Reiter haben Automatismen, die sie in diesem Leben nicht mehr loswerden. Im Suff, im Fieberwahn, im Halbschlaf – manche Dinge gehen immer. Sprüche, Handlungen, aber auch Dummheiten. Wenn sonst nichts mehr geht: Das geht immer. Falls nicht, sollte bitte jemand den Krankenwagen rufen, dieser Reiter ist nicht mehr gut und kann weg. Aber Achtung: Nur weil sie es können, ist es noch lange nicht gut.
Gucken wir uns das mal an:

1. Reiter können immer die Zügel in der Hand behalten
Es sei denn, beide Hände sind abgefallen. Leider tun sie das so zuverlässig, dass sie auch schon mal unters Pferd geraten. Aber losgelassen haben sie nicht! Applaus!

2. Reiter können immer Widerworte geben
Falls nicht, sind sie nämlich tot.

3. (Dressur)reiter können immer bandagieren
Im Dunkeln, im Hellen, mit totalem Verlust des Augenlichts und mit zappeligem Pferd. Am Ende sind die Bandagen dran. Dann nämlich aus Prinzip!

4. Reiter können immer ihr Pferd erkennen
Auch in einer Nebelbank aus zehn Kilometern Entfernung.

5. Reiter wissen immer, wann ihr Pferd Blödsinn macht
Das muss der siebte Sinn sein. Man geht nur kurz um die Ecke, es stehen mehrere Pferde am Putzplatz und anhand der Geräusche weiß man schon genau: Meiner ist dabei. Pro Forma wird dann mal ein: „EY!“ hinterhergeschickt.

6. Reiter können immer satteln
Da kann es regnen und schneien, stürmen und blitzen, das Pferd vollkommen durchdrehen oder der Reiter nur noch einen Arm haben – scheißegal, der Sattel ist am Ende immer auf dem Pferd, wenn sie sich das vorgenommen haben. Aber Achtung: Trensen nicht. Viel zu schwer. Vor allem, wenn man getrunken hat.

7. Reiter können immer Panik schieben
Auch wegen gar nichts. Das Pferd hat vorhin gehustet – es muss mindestens Lungenkrebs sein. Ruft den Tierarzt.

8. Reiter können immer leichttraben
Nur nicht zwingend auf dem richtigen Fuß. Aber trabt ein Pferd an, ist es ein Automatismus – es wird leichgetrabt. Man bleibt ja schließlich nicht einfach sitzen.

9. Reiter können immer Diskussionen anzetteln
Überall, jederzeit und mit jedem. Über das Heu, das Wetter, die Platzarbeit, das Gelände, die Prüfung, die Farbe der Schibbi-Schabbi und über die Trainerwahl

10. Reiter können immer an der Reitstunde teilnehmen
Dabei ist es völlig egal, ob sie Brechdurchfall, Rheuma, oder eine Gehirnerschütterung haben – sie werden sich da irgendwie reinmogeln. Schließlich hat man zugesagt, da muss man auch kommen – auch wenn man bequem und rechtzeitig absagen könnte

11. Reiter können immer Pferdeanzeigen gucken
Einfach so. Aus Gründen. Vielleicht braucht man ja dringend noch ein Pferd zu seinen anderen dreien?

12. Reiter können immer etwas im Pferdeladen kaufen
Geht man rein, kauft man was. Hat man kein Geld, oder sehr wenig, wird etwas sehr Kleines gekauft. Aber ohne einen Gegenstand rausgehen? Das will ich sehen.

13. Reiter können immer neue Fehler in ihren Sitz einbauen
Na, endlich aufgehört, blöde mit dem Kopf zu nicken? Dann machen wir jetzt was anderes, wir ziehen die innere Schulter hoch und machen uns krampfig fest. Damit der Reitlehrer auch was zu tun hat.

14. Reiter können immer mit nem Sektchen anstoßen
Und wenns kein Sekt ist, dann Bier, Prosecco, Korn, oder sonst was. Reiter haben immer einen Grund, um mitzutrinken. Neues Fohlen, gewonnenes Turnier, Pferdekauf. Irgendwas ist immer los.

Foto: Restschnee und Pferd. Er ist sehr traurig, dass der schon wieder weg ist. Der Schnee ist sein Freund.