Heutzutage ist das Wort Service in aller Munde. Klar, Ställe werden teurer, da erwartet man schon etwas mehr, als nur Gammelstroh und drei Pellets, die dem Pferd lieblos in den Eimer geworfen werden. Heutzutage müssen die Pellets handverlesen sein, und das Stroh darf nicht Schimmeln. Heu muss natürlich auch mit drin sein, während man sich das früher altmodisch zugekauft hat und auch nur den Auftrag gegeben hat: Bitte füttern.
Eigentlich ist es schon richtig, dass man auch ein bisschen Service bekommt, wenn man teuer Geld für den Stall bezahlt. Eigentlich. Denn Reiter übertreiben es maßlos. Immer mit dem Argument: Tierliebe und Tierhaltung.

Das fängt beim oben genannten Heu an. Der Stallbesitzer darf nicht einfach Heu reinwerfen. Nein, er muss bei einer Stallgasse von 30 Pferden mindestens 17 Ausnahmen bedenken. Der hier darf nur nass, der hier nur ganz wenig, der hier bekommt noch ein Pülverchen drüber, der nächste brauch einen kleinen Tanz um das Heu, weil er es sonst nicht frisst und dem übernächsten muss man den ganzen Ballen reinschieben.
Macht der Stallbesitzer meist noch. Er merkt sich all das auch. Vergisst er eine der 17 Ausnahmen, ist das Theater aber groß und er kann sich auf fröhliche 1 Sternebewertungen im Internet freuen, sowie üble Nachrede, wenn der besagte Reiter auszieht. Der wollte ja quasi, dass das Pferd verhungert!

Wenn er also nicht mit Heu beschäftigt ist, geht es mit Futter weiter. Der hier braucht zuerst Futter, der nächste bitte gar nichts, aber dann auch wieder nicht gar nichts, weil er dann ja jammert, obwohl er genug Heu hat, aber die anderen Pferde bekommen ja was, also muss man ihm einen Pseudoeimer mit irgendwas drin geben. Der nächste bekommt Pülverchen, der übernächste irgendwelche Sößchen und dann ist da noch einer, der braucht Kräuter und Apfelmus, sonst frisst er nix.

Auch der Part wird immer noch ohne Aufpreis gemacht. Ja, echt jetzt. Aber er wird halt auch nicht ewig fehlerfrei gehen. Irgendwann verhaspelt sich das Stallpersonal auch mal. Da hat der Arsch dann Kirmes! Wie können die nur! Wollen Pferde vergiften, und dieses Mittel hier, was eigentlich für das Nachbarpferd war, das ist Doping! Jetzt kann man die E-Dressur in Arschnasenhausen absagen, davon hing doch die Karriere ab – 300000 Euro Schadensersatz bitte!

Ab dann wird es absurd. Jetzt mal davon abgesehen, dass Weideservice bei den meisten extra kostet, haben Reiter hier noch ganz eigene Vorstellungen, was zum Thema Weide gehört. Drei Glocken auf vier Beine, sieben Decken auf das Pferd und noch zwei Halfter. Aber bitte nicht doll dran ziehen, die waren teuer. Das ganze Brimborium liebend gerne auch bei Pferden, die sich nicht an den Beinen berühren lassen, kopfscheu sind und Decken hassen. Wieso will der unverschämte Stallbesitzer jetzt nur mehr Geld? Hm … vielleicht weil seine Angestellten und er selber 30 Minuten brauchen, um das Pferd überhaupt auf die Weide bringen zu können?

Auch beliebt – keinen Weideservice buchen, aber ständig fragen, ob man das arme Hascherl nicht rausstellen kann. Natürlich nur einmalig. An sieben Tagen in der Woche … Wie, das kostet? Aber ich brauche doch gar keinen Weideservice, an drei Tagen im Jahr stelle ich mein Pferd auch selber raus! Echt jetzt!

Viele bieten auch Begleitung beim Tierarzt an. Wenn der halt nur am Morgen Impftermine frei hat, ist das soweit auch eine feine Sache. Und auch mal eine Sache, die der Stallbesitzer so durchwinkt, wenn er selbst gerade seine Zuchtstuten impfen lässt. Ob da jetzt ein Pferd mehr oder weniger dabei ist, kratzt es ihn nicht. Aber das scheint auch ein Freibrief zu sein, Wunden alle zwei Stunden durch den Stallbesitzer behandeln zu lassen, irgendwelche Tropfen zu geben und den Inhalator einmal täglich morgens einzusetzen. Natürlich ohne dafür zu bezahlen. Der ist doch eh im Stall! Was soll denn das? Will der da die ganze Zeit nur rumsitzen? Nö, soll doch was tun für sein Geld.

Und macht der Stallbesitzer wirklich mal einen Cut und sagt: Nein? Oder gar: Das kostet ab jetzt aber extra? Dann wird gepöbelt, geschrien, sich die Haare vom Kopf gerissen und im Internet ein böser Post verfasst: “Der böse Kerl will 10 Euro mehr im Monat. Darf der das? Oder kann ich den verklagen?”

Foto: Öko Pferd schlägt zurück