Tierliebe ist so ein Wort, das Reiter sich ja eigentlich auf die Fahnen geschrieben haben. Fernab von Rollkur, Doping, oder anderen Wettkampfpraktiken. Aber heute wollen wir uns mal mit der Tierliebe der sogenannten Freizeitreiter beschäftigen und dem, was sie dafür halten.

Zum Beispiel darf man sein Pferd nicht maßregeln. Das ist für manche Tierliebe. Man schlägt ja auch sein Kind nicht. Sondern spricht in seiner Sprache mit ihm über das Fehlverhalten. Das Pferd spricht aber gar kein Deutsch, sondern nur Pferdesprache – die wir nur sehr schlecht imitieren können, weil uns dafür ein paar Dinge fehlen. Ergo gibt es beim drängelnden Pferd mal einen Klaps, oder einen Rempler. Wieso auch nicht? Ich kann mein Pferd lieben und es muss mir dabei trotzdem nicht auf den Sack gehen.

Das ist aber noch die harmlosere Variante der verbrämten Tierliebe. Der Spaß hört für mich sofort beim kranken Pferd auf. Was da alles als Tierliebe gilt. Das Pferd zum Beispiel sein Leben lang mit höchst dosierten Schmerzmitteln herum laufen lassen, die den Magen angreifen und munter zerfressen – aber ja, andere, böse Leute hätten es zum Schlachter gebracht mit seinen übelsten Rehen. Dann darf es natürlich auch auf die Weide. Weil die anderen da ja auch sind. Einfach noch mehr Schmerzmittel. Ein Maulkorb? Ach, das ist doch Quälerei. Wir lieben unser Tier, das darf einfach weiterhin alles, nichts wird ihm genommen, obwohl es genau das eigentlich braucht.

Tierliebe ist eben auch manchmal Dinge zu beenden. Auch ein Leben, wenn es nicht mehr lebenswert ist. Aber das sehen so unendlich viele Leute nicht. Vor allem die nicht, die meinen, sie haben was vom Schlachter freigekauft. Das ist ja nur unverschämt, dass das arme Pferd dort stand, von herzlosen Besitzern dort hingegeben. Dass es dort zurecht steht, ist egal, es wird geholt. Dann explodieren die Kosten, das Pferd kann kaum laufen, aber es hat doch Spaß, es guckt so nett auf den Fotos. Dann fehlt das Geld und das Geheule ist groß. Man ist doch so tierlieb. Der einzig wahre tierliebe Mensch auf der Welt, wie mir scheint, denn andere raten zum Erlösen, wenn der 300 Jahre alte Klepper schwankend mit einem steifen Bein über die Weide humpelt, kaum frisst, weil es das einfach nicht mehr kann und auch kein Futter mehr richtig verwertet, weil es von einer Stoffwechselkrankheit zerfressen ist.

Ich habe mir auch schon anhören müssen, dass ich herzlos und faul bin, weil ich mein Kaninchen nicht noch mal versucht habe zu päppeln – mit hochgradigem Nierenversagen und einer Nekrose. Ich konnte die Haut abziehen und das Tier nicht mehr stehen. Ja, ich bin nicht tierlieb, ich habe es einschläfern lassen. Klar ist das nicht leicht. Aber das gehört dazu, wenn ich mir ein Tier hole. Bis zum bitteren Schluss. Das ist meine Pflicht. Und das ist Tierliebe.

Aber nein, wer sind wir überhaupt, dass wir entscheiden, wann ein Tier zu gehen hat? Das hat nichts mit Tierliebe zu tun, sondern mit Bequemlichkeit. Glaubt ihr nicht? Na, dann sagt mal in einer Pferde oder Tiergruppe, warum ihr euer Tier habt einschläfern lassen. Irgendwer wird sich finden, der behauptet, das hätte man wieder hinbekommen, das ist total unnötig gewesen, du Mörder.

Beim Pferd wird es vor allem beim Beinbruch hart – Was da nicht alles für Leute kommen und uns sagen, das das auf jeden Fall geht. Ich weiß nicht, wie oft man im Rennsport versucht hat, solche Dinge mit SEHR viel Geld zu heilen. Wir reden hier von Beinbrüchen, die bei Tempo 60 passieren und so einen Knochen zerbröseln. Es geht eigentlich nie gut. Die anderen Beine und Hufe halten das einfach nicht aus. Aber nö, Lieschen Müller weiß es besser, das geht alles!

Noch schlimmer sind die Pferde mit den Prothesen – das finde ich absolut gruselig, wie sie da humpeln und schwanken, völlig verwirrt und hektisch und das wird dann mit Lebensfreude gleichgesetzt. Und natürlich seitens Besitzers mit Tierliebe. Ne, sorry. Das ist für mich keine Tierliebe.

Foto: Fetti unterwegs im Schnee