dem Hengst. Der hat auch geguckt. Niemand guckt die Omma einfach so an!
13:30 Uhr
Wir überlegen. War unsere Route zu schwer? Haben wir die Pfeile zu verwirrend gemalt? Zu wenige? Zu viele? Wir debattieren noch, da klingelt mein Handy. Ob wir wollten, dass die über die Autobahnbrücke gehen? Da war eine Autobahnbrücke? Oder überhaupt eine Autobahn? WAS? Wo sind die? Verrate ihnen unseren Aufenthalsort. Sonst landen die nachher noch in Köln
13:55 Uhr
Ich reite los und suche die Meute. Dabei fällt mir die Kreide runter. Aus Reflex steige ich ab und will sie gerade wieder aufheben, kicke sie aber dann, aus Protest, ins Gebüsch. Dreckskreide!
14:10 Uhr
Die Meute kommt! Na, endlich. Also fast alle. Zwei sind verloren gegangen. Na, bisschen Schwund ist immer. Dafür kriegen die halt nichts vom Bier.
Foto: Wenn bei dem die Kreide runter fällt, ist sie weg. Da steig ich sicher nicht noch mal ab.