So alle paar Monate suchen sich Pferde etwas aus, das sie wirklich und ganz ehrlich dolle ängstigt. Dazu wird ein Affentanz aufgeführt, der irgendwo zwischen ehrlichem Ungehorsam und gespielter Ängstlichkeit liegt und den Reiter dazu, das Pferd wieder zurück in die Box zu stellen, denn es ist sowieso an keinerlei Arbeit zu denken. Jedes Pferd lässt das anders heraus, aber eins ist sicher: Mitarbeit? Stets bemüht.
Für die meisten Pferde sind das komischerweise windige Tage. Natürlich es rauscht in den Bäumen, es knackt und raschelt. Allerdings knackt und raschelt das ja auch, wenn es Futter gibt, man auf der Weide grast und einem das Laub um die Ohren fliegt – nur ist das dann nicht so interessant. Interessanter wird das erst, wenn man in der Halle, auf dem Platz und im Gelände ist, denn Pferde sind tief in sich drin kleine Diven, die Aufmerksamkeit und Publikum brauchen, um wirklich richtig Blödsinn zu machen.
Lässt man an einem windigen Tag verschiedene Pferd Reiterkombinationen in die Halle, kann man tolle Dinge beobachten, die auf jeden Fall vollkommen unterschiedlich sind.

Da hätten wir den Galopper: Der weiß, dass der Wind ihn nicht frisst. Aber er stammt auch vom Araber ab … und möchte das hin und wieder raushängen lassen. Am liebsten an windigen Tagen. Also wird getänzelt und piaffiert, getrötet und geschnaubt und der Schweif umgeklappt. Bahnfiguren sind von jetzt an nicht mehr vorhanden und entspanntes Reiten für beide nicht mehr machbar.

Der Haflinger – ist eigentlich zu faul, um sich vor dem Wind zu erschrecken, wird also erst einmal seinen Reiter in Sicherheit schaukeln, um dann, wenn die Äste auf dem Dach kratzen, pupsend davonzubuckeln. Meist danach ohne Reiter anzutreffen.

Das Klischee-Turnierwarmblut, das meist in der Box steht, ist eigentlich so wie immer. Blöd. Jetzt noch ein bisschen blöder, denn man hat ja endlich einen Anlass wie eine gesengte Sau davonzubocken.

Das normale Warmblut entdeckt sein inneres Vollblut (denn das war garantiert mal irgendwo mit drin im Stammbaum) und rast ständig unkontrolliert los. Macht es einen Schlenker, ist sein Reiter weg. Plötzlich sind die nämlich richtig spritzig und lassen sich besser wenden als ein Quarter.

Der Araber macht eigentlich dasselbe wie der Galopper, nur viel theatralischer. Rast zwar nicht los, aber er nervt. Und wie. Vor allem die Mitreiter, wenn er sich nicht mehr auf den Hufschlag dirigieren lässt, aber die schönsten Seitengänge beherrscht. Nur leider mit Unterhals und festem Rücken. Und wie der mit den Augen rollt und den Zähnen knirscht. Wäre der Wind greifbar, der Araber würde ihn fressen.

Das Westernpferd ist zwar eigentlich ein entspannter Vertreter, aber auch das möchte bitte nicht die Frisur zerpustet bekommen und spult sein Programm so schnell wie möglich ab, um schnell wieder zurück auf die Weide zu können – wo es auch windig ist. Nicht so ganz clever. Die Tür ist plötzlich auch ganz schlimm, denn da kommt garantiert irgendwann der böse Wind rein. Oder sie knarrt. Fortan wird glotzig in Außenstellung geritten.

Das Pony ist sauer, der Wind nervt und lässt gar keinen Rundumblick mehr zu. Weil es schon sauer ist, braucht es auch keine besonders windigen Momente mehr, um fortan sehr widersetzlich zu sein, denn es ist nun mal jetzt genervt. Bockt auch in windstillen Momenten davon.

Der Traber – Schrecken aller Mitreiter, denn wenn der Wind dem zu doll pfeift (ganz egal, ob ihn das sonst gestört hat oder nicht – irgendwann stört er!), rast der im Renntrab los, was alle Mitreiter zu panischen Haltemanövern animiert, denn so ein Traber stampft ja wie ein Elefant. Westernpferd und Warmblut möchten dem nun gar nicht mehr in die Quere kommen, der Araber will ihn fressen und der Galopper will mitmachen. Nur eben im Galopp.

Am Ende steigen alle mehr oder minder genervt ab, falls das Pferd ihnen diesen Job nicht bereits abgenommen hat. Wind ist was ganz Tolles! Echt!

Foto: Möchte nicht erkannt werden, weil er sich auch manchmal vor dem Wind fürchtet. Aber nur dann, wenn er arbeiten soll.