Irgendwie ist das manchmal nervig, wenn man als Reiter gebrandmarkt ist. Denn der Nichtreiter geht automatisch davon aus, dass der Reiter auch nur über Pferde reden kann. Primär passiert das aber, weil der Gesprächspartner das Thema darauf lenkt. So nach dem Motto: Na, die hat ein Pferd, dann muss ich mit der wohl mal über Pferde reden, weil die ja eh kein anderes Thema hat. Versteh ich nicht. Meine beste Freundin strickt gern. Meint ihr, mit der red’ ich nur übers stricken? Bin doch nicht behämmert! Obwohl vielleicht doch, weil wir uns super oft dasselbe erzählen und immer noch drüber lachen …

Ist ja so ein super Gesprächseinstieg: “Wie geht es dem Pferd?” “Gut?”. Ich werde da jetzt sicher nicht bei Leuten ausholen und von den Schwierigkeiten beim Travers erzählen – rafft doch eh keiner. Also spreche ich auch darüber nicht.
Wenn man jetzt mal von der üblichen: Das ist so teuer und was kostet ein Pferd – Diskussion absieht, ist das Thema damit doch auch eigentlich beendet. Und dann kann man mit mir auch über ganz normale Dinge reden.

Irgendwie verstehen die Leute das nur nicht. Zum Beispiel bin ich ja leidenschaftliche Zockerin. Und kann ganz sicher mehr zu irgendwelchen Games in einer Nerdrunde einbringen, als zu Pferden – primär, weil das ja auch keine Sau interessiert. Da wirkt man dann aber schon wie ein Alien. Die Frau reitet. Die muss also Pferde mögen, also kann sie nichts anderes mögen. So darf man nämlich auch keine Hobbys haben neben dem Pferd. Hat mir nur irgendwie keiner gesagt, als ich mit reiten angefangen habe. Ich hatte schon immer MEHR Interessen als nur ein Pferd. Mir wäre das zu wenig. Schon allein weil man sich dann ausschließlich im Mikrokosmos der Reiter bewegt … und wir wissen ja, die sind auch sonst öfters mal scheiße.

Als Kind habe ich nebenher geturnt (blöd … weiß auch nicht genau, was ich da getan habe), habe gerne gemalt, bin schwimmen gegangen, habe gerne Super Nintendo gespielt, habe früh mit Mangas und Animes angefangen und habe geschrieben. Ungefähr so sieht das heute auch noch aus, auch wenn mir die Zeit zum Malen fehlt. Und zum Kinderturnen geh ich nicht mehr. Ich halte mich also für einen vielinteressierten Menschen, der auch mit Wikipedia durchaus drei Stunden Beschäftigung finden kann. Der sich gerne austauscht und von Sachen hört, die er nicht kennt oder nicht macht. Ich bin nämlich neugierig.

Aber nein! Das darf ich nicht sein. Reiter müssen über Pferde reden. Irgendwann kommt das Thema zurück. Frag mich doch lieber was zu meinen Büchern! Über Pferde schnacke ich schließlich hier genug. Oder red mit mir über eine interessante Doku, die du angeschaut hast. Warum zum Geier müssen es immer Pferde sein? Wir sprechen doch da eh nicht auf einer Wellenlinie miteinander. Ich würde ja verstehen, wenn du, lieber Gesprächspartner einfach nur die Gelegenheit beim Schopf ergriffen hast deine Neugierde zu befriedigen, weil du noch nie so viel Zugriff auf Reiterinformationen hattest. Aber unser Gespräch geht ja dauernd gleich! Weil du scheinbar meinst, dass Reiter nur über Pferde sprechen können.

Ich verstehe nicht, warum solche Sachen immer nur bei Reitern aufkommen? Redet mit dem Kollegen, der gerne Fußball mag, denn alle Welt auch nur über Fußball, weil sie schon davon ausgeht, dass der kein anderes Thema kennt? Nö. Oder das Mädel, das sich sehr für Mode interessiert … redet man mit der auch nur über Klamotten? Nö! Vielleicht mit der, die ein Kind hat nur über Kinder? Ja, schon eher. Kinder und Pferde sind da wohl auf einem ähnlichen Level.

Etwas ganz anderes ist das übrigens mit unseren Partnern. Die könnten jetzt wirklich mal sagen: Die haben ja nix anderes im Kopf. Denn wenn der Reiter was vom Pferd erzählen muss – dann auf jedem Fall dem Partner. Selbst wenn der gar nichts davon versteht. Manchmal muss es halt raus.

Foto: Huiiiii! Kühe ärgern inklusive.