Bald ist es ja wieder so weit, die verhasste Jahreszeit des Reiters: Haare! Sie sind überall, denn so ein Pferd schmeißt ja spontan im Frühling alles an Haaren weg und der Reiter hat den Salat. Überall ist der Krempel, denn Pferdehaare kleben besser als Pattex. In den Schuhen, an der Reithose und wer mal den Fehler macht, einen Fleece-Pulli in dieser Zeit anzuziehen, der sieht anschließend aus wie Alf. Ich übrigens auch, denn mein Pferd hat eine sehr ähnliche Fellfarbe. Die blöden Pferdehaare kleben einem bis in die Arschritze und man kann nichts dagegen tun. Außer dem eigenen Mann, oder der eigenen Frau verklickern: „Das ist vom Pferd! Ich habe keine Affäre mit einem/einer Rothaarigen/Schwarzhaarigen/Oma/Opa.“
Es gibt natürlich Bürsten dafür, in allen Formen und Preiskategorien. Jedes Jahr kommt irgendein Hersteller auf die Idee den neuen Jesus der Bürsten zu präsentieren, um den Pferdeleuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Da kaufen sie dann auch alle und präsentieren uns ihre Ergebnisse. Frage mich, ob es nicht auch ein Gummistriegel getan hätte. Aber nein, es muss ein Gummiklotz oder meinetwegen auch Gummipimmel sein. Das ist egal, Hauptsache es ist neu. Lassen wir uns mal überraschen, was es nächstes Jahr zur Haarsaison ist.
Das Schlimme ist ja auch, dass es die Pferde genauso nervt. Jetzt mal abgesehen von den Exemplaren, die bürsten so in etwa auf einem Niveau sehen mit waterboarding. Gibt ja so Pferde, die stehen nicht auf striegeln. Aber auch die schmusigsten Exemplare sind genervt: Die Scheiße juckt doch so. Entsprechend werden diverse Manieren über Bord geworden, wenn die Schnute juckt, an der Hand geht es plötzlich abwärts, weil sie sich wälzen wollen und es hört auch einfach nicht auf.
Einmal kommt man ja in dieser Zeit auf die Idee: Ich könnte das jetzt alles in einer Session abbürsten. Das versucht man dann auch so lange, bis einem die Arme komplett erlahmen. Aber irgendwie sieht das Pferd jetzt etwas haarloser aus. Eigentlich müsste es nackt sein, wenn man sich die Wolle auf dem Boden betrachtet (aus der man sich problemlos ein zweites Pferd stricken könnte).
Befriedigt zieht man von dannen, um sich am nächsten Tag am haarlosen Pferd zu erfreuen. Aber STOPP! Das sieht einfach genauso aus wie gestern!
Wieso? Überall Haare. Und sie fallen einem entgegen. Übrigens besonders ungesund, wenn der Wind dreht und man erst Mal spontan eine ganze Packung einatmet.
Ich habe schon einen ganzen Abend mit Husten verbracht, weil das Pferd mir seine Haare ins Gesicht geschnauft hat. Haare sind also nicht nur nervig, sondern auch gemeingefährlich.
Und wie bekommt man die Scheiße nun weg? Also, wenn man sie schon vom Pferd geholt hat? Man kehrt. Natürlich gefühlt 20 Mal, denn jetzt klebt der sonst so fluffige Mist wieder am Fußboden fest. Egal welche Konsistenz der hat. Und falls sich irgendwo Pfützen gebildet haben … Prost Mahlzeit.
Man schleppt den Krempel also in aller Verzweiflung zum Misthaufen, macht ihn vielleicht noch irgendwie nass, damit er nicht wegfliegt, verliert aber trotzdem die Hälfte auf dem Weg.
Auch ins Auto schleppt man die Haare. Und in die eigene Wohnung. Es ist schon spannend, wo Pferdehaare überall hinkommen, obwohl das Pferd kilometerweit von diesem Ort entfernt steht. Ich finde immer noch Überreste vom Todesstern im Keller. Obwohl ich die bestimmt schon 12 Jahre nicht gesehen habe und sie auch noch seit ein paar Jahren tot ist. Aber in meiner Stallecke … ja, also da könnte ich sie immer noch klonen.
Und dann? Dann fängt der ganze Driss am nächsten Tag von vorne an. Bis eines schönen Sommertages plötzlich der ganze Spuk vorbei ist. Das mies gelaunte Pferd ist plötzlich eine Elfe, sieht auch wieder richtig schnieke aus und man muss nicht mehr ständig mit der Fusselbürste hinter ihm herlaufen. Und hinter sich selber auch nicht. Ist ja fast ein bisschen wie im Einhornland …
Foto: Mir graut es vor der Haarzeit … er ist so fusselig.