Sommer ist ein Phänomen, dass uns Reiter ja theoretisch jedes Jahr heimsucht. Aber er kommt genauso überraschend wie der Winter und es wird auch genauso viel geheult. Denn so ein Pferd schmilzt ja jenseits der 25°. Wie können also andere Reiter sich erdreisten, einen Sommerausritt zu machen, oder in den Abendstunden eine Reitstunde zu nehmen. Und dann sind ja da noch die dreckigen Turnierreiter, wegen denen muss man ja immer heulen und die gehen allen Ernstes noch aufs Turnier, auch wenn draußen dieses grässliche Objekt namens: Sonne zu sehen ist. Von den Galoppern und Trabern sprechen wir besser gar nicht, das ist ja wohl eh eine absolute Zumutung und da kriegen ja immer mindestens alle Pferde plus drei weitere, die nur zugeschaut haben, einen Kreislaufzusammenbruch.
Klingt komisch? Ja, aber laut Pferdegruppen ist genau das im Sommer zu beobachten. Und natürlich ständig diese Posts, die uns sagen, wie scheiße alle Leute sind, die sich im Sommer aufs Pferd setzen. Gerne mit der Begründung: „Ihr macht ja auch keine harte Arbeit, wenn es heiß ist.“
Das werde ich meinem Chef dann demnächst mal vorschlagen …
Ein weiteres Indiz ist natürlich das Schwitzen des Pferdes. Wenn das Pferd schwitzt, dann steht es kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch und muss sofort abgeduscht werden. Falls die Leute, die das behaupten, ihre Pferde NIEMALS zum Schwitzen bringen, würde ich fast sagen, dass sie es nicht richtig machen. Und ich bring ganz sicher nicht die Handbrause mit in den Stall, nur um die im Notfall mit dem Kärcher zu kombinieren, weil das Pferd mal schwitzt. Das tut meiner öfter mal. Primär deswegen, weil Mittagshitze ihn dazu bringt, mit dem Pony rumzufetzen, oder sinnbefreit über die Weide zu galoppieren.
Duschen ist aber auch nicht gut. Weil da sterben Pferde von. Warum? Weiß ich nicht. Meins lebt noch. Schlaue Hühner erklären uns also in Facebook Gruppen, dass wir nicht reiten sollen, die Pferde auf der Weide lassen und sie auf keinen Fall, never ever duschen sollen. Na, das ist ja ein super Sommer. Auch für das Pferd, das künftig nicht mehr zum See reiten darf, um darin zu schwimmen, oder auf seine angenehme kühle Dusche zu verzichten.
Falls man irgendwie auf Trainingszustand oder sonstige Dinge (wie: ich reite Abends im Wald, da ist es nicht warm) hinweist, kommt das Argument: Aber es ist immer noch ein Pferd. Und alle Pferde sind gleich! Wissen wir doch.
Auf Turniere darf man auch nicht. Sagen sogar die, die zu Hause noch reiten. Weil es auf örtlichen Turnieren natürlich immer mindestens 10° wärmer ist. Das liegt an der Klimazone, ihr erdkundephoben Deppen. Weiß ja wohl jeder. Und im Hänger ist es auch warm. Rüber reiten ist auch nicht okay. Auch wenn andere reiten. Aber die reiten ja nicht zum Turnier. Geht es eigentlich noch ein bisschen unlogischer und komplizierter? Mir fällt gerade nichts ein, um das noch mehr zu verkomplizieren.
Außer natürlich, wenn wir uns über Pferderennen unterhalten. Das ist ja immer Tierquälerei, aber besonders im Sommer. Die armen Pferde! Ich kann mich ja von einem gewissen Unverständnis hier nicht frei machen, denn wir trainieren extra im Sommer früh, damit es nicht so heiß ist … in Deutschland startet aber kein Renntag vor 13:00 Uhr … Logik, wo bist du? Aber ja, ein bisschen Logik ist noch drin, die sechs Mal, die ein Dreijähriger so im Schnitt läuft, sind dann doch deutlich weniger, als jeden Sommertag in der Mittagshitze cantern zu gehen. Und von den sechs Mal scheint wahrscheinlich nur einmal die Sonne …
Na, ja … lassen wir uns weiterhin alle als Tierquäler verschreien, wir alle zusammen, die bei Sonnenstrahlen nicht direkt den Ventilator nebens Pferd stellen.
Foto: Dreht im Sommer übrigens richtig auf.