Viele Pferde sind für den ihnen angedachten Job ungeeignet. Das muss man leider knallhart sagen. Ein Pferd wird in der Regel mit einer Jobbeschreibung gezüchtet. Kann schnell laufen – kann gut springen, macht sich gut im Viereck – hat Cow Sense, etc. Man denkt sich etwas dabei, wenn man Pferde verpaart. Und dann purzelt es ins Stroh und vielleicht kommt alles anders als man denkt. Im besten Fall kommt das Pferd, das für den angedachten Job überhaupt gemacht wurde, zu jemandem, dem das egal ist, der nicht viele Ambitionen hat, selbst vielleicht gar nicht gerne springt, etc. und der damit zufrieden ist, was das Pferd kann. Im worst case bleibt es bei jemandem, der nicht einsehen will, dass dem Pferd Vermögen fehlt (dabei hat es beste Voraussetzungen) und dann wird es schnell haarig. Und das Kuriose: Der Worst Case kann auch bei Freizeitreitern eintreten. Denn auch die haben Ansprüche an ihre Pferde und müssen manchmal feststellen, dass das Pferd, was sie unbedingt haben wollten, ihnen nicht gewachsen ist.
Generell ist es so, dass man schon bei rassetypischem Exterieur viele Dinge ausklammern kann. Der Isländer läuft nicht in Aachen mit den Warmblütern im Viereck um die Wette, der Traber startet jetzt nicht plötzlich in den hohen Klassen der Vielseitigkeit, etc. Natürlich gibt es hin und wieder Ausnahmen und so sieht man auch mal ein richtiges Vollblut im Viereck (oder vielmehr sah – das ist heute auch nicht mehr der Fall), aber auch wenn viele behaupten: “Aber mein Pferd kann locker ne L-Dressur” oder: “Ich kenne aber ein Shetland Pony, das S gewinnt!”, so ist es doch einfach so, dass die Mehrheit es nicht kann. Weil sie dafür gar nicht gemacht sind. Man denkt sich ja etwas bei einer Rasse. Und niemand hat das Shetland Pony dafür erfunden, dass es die große Turnierszene aufmischt und olympisches Gold im Springen gewinnt. Es hat einfach eine andere Aufgabe und danach wurde es vom Menschen kreiert.
Nun ist es so, dass ja nicht jedes Pferd für den ganz großen Sport gezüchtet wird (okay … doch, die englischen Vollblüter gibt es nur echt in ganz seltenen Fällen als Reitpferde – vorher sind die in der Regel immer Rennpferd – dasselbe gilt für Traber). Das ist ganz normal und entsprechend findet jeder Reiter das passende Pferd. Nur: er muss das eben auch finden. Wenn ich ein absolutes Verlasspferd will, das meine Kinder schaukelt und noch nett auf dem Reiterwettbewerb mitläuft, dann brauche ich eben auch eins, das nicht viel krumm nimmt und ein eher ruhiges Gemüt hat. Und das ist auch die Pferdebeschreibung, von der ich bisher die meisten Totalausfälle erlebt habe. Weil die Leute einfach nicht gucken, wofür das Pferd sich eignet. Teures Westernpferd gekauft (die sind ja bekanntlich lieb) und mit einem spritzigen Quarter abgezogen, der sofort rückwärts rennt, wenn das Kind da oben klemmt. Großartig, Mensch! Das hätte ja keiner ahnen können. Immer wieder sehe ich Leute, die ein Verlasspferd erwarten, aber gar nicht verstehen, wofür das Pferd gezüchtet wurde und, dass davon sehr wohl etwas im Pferd steckt.
Dann natürlich der Klassiker: Fjordpferd (oder andere schöne Ponyrasse gekauft) und jetzt möchte man oberhalb der A-Dressur rumschunkeln. Da wird es dann schnell schwer (und gerne mal unfair). Ein deutsches Reitpony, das einfach bessere körperliche Voraussetzungen dafür mitbringt, wollte man aber nicht. Die sind ja blöd und so auf Sport gemünzt. Und dann noch so teuer. Wollte man ja nicht. Wieso ist es eigentlich out, sich vor dem Pferdekauf genau zu fragen, was man will, sich dann mal mit Wunschrassen zu beschäftigen und dann auch noch zu überprüfen, ob das Pferd, auf das die Wahl gefallen ist, nicht vielleicht ein Totalausfall dieses Rassebilds ist? Dann muss man nachher viel weniger jammern, keinen neuen Käufer für das Pferd suchen, mit dem man nicht klarkommt oder das man nicht mehr haben will und es hätten alle viel weniger Zeit verplempert. Auch das Pferd …