Wie sagt man beim Rennsport? Sie laufen in allen Gestalten. Beim Rennpferd ist das egal. Beim Rest der Welt nicht. Also schon, theoretisch. Und zu dicke Pferde … ja, das muss nicht sein, denn wir wissen ja: Nur weil es barock ist, muss es nicht fett sein. Das ist ungesund und einfach blöd. Theoretisch soll ein Pferd auch nicht zu dünn sein – aber für die Leute, die nur extrem rollende Tonnen gewöhnt sind, ist ja alles drunter auch unterernährt. Manchmal ist es zum Beispiel gar nicht so leicht mit einem Vollblut irgendwo zu sein. Also schon DA zu sein. Denn alle werden das arme Tier bedauern und mit Essen vollstopfen, nur weil das noch einen Hals hat und nicht aus Doppelkinn und Kugelbauch besteht.

Auch mit dickem Pferd ist es nicht einfach, denn Leute stopfen ungefragt Sachen rein (weil dick ja so niedlich ist) und machen einfach Maulkörbe ab, die man mühselig aufs Pferd gefrickelt hat. Außerdem geht alle Welt davon aus, dass dicke Pferde auch dicke Leute tragen können. So wie dünne Pferde (“dünn”) nur dünne Leute tragen. Und dann gibt es ja noch die unsägliche drölf Prozentregel, die besagt, dass wir alle mal schnell absteigen sollten.

Versteht mich nicht falsch, ich halte generell nichts von unpassenden Pferd-Reiter Paarungen, bei denen dem Pferd geschadet wird. Sei es zu große Reiter auf Shetlandponys, oder 200 Kilo Mann auf einem spindeldürren, hundert Jahre alten Araber.
Aber es herrscht ja so viel Unwissen darüber, was ein Gewichtsträger ist und was nicht. So wird automatisch ein Kaltblut kräftigeren Menschen zugeordnet. Ausbildungsstand und Muskulatur? Ach, wen interessiert das schon. Der hat dicke Beine, dann ist der auch was für dicke Reiter.

Auch muss man ja auf den Reiter gucken. Was kann der? Sitzt der trotz mehr Leibesumpfang geschmeidig? Ist das ein fortgeschrittener Reiter? Und .. sitzt der da auf einem Shetty oder einem gut trainierten Oldenburger? Ja, das muss man sich fragen. Zumindest, wenn man beurteilen will, ob das passt. Und auch wenn immer das Argument kommt, lieber wen Dickes, der reiten kann, als jemand Dünnes, der dem Pferd in den Rücken fällt – auf ein unbemuskeltes Pferd in Größe XXS gehören beide nicht.

Manchmal gibt es auch Pferde, die gaukeln einem vor, sie wären Gewichtsträger. Weil sie stämmig gebaut sind und stattlich aussehen. Aber sie haben einen problematischen Rücken und können kaum mehr als Kinder tragen. Oder Pferde mit Erkrankungen. Man muss sich eben anpassen. Oder das Pferd an sich anpassen. Geht nur eben nicht mit jedem.
Nur: Wieso wird das ständig so zerpflückt. 80 Kilo können nämlich sehr wohl auf einem Reitpony gut aussehen, wenn es die Statur und die Muskulatur dafür hat. So wie 90 Kilo für mein Pferd viel zu viel sind, mit seinem langen Gurkenrücken, der ständig in Arbeit ist. Für ihn ist mein Gewicht perfekt.
Wir hatten früher ein Schulpferd, das hatte lange staksige Beine, der konnte aber sehr wohl erwachsene Männer, die gut im Futter stehen tragen. So wie der Haflinger mit dem kaputten Rücken nur in den Kinderstunden zum Einsatz kam, weil das wirklich seine maximale Belastungsgrenze war, Kinder im Schritt auf seinem Rücken sitzen zu lassen.

Was also lernen wir daraus? Dass es Wurst ist, wie Pferd und Reiter aussehen – Hauptsache es passt. Wenn es nicht passt, dann ist der Reiter eben in der Pflicht das zu ändern. Oder einfach nicht mehr auf dem Rücken seines Pferdes Platz zu nehmen.

Foto: Moppel auf dem Weg zur Galoppstrecke.