Vegane Reiter tauchen in jeder Diskussion irgendwann auf. Man weiß ja auch automatisch, dass sie Veganer sind, denn sie teilen es uns gerne mit. Warum? Weiß nicht. Ich gehe jedenfalls normalerweise nicht in einen Laden: Guten Tag, ich bin Frau Arschlochpferd, ich esse Fleisch und kaufe hier ein.
Und damit wir eins klarstellen – mir ist total egal, was jemand isst. Wirklich. Solange ich das 1. nicht selbst essen muss und 2. solange man mir keine Vorträge darüber hält, dass mein Wurstbrot aus mehr Wurst als Brot besteht.
In Pferdegruppen wird natürlich öfters mal das Thema Pferdeschlachter diskutiert. Da tauchen immer die Leute auf, die das voll widerlich finden, aber bei Mc Donalds gerade 3 Big Macs verdrückt haben. Da ist das dann okay, bei Pferdeschlachtern nicht. Hält man ihnen diese Doppelzüngigkeit vor, jammern sie ein bisschen, sind aber schon still,denn mit lautem Gepolter kommt der Klischeeveganer rein und pampt alle zusammen an. Aus Protest.
Stalkt man ihn, hat er hübsches Lederzeugs an sich und dem Pferd, denn die einerseits hundert, andererseits minus hundert Mentalität darf nicht fehlen. Wäre man jetzt ein ganz normaler Mensch und kein militanter Missionar würde man so argumentieren:
„Ich kann mit Plastiksätteln nichts anfangen, die sitzen nicht gut, daher muss ich das wohl so hinnehmen, aber ansonsten versuche ich vegan zu leben.“
Aber nein! Das machen die Wenigsten: „Ist doch nicht dasselbe!“ Aber Leute anranzen, wenn sie Wolle tragen. Da wollte uns doch glatt eine missionierende Veganerin erzählen, dass bei der Wollgewinnung Schafe sterben … Am Herzinfarkt wahrscheinlich.
Tiere wollen ja auch Leben. Natürlich wollen sie das. Sie wollen aber auch mit einem passenden Sattel geritten werden und die meisten Plastikdinger haben nun mal keine gute Passform. Da sollte man zu Kompromissen bereit sein. Wäre man wenigstens sonst konsequent, könnte man ja mit Plastiktrense oder Biothane reiten, aber nein! Auch auf Lederstiefel möchte man nicht verzichten, sind sie doch das Zeichen, dass man kein Anfänger mehr ist, sondern Kohle hat und schöne Schühchen herzeigen muss.
Wieso möchten missionierende Veganer eigentlich so gern auf andere hinabschauen und ihre eigenen Verfehlungen nicht anerkennen? Und wenn sie selbst so fehlerlos sind – warum müssen sie dann andere annerven? Wo ist das Problem zu sagen: Ich ernähre mich vegan und mein Pferd hat trotzdem einen Ledersattel? Wo ist das Problem, dass man es moralisch nicht gleich vollkommen verwerflich findet, wenn ein Pferd zur Nahrungsgewinnung geschlachtet wird?
So viele Fragen. Ja, ich hab noch mehr. Warum reiten missionierende Veganer Pferde, wenn sie gegen Ausbeutung von Tieren sind? Warum haben sie eine Gucci Handtasche auf ihrem Profilbild aus Echtleder (also die Handtasche, nicht das Bild). Warum müssen sie uns das immer mitteilen? Und warum finden sie Veganer doof, die nicht missionieren? Kann ich mein Pferd eigentlich auch mit einem Kotelett reiten statt mit einem Sattel? Ist doch auch totes Tier.
Foto: Staubiges Arschlochpferd. Von Morwen Fotografie in Szene gesetzt.