… dann wäre vor allem sein Stall voll. Reiter kennen kein Maß in Sachen Pferd, schon mal gar nicht in der Anzahl von Pferden – warum auch? Sie sind schließlich herzgesteuert und in manchen Momenten nicht mal vernunftbegabt (streitet das ja nicht ab! Jeder hat schon Unsinn gekauft – auch lebenden Unsinn). Das geht ja schon im Reitladen los. Mit Kleinscheiß. Braucht man nicht zwingend, aber irgendetwas suggeriert dem Reiterhirn, dass man jetzt nicht ohne einen weiteren lilanen Hufkratzer leben kann. Oder ohne diese Schabracke. Oder ohne dieses … was ist das? Ah … Leckerlie für junge Pferde mit den Mineralien und Vitaminen E bis R.

Dementsprechend kauft der Reiter, ähnlich wie jeder Mensch, der zu Ikea geht, zu viel. Und vor allem nicht das, was er sich vorgenommen hat. Gibt man ihm dazu noch Geld in Hülle und Fülle, dann kauft er auch den richtig teuren Scheiß. Das geht ja schon bei Ihbäh Kleinanzeigen mit Zubehör los. Manchmal kaufen wir das, weil es günstig ist. Zum Beispiel einen Sattel. Den könnten wir doch teurer verkaufen, wenn wir den mal richtig rausputzen (reden wir uns jedenfalls ein und rechtfertigen damit alles). Oder diese Trense hier. Effektiv hat man dann weder Sattel noch Trense je gebraucht und verkauft sie dann nur schnell ohne Verlust weiter und fragt auch nicht mehr: Warum noch gleich hatte ich das? Im schlimmsten Fall bunkert der Reiter sogar beides und wird erst später von fiesen Familienmitgliedern dazu genötigt, Platz zu schaffen, weil ein Pferdezimmer im Haushalt nicht vorgesehen ist.

Und klicken sie sich weiter, landen sie bei Ehorses. Oder irgendwelchen anderen Verkaufsportalen. Wo der Reiter sich ständig schockverliebt in irgendein Bild. Hätte er so viel Kohle, er würde gleich drei Pferde bestellen. Was macht er überhaupt auf der Seite? Er hat schon ein Pferd, das kann man auch reiten und er braucht kein weiteres. Er ist auch nicht auf der Suche. Und dennoch … Reiter gucken wahnsinnig gerne Pferdeanzeigen. Überhaupt: Brauch ich nicht einen Esel? Oder ein Muli! Guck mal, wie niedlich. Vielleicht auch ein Shetty. Kann man nichts mit anfangen, aber günstig isses und sieht putzig aus. Man könnte ja das Fahren anfangen. So ein Shetty wär da doch was.

Überhaupt … falls das jetzt doch nicht passt, dann könnte man ja auch simpel wieder verkaufen. Ist doch nichts dabei. Da lachen dann alle mal, die genau das gesagt haben, als sie sich noch ein Pferd angeschafft haben und erzählen mal bitte kurz, wie viel Pferde sie nun haben. Garantiert ist die Antwort nicht: Eins! Es sei denn, das Erste hat das Zeitliche gesegnet. Natürlich kann prinzipiell ein Reiter ein Pferd verkaufen – aber wenn er Zeit, Geld und Bock auf dieses Pferd hat, dann tut er es nicht. Scheißegal, ob er es jetzt vielleicht gar nicht reitet.

Auf was die dann auch für Ideen kommen. Vorher nur schnieke Hannoveraner und bloß kein Pony und am Ende kauft da jemand ein Fallabella weil das Hirn ausgesetzt hat. Ich zum Beispiel würde ja nur Blüter kaufen. Wenn ich meine Ehorses Impulskäufe wirklich getätigt hätte, wäre ich schon mit einem sehr hässlichen Halbblut (ist ja immerhin noch fast Vollblut) wieder im Stall aufgeschlagen, einem total aggressiven Dartmoorpony, was ich lustig fand, dem fettesten Haflinger ever und einem Russen, der auf dem Video ging wie der Todesstern: Böse, paddelig und sehr schlecht gelaunt.

Gut, dass wir gar nicht so viele Boxen haben und das noch bremst. Sonst hätte ich sehr viele Pferde, die ich bei einem spontanen Blackout erstanden hätte. Wäre auch irgendwie sehr teuer. Aber wenn ich irgendwann mal reich bin: Dann mach ich das. Dann kaufe ich auch den hässlichsten Halbblüter der Welt, den Paddelrussen und jetzt vorhin erst gesehen: Den schnieken Freibergerhengstjährling. Brauch ich nicht. Aber muss ich haben! So funktioniert nämlich das Reiterhirn. Muss ‘ne Kollektivkrankheit sein.

Foto: Die Neue. Nein, nicht meine.