Reiter handeln erst einmal nach bestem Wissen und Gewissen. Leider haben viele kein Gewissen und wissen auch sonst nicht viel, denn wir sehen ja tagtäglich Dinge, die uns dann wiederum unbegreiflich sind. Allerdings macht niemand alles richtig. Perfektion ist nicht menschlich und auch nicht pferdisch. Ergo werden sich immer wieder Fehler einschleichen. Manche sind winzig und kaum schlimm. Andere, vielleicht genauso klein, sind es aber sehr wohl.
Manchmal hören wir auch auf Leute, von denen wir glauben, dass wir ihnen vertrauen können. Zum Beispiel unseren Tierarzt. Dem sollte man doch wohl vertrauen können. Ja, doch sollte man. Nur nicht blind. Sonst kommen da völlig krude Sachen raus („Nein, das muss man nicht nähen“ – „Unsinn, das Pferd hat nix an der Sehne“, usw.). Was jetzt im Umkehrschluss aber nicht bedeutet, dass die Hühner im Internet recht haben. Nein – bei Weitem nicht.
Das Internet ist voller gefährlicher Tipps, die man keinem Laien, der Rat sucht, jemals empfehlen sollte. Daher fällt auch das raus.
Aber was macht der Reiter denn nun? Er kann ja nicht Sattler, Hufschmied, Tierarzt und Osteopath in einer Person sein? Neben Futtermittelberater und Reitlehrer, versteht sich natürlich. Pferdeflüsterer am besten auch noch. Wann sollen wir das alles werden? Neben unserer Arbeit und unserem Privatleben?
Die Antwort ist ernüchternd: Gar nicht. Es gibt keinen Menschen, der schlichtweg alles in sich vereint und alles weiß. So bleibt uns Reitern gar nichts anderes übrig, als immer wieder Vertrauen zu Vorbildern, Berufsgruppen oder Lehrern zu fassen. Manchmal ist das gut – manchmal schlecht.
Klingt ernüchternd, oder? Denn nur, weil etwas unbeabsichtigt, oder aus falscher Überzeugung geschah, kann das im schlimmsten Fall absolute Hardcore-Folgen nach sich ziehen, die man so nie erwartet hat.
Was macht man dann? Blindstellen? Kopf in den Sand a la: Das war ich nicht, das waren die anderen – ich hab’s doch nicht bös gemeint?
Ich hab’s auch mal richtig vergeigt. Bei einer Stute, die ich angeritten habe. Am Anfang war die noch nett. Je älter die wurde, desto aufmüpfiger wurde sie, Kooperation Fehlanzeige. Meine eigentlich weiche Hand war ihr ein Graus, alles was irgendwie fein war, versuchte sie auszunutzen, denn in ihrem Kopf war fein = nicht vorhanden. Und dann die Schreierei und Kleberei … das geht einem schon an die Nerven. Dazu dann nach einiger Zeit Kopschlagen.
Als das anfing, bin ich abgestiegen, hab dem Trainer gesagt, dass die mal gecheckt werden muss und man hat sie weggestellt. Aber nichts da, das Pferd war gesund, gut bemuskelt, also ab und wieder drauf. Meine Frage: „Was mach ich denn gegen die Kopfschlagerei?“
„Halt mal dagegen, die muss das lernen.“
Nun denn, der Mann hat wohl mehr Rennpferde als ich je gesehen. Wird schon stimmen.
Es stimmte gar nichts. Die Stute ging irgendwann weg und ich sah sie das nächste Mal Jahre später wieder. Im Führring – wo sie weiterhin sich genau so benahm, wie sie es bei mir getan hatte.
Na, grandios. Da fühlt man sich doch mal so richtig beschissen. Wenn es dein Pferd ist, das deine Fehler da wiederspiegelt, während du das Problem weitergegeben hast. War natürlich nicht auf dem Papier meine. Aber eben eins unserer Pferde. Astrein verkackt. Eine Nervsülze herangeritten, die eigentlich mal wirklich nett und lieb war.
Aber wenn man mit Pferden arbeitet, dann werden auch weiterhin Fehler passieren. Wichtig ist eigentlich nur eins bei jedem Fehler: Ihn nicht zu wiederholen. Wir müssen daraus etwas lernen. Und falls wir die Möglichkeit dazu haben, es wenigstens wiedergutzumachen, dann sollten wir die auch nutzen.
Und obwohl wir uns unsere Fehler betrachten sollten, ist es mindestens genauso wichtig, sich die Dinge in Erinnerung zu rufen, die wir wirklich gut gelöst haben. Sonst hängen wir bald alle unsere Reitstiefel an den Nagel.
Foto: Auch bei ihm schon mal was verkackt. Shit happens!