Sie haben lange Wallehaare, kommen piaffierend aus dem Mutterleib und haben Namen wie Carloz Gomez Fuego Jesus! Gesundheit! Das spanische Pferd begeistert plötzlich Reiterinnen, denn es lässt einen ja einfach SO gut aussehen – nicht nur weil es die in Sonderlack gibt, nein, die machen auch einen schlanken Fuß beim Reiterlein, weil sie vor allem Barock und damit hart an der Grenze zu fett sein können.
Plötzlich zahlen sehr viele Leute teuer Geld für was Spanisches und es sind keine Tapas. Nein, es sind iberische Rassen, die natürlich in Spanien und Co. gezogen und trainiert werden. Generell ist vielen Reiterinnen dabei total egal, wie die das Piaffieren gelernt haben, Hauptsache die tuns dann nachher auch. Die Narben am Pferd zeigen nur Härte. Ist ja wild und frei in der Pampa aufgewachsen und hat da mit einem Stier gekämpft.
Kauft man nicht dort, hat man irgendwie auch keinen echten Iberer. Am liebsten natürlich einen Hengst, denn das ist noch prestigeträchtiger als die Tatsache, dass man so ein spanisches/portugisisches Tier anschleppt.
Das reitet man auch nicht Probe, das lässt man sich vor die Haustür karren. Kann man ja zurückgeben, falls der nicht farbecht ist.
Apropros Farbe: Farbig darf der Gaul sein. So richtig edel – und hier sind plötzlich auch Schimmel erwünscht. Die Mähne darf man aber niemals kurz schneiden, sonst ist es gar kein Iberer mehr. Das hängt alles an der Mähne – und natürlich an der Piaffe. Der Braune, oder gar Dunkelbraune ist verpönt. Wenn ein Barockpferd dunkel ist, muss es schon schwarz sein, allerdings ist es dann automatisch ein Friese. Alles was schwarz und wallamähnig ist, ist ein Friese.
Unsexy sind schnöde Braune. Spannend wird es bei cremefarben, gold oder anderen heißen Färbungen, die das Pferd gleich mal 2000 Euro teurer machen – mindestens.
Überhaupt, wer kann das schon unterscheiden? Sind immer alles Spanier. Portugal liegt doch direkt nebendran, ist quasi in Andalusien, also sind die iberischen Rassen alle Andalusier, wenn Pferdegörlz sich dazu austauschen. Friesen gibt es auch noch in Barock, ansonsten ist alles was fett und haarig ist ebenfalls barock, nur eben nicht spanisch. Generell können ja auch nur die Iberer das, was so ein Barockpferd können muss, der Rest sieht ja auch nur so aus und kann das alles definitiv nicht so gut wie die anderen.
Scharfe Zäume und absurde Kappzäume sind übrigens völlig in Ordnung, wenn man was Spanisches dahat, die kennen das so, ihr wisst ja: die haben schon im Mutterbauch die Serreta drauf, zackig scharf, damit gelernt werden kann. Wagt es jemand, seinen Spanier anders zu reiten als Barock, ist er aussätzig und muss wie ein Leprakranker Schellen mitbringen. Spanier können auch alle nicht springen, nein, das liegt nicht in den Genen.
Andere Barockreiter werden erst einmal kritisch beäugt. Ein DEUTSCHER Spanier? Kann ja gar nicht richtig sein. Wie, der kann noch nichts? Der muss aber wenigstens schon fliegende Wechsel springen und eine schöne Pirouette zeigen. Nicht? Dann ist es auch gar kein Spanier.
Was ist das? Ein Tinker? Der ist erst recht kein Spanier, geh mir weg. Moment, kastriert noch dazu?
Na, da brauchst du aber den Barocktussis gar nicht erst kommen. Geh bitte wieder. Leg dich hin. Zum sterben! Falls du davor noch einen Spanier bekommst, der alle Kriterien der Barocktussi erfüllt, darfst du gerade noch einmal wiederkommen. Sonst aber nicht.
Generell darf man diese Reiterinnen aber NIEMALS mit Dressurreiterinnen verwechseln, da werden alle Teilnehmer der Diskussion böse. Der Spanier geht Traversalen, der Holsteiner auch, aber das ist nicht dasselbe, nein, nein! Selbst wenn der Iberer dieselben Lektionen kann, wie das Warmblut, wird die Spanierliebhaberin auf jeden Fall mit dem Finger auf die böse Warmblutfrau zeigen, um zu sagen: Ach, das arme Rollkurtier! Mit 18 geht es Grand Prix!
Dann piaffiert sie auf ihrem siebenjährigen Hengst aus Spanien davon.
Foto: Ich hab weder was gegen Barockreiten noch gegen Spanier. Nur er!