Mein Pferd ärgert mich gerne. Vornehmlich mit der Tatsache, dass er sich weigert, aus einer normalen Tränke zu trinken. Als ich meine Rennstiefel an den Nagel gehängt habe, gehörte auf jeden Fall auch ein Aufschrei dazu: „Endlich keine Wassereimer mehr schleppen!“ Juhu! Nach spontaner Tanzeinlage und verdammt langen Armen, war ich dann aber Besitzerin DIESES Pferdes.
Den ich von einer Weide kaufte, wo ein Wasserwagen stand. Mit einer Tränke. Er lebte noch, stand da aber schon ein Jahr. Ich gehe also davon aus, dass er wusste, wie man sie bedient. Und zur Krönung habe ich ihn auch noch trinken sehen. Also überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, dass dieses Pferd NICHT aus einer Tränke trinken könnte.
Im neuen Stall angekommen, ein schlechter Start, denn er hat es irgendwie geschafft, sich eine Schlundverstopfung zuzuziehen (Birnen … Birnen des Todes). Da tat der Hals dann natürlich weh und es gab lecker Mash und Wässerchen für den ramponierten Blüter. Allerdings musste ich da schon bereits feststellen – der trinkt ja gar nichts. Also wirklich gar nichts. Was mit Mash noch ging (und erst nicht auffiel) wurde ohne Mash dann zur Gewissheit – nö, ich finde die Tränke doof. Die Badewanne auf der Weide ist aber genehm.
Überlegt und gegrübelt, ein Schuss Wasser mit Geschmack in die Tränke gekippt (wurde getrunken, aber danach nie wieder), die Tränke mit Leckerlie eingeschmiert (wurde abgeschleckt), dem Pferd als letzten Versuch das Wasser woanders verweigert – nö – das trink ich nicht. Nachgegeben, Eimerchen geholt. Aufsatz gekauft, wieder zurückgebracht (ihhhh!), bis mein Stallbesitzer sich erbarmte und ihm einen Ring für einen Eimer schweißen ließ.
Denn einfach nur einen Eimer auf den Boden stellen (oder an einem Strick aufhängen, wie wir das gerne im Rennstall gemacht haben): Nö! Wird umgekippt. Binnen 20 Minuten. Und der Eimer wird kaputtgemacht. Was ich am Anfang für einen Verschleiß an Eimern hatte, war unnormal. Und mein Stallbesitzer war damals noch Chefkoch – der hatte leere Eimer ohne Ende aus dem Betrieb.
Jetzt hatten wir also diesen Ring und den Eimer. Der drin stand. So schön, so gut … aber mein Pferd ist ja Kopper. Und dieser Ring lud förmlich ein, obwohl er sonst den Trog nahm (auch schon sehr viele gekauft).
Ring mehrfach geschweißt – Tränke ignoriert. Also war Eimer schleppen angesagt. Hatte mich dann auch irgendwann damit abgefunden. Bis wir in eine andere Box umzogen: Die hatte eine größere Tränke. Selbes Spiel von vorne – mit demselben Effekt, denn wenn mein Pferd eins kann, dann ist es denselben Unsinn immer und immer wieder durchzuziehen. Er trank nicht daraus. Trank aber das Wasser aus demselben Zulauf aus dem Eimer.
Den man natürlich auch wieder hoch hängen musste, denn wir erinnern uns – Eimer müssen umgekippt werden, so will es das Naturgesetz. Labbelige Gummikrippe gekauft und von jetzt an wieder brav den Eimer schleppen. Leider hat er dann noch eine Macke: Er macht gerne Schönheitskur mit seinem Wassereimer und tunkt den matschigen Schweif rein. Ist ja wohl selbstredend, dass dieses Wasser dann auch nicht mehr getrunken wird … Ist nicht so als hätte er sau viel Platz in der Box. Aber er steht gern so, während er mit seinem Nachbarn einen Schnack hält.
Gehe dann jetzt mal eben Eimer schleppen.
Foto: Der Herr im Beauty-Salon.