Reiter haben gerne das Beste. Vor allem natürlich das beste Pferd. Gerne haben sie auch das Teuerste, wenn es schon nicht das beste ist, denn wenn man „beste“ in Turnierergebnissen wertet, dann sieht das sehr nüchtern aus.
Sie legen ihren virtuellen Lümmel ständig auf den Tisch, denn es muss einfach jeder davon Notiz nehmen, wie großartig ihr Tierchen gezogen ist.
„Blue Haubentaucher von Baguette avec Fromage aus einer Cola-Fanta-Sprite Mutter!“
Spätestens jetzt habt ihr vor Ehrfurcht niederzuknien und wenn euch diese Abstammung nichts sagt, helfen euch die Vergleicher gerne auf die Sprünge. Sie zählen die olympischen Disziplinen und Weltmeistertitel auf, die von dieser Linie erritten wurden und natürlich haben sie auch ein paar Reiternamen für euch parat. Und dann immer diese eklig grinsenden Smileys, weil sie euch Dummbatzen belehren müssen.
Ich bin da stumpf. Sagt mir alles nix. Kenne die hannoversche G-Linie, weil die bei uns viel gezogen wurde und das war’s dann auch.
Wenn die Westernreiter sich heißlaufen, werden die Namen länger, denn Westernreiter scheinen per se zu glauben, dass alle anderen uninformiert sind und verweisen per Pferdenamen gerne auf die ultrawichtige Verwandtschaft. Da muss man diesen ganzen Klimbim nicht ständig wieder schreiben.
Da bin ich noch stumpfer – sagt mir nix – interessiert mich nicht.
Wenn die Abstammung nicht ausreicht, um die Leute zu beeindrucken, wird beiläufig fallengelassen, was der Gaul eigentlich gekostet hat. Habt ihr eigentlich eine Ahnung WIE teuer der war? Nein? Da sag ich es euch schnell …
Verfallt also bloß in Ehrfurcht.
Reicht das auch nicht, wird die Höhe der Decktaxe öffentlich gemacht! Jetzt aber bitte Ehrfurcht.
Wie, immer noch nicht?
Also spätestens jetzt bin ich ganz unbeeindruckt. Da kostet schon ein sehr uninteressanter Deckhengst, der gerade einen Gruppe I Sieg errungen hat, mehr als so ein schwarzer Wunderhengst, der mal ein bisschen teurer war.
Zu Vollblutlinien … also dazu könnt ihr mich fragen. Und mich beeindrucken mit exquisit gezogenen Tierchen … was euch überhaupt nichts nützt, denn Reitpferdeeigenschaften sind bei uns nicht gefordert. Da kriegt man dann auch den höchst nobel gezogenen Bock für ’nen Appel und ein Ei, weil zumindest irgendwer geschnallt hat, dass man auf Papieren nicht reiten kann. Selbst wenn der mal richtig teuer war.
Papiere sind ein nettes Gimmick, kontrollierte Zucht absolut wichtig. Aber kein Grund für einen Schwanzvergleich.
Foto: Noch so ein nobel gezogener Kerl. Gewinne JEDEN Vergleich, wenn es um Verkaufspreise geht. Versteht sich von selbst, dass es hier um Auktionspreise geht – nicht um das, was ich nachher gezahlt hab.