Manchmal schenken Leute ihren Pferden was. Einfach so, weil ihnen danach ist. Das Konzept – Dankbarkeit – hat das Pferd allerdings nicht so drauf, das sagt nicht artig: Danke, Tante Lisbeth und spielt anschließend mit seiner neuen Schibbi-Schabbi. Nein, die ist ihm sogar egal, oder sie wird dreckig gemacht.
Trotzdem kaufen und backen einige wie bescheuert an Weihnachten, damit der vierbeinige Liebling auch was hat. Ich bin eine Rabenmutter, mein Pferd bekommt nie Weihnachts oder Geburtstagsgeschenke. Mir schenkt er ja schließlich auch nichts. Nichts Materielles jedenfalls.
Kann jeder machen wie er will – aber manche übertreiben es einfach maßlos. Die eigene Mutter kriegt nen Gutschein (wir können das ja akribisch in diversen Reitgruppen verfolgen, denn Weihnachtsgeschenke ist ein heißes Offtopic Thema) – selbstgekauft, einen Tag vor dem Fest, für C&A – wie persönlich, wie liebevoll. Weil: ist ja ein Gutschein.
Das Pferd wird aber schon Wochen vorher mit selbstgebackenen Leckerlies umworben, bekommt ein Strümpfchen an die Box und kriegt natürlich auch ein Weihnachtsmenü – während Besitzer selbst an Weihnachten natürlich nicht daran denkt, irgendeine der Aufgaben, die bei einem Familienweihnachtsfest aufkommen, zu übernehmen. Man hat ja frei und möchte besinnlich sein.
Am nächsten Tag wird natürlich der Weihnachtsausritt gemacht, da müssen die Pferdegeschenke hergezeigt werden. Die man sich zwar eigentlich selbst gekauft hat, aber man soll schließlich auch seinen Liebsten beschenken: Sich selbst. Schnell ein paar Selfies und noch die Leute dumm anpampen, die „ihrem Pferd“, bzw. sich selbst, nichts schenken, dann geht es auch weiter zur Weihnachtsfeier im Stall, die aus Glühweinsaufen und einer Weihnachtsquadrille besteht, die garantiert liebevoll einstudiert wurde (siehe Sonntagspost).
Da gibt es dann auch noch mal Geschenke, schließlich war der Weihnachtsmann im Stall. Hier ein Hufkratzer, da ein paar hippe Söckchen und schon ist der Pferdebesitzer glücklich.
Generell war natürlich auch etwas fürs Pferd unter dem Baum – pardon, für den Reiter. Eine neue Trense hier, eine Schibbi-Schabbi da – hat man sich ja gewünscht. Wagt es jemand unpferdige Geschenke unter den Baum zu mogeln, werden diese nicht so richtig gewürdigt, denn man ist doch Reiter – Hallo? Ist doch wohl klar, was der will.
So werden die Geschenke schon im Vorfeld befühlt – alles was sich verdächtig unpferdig anfühlt auf den: Na, ja Stapel geräumt und später dann ausgepackt oder mit dem Geschenkpapier unauffällig entsorgt. Wer braucht denn schon neue Hosen, die man nicht im Stall anziehen kann? Überhaupt, Hosen? Wer schenkt denn so einen Mist zu Weihnachten. Besitzt die Hose den Zusatz: Reithose, wird die aber beklatscht und der Schenker beknuddelt.
Zuvor wurde man im Stall natürlich bewichtelt, denn das geht auch immer und man muss auch immer über das zweihundertste Stallhalfter jubeln, denn sonst ist das Wichtelkind ja traurig. Auch wenn man schon 300 Leckerlieeimer hat und keinem einzigen Pferd das winzige Halfter passt, das der Wichtel irgendwo in der Krabbelkiste für drei Euro erstanden hat, während man selbst natürlich bei der Nobelmarke gekauft hat und sich mal wieder darüber ärgert, so viel Geld gelassen zu haben, wo doch die anderen sich 0 Mühe geben.
Darüber wird natürlich gemeckert – aber nächstes Jahr geht der Irrsinn dann einfach von vorne los. Man hat ja vielleicht dann Glück.
Foto: Ich bin so eine Rabenmutter, er bekommt nicht nur nichts zu Weihnachten, sondern auch zum Geburtstag nichts!