Was soll das eigentlich? Seit wann gehört das Walla-Kleid zu Pferdebildern dazu? Was ist in den letzten Jahren schief gelaufen? Bei mir im Stall früher hätte sich niemand anders als in Reitkleidung in den Stall gewagt, jedenfalls nicht, wenn er vorhatte, mit dem Pferd zu arbeiten. Stallschuhe, Reithose, Markenkleidung obenrum, oder eben das, was die machen, die keinen Bock darauf haben: Ausgetragene Alltagskleidung zur Stallkleidung umzufunktionieren.
Aber heutzutage möchte ja scheinbar JEDER auf seinem Pferd im Kleid abgelichtet werden. Warum? Ich finde, Reiten ist etwas Sportliches, da darf ich auch gerne sportlich und nicht schön aussehen. Zumal schön halt auch immer relativ ist, wenn man bedenkt, was für Damen (Kleidergröße 44+) sich dann in einem Kleid meiner Kleidergröße (32-34) ablichten lassen. Da gibt es dann den Presswursteffekt. Aber Hauptsache es weht ganz toll im Galopp. Geht natürlich nicht, wenn man mit seinem dicken Hintern auf der Schlöppe sitzt, nein, da wird das Kleid schnell hervorgezaubert.
Doch dann sitzt man ja mit dem blanken Arsch im pieksenden Pferdefell. Ist ja nicht so, als hätte ich mir nicht extra eine passende Hose dafür angezogen, aber schön ist echt was anderes! Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, das noch einmal zu machen. Zumal es auch wirklich nicht sonderlich gutes Wetter war. Und mit feuchtem Hintern auf feuchtem Pferd herumzueiern … ich weiß nicht, wer das unbedingt haben muss – ich jedenfalls künftig nicht mehr.
Kommen wir also zurück zu den Fotos. Die mit Kleid müssen natürlich im Galopp sein, oder wenn das Pferd steigt. Mit Halsring, sonst ist das nicht schön. Weht das Kleid nicht (weil kein Wind, oder der eigene Körper das bauschige am Kleid leider völlig ausfüllt), wird gephotoshopt. Gerne auch richtig schlecht (ich erinnere mich da an so ein Pastellkleid mit Steigepferd … uh, war das miserabel bearbeitet).
Generell … was sollen diese hässlichen Pastelltöne? Angst vor Farbe? Passen die nicht zur Schibbi-Schabbi im heimischen Stall? Pastell, ey … das erinnert mich immer an kitschige Osterhäschen und Weiberfarben, die ich nicht tragen möchte. Ich sehe in Pastelltönen eh aus, als hätte ich die Gelbsucht. Oder wie eine Aubergine mit Rheuma.
Und das Pferd – es ist völlig egal, ob Kleid und Pferd farblich passen, Hauptsache es galöppelt schön. Am besten auch mit Wallamähne, egal wie sehr sich Pink mit Fuchs beißt, alles muss wehen, am besten zusammen. Wenn nicht, dann … trotzdem. Das ist echt krass, denn die ganzen Modepuppen, die ihr Pferd sonst immer Ton in Ton und nur nach vorheriger Farbberatung eine Schibbi-Schabbi kaufen, haben plötzlich kein Problem damit, sich in einem farblich unpassenden Kleid in den Sattel zu schwingen, ganz egal, was die Umwelt sagt. Ach, halt … es gibt ja keinen Sattel beim Kleiderreiten.
Anschließend geht es mit dem mehr oder minder (bemittelten) begabten Fotografen ins Feld. Es muss im Feld sein, denn wo man zwar Wallakleider photoshopen kann, kann man offensichtlich keine Zäune wegshopen. Versteh einer diese Fotografen. Meine kann so was. Kann sie wirklich, denn ich bin ja Schisser und bin auf einem eingezäumten Gebiet (nennt sich Weide).
Und dann natürlich alles ohne Schuhe. Weil man ja nicht mit Pumps aufs Pferd kann (hab ich allerdings auch schon gesehen …). Andere Schuhe passend nicht zum Kleid. Und man will ja toll aussehen. Also barfuß. Das ist so ziemlich das Fieseste, was man mir antun kann. Aber es setzt sich eben durch.
Ist man dann fertig (denn richtiges Arbeiten war das nicht) wird das Pferd wieder weggestellt und die Fotos werden überall hochgeladen. 20 Gewinnspiele, 30 Gruppen … ach, es müssen alle sehen, wie SCHÖN man ist. Wie viel Vertrauen es da gibt. Und wie viel Photoshop …
Foto: Hab ich nicht gemacht, weil ich das so hip finde, sondern wurde quasi gezwungen. Von euch! Damit das Arschlochpferd Buch auch die richtige Stimmung vermittelt. Das mach ich nie wieder, egal wie cool das Endergebnis ist (das ist nicht das Endergebnis … das seht ihr im Buch!)