Hilfszügel sind Bähbäh. Jedenfalls wenn es nach dem Internet geht. Wo früher die guten alten Dreieckszügel und Ausbinder durchaus öfter im Stallbild zu sehen waren, ist jetzt nackig angesagt. Was per se ja nichts Schlechtes sein muss, manchmal aber sicher auch eklig sein wird. Man will ja nicht alles und jeden nackt sehen.
So ist es auch mit Reitern, die ihr Pferd in der Giraffenhaltung longieren und sagen: Schau, wie frei der ist. Toll! Unterhals ist ja immer gerne gesehen.
Andersherum kann man es ja auch niemandem recht machen. Denn man darf auch keine Hilfszügel nehmen. Selbst wenn die einen Zweck temporär erfüllen.

Viele Leute wissen gar nicht, wie die Sachen funktionieren. Sie benutzen sie auch nicht. Das ist immerhin schon mal gut. Nicht gut ist es, den Leuten dann so was hier zu sagen:
“Du darfst keine Halsverlängerer benutzen!”
“Wieso?”
“Weil!”
“Wieso denn jetzt?”
“Das ist Tierquälerei!”
Na, danke, dass wir darüber geredet haben.

Noch schlimmer ist nur, dass sie es einfach benutzen, obwohl sie nicht wissen was es macht. Weil sie es immer so gemacht haben. Oder weil andere das machen. Die Longierhilfe ist momentan so ein “tolles” Beispiel. Das benutzen viele. Wie sie wirkt, fragt sich keiner. Es ist neu, es muss gut sein. Heutzutage hat man doch viel mehr Wissen und so. Das ist ja nicht wie diese blöden Ausbinder aus den 80ern. Ne, ne … hip und trendy und ergonomisch und was weiß ich denn noch alles ist es. Mal kurz den Leinen, dem Pferdemaul und den Muskeln folgen, ist was für Schamanen und Gehirnamputierte und dann wird da auch nicht weiter drüber nachgedacht.

Beim Reiten sieht man die Hilfszügel nun noch weniger als beim Longieren. Denn wir können das ja … alle. Auch Kleinkinder beim Baby-Voltigieren. Und wenn nicht, Hauptsache das Pferd fühlt sich frei. Giraffen für die Welt und Brot für Arschlochpferde. So ist das.
Wenn das Pferd Ausbinder trägt, kann der Reiter automatisch nicht reiten. Ja, vielleicht kann er es noch nicht so gut. Und reitet nun im Reitunterricht. Soll ja vorkommen.

Aber auch Martingals werden ja schon kritisch beäugt. Wie kann man überhaupt da etwas dranmachen? Das geht nicht. Schon gar nicht draußen. Da kann das Pferd ja fallen.
Wenn es je ein Pferd schafft über ein korrekt verschnalltes Martingal zu fallen, dann komme ich persönlich dahin und klatsche Applaus. Reiter lieben es ja zu verallgemeinern. Sie haben mal irgendwann gehört: Alles Gebamsel, das sonst nur bei Christian Grey im Schlafzimmer hängt, darf im Gelände nicht drauf. Ja … das ist auch richtig. Aber wie funktioniert ein Martingal? Wie wird das verschnallt? Wo ist das Problem daran? Weiß man nicht. Hauptsache dagegen!

Ganz gruselig wird es, wenn die Gebisslosreiter keine Ahnung haben und vielleicht noch ein kleines Martingal oder mal ein bisschen Dreieckszügel ins Hackamore stopfen. Das geht doch … andere machen das doch auch! Den feinen Unterschied zwischen Gebiss und gebisslos, sowie … Hackamore = Kandare … ach, was ist das schon unter Amigos? Das geht auch so. Was bei den Gebissreitern gut ist, kann doch auch bei den Gebisslosen ein Highlight sein. Am liebsten zu falsch und zu kurz verschnallt. Und überhaupt … wo macht man nur beim Bosal die Dreieckszügel dran?

Können die ihren Schnallen und Lederfetisch nicht Zuhause ausleben, wenn sie schon nicht wissen, wie sie das benutzen müssen? Das wäre wirklich wünschenswert. Wenn die ihren Mann mit Schlaufern reiten, sehe ich das nämlich nicht. Und das kann nur von Vorteil sein.

Foto: Work, work …
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